Benjamin Feingold-Kolumne

Bitcoin löst Quantencomputing wieder ab

24.01.25 11:20 Uhr

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Bitcoin löst Quantencomputing wieder ab | finanzen.net

In Sachen Volatilität machte den Kryptowährungen jahrelang keiner etwas vor. Seit Kurzem treten aber Quanten-Aktien auf den Plan. Das könnte aber kurzlebig sein.

30 Prozent rauf, 50 Prozent runter, 30 Prozent rauf - das ist in Kurzform die Erzählung der Aktie D-Wave Quantum vom 8. Januar 2025. Nvidia-Boss Huang wertete die Geschichte um Quantencomputing als spannend, aber mindestens 15 Jahre entfernt ein. Dass Aktien aus dem Sektor für private Anleger offenbar sehr interessant sind, zeigt die Liste der meistgehandelten Aktien am Börsenplatz gettex oder beim Smartbroker in Berlin. D-Wave Quantum lag tagelang auf dem Level mit etablierten Aktien wie Nvidia, Mercedes oder Tesla.

Die Substanz der Rally bei Quanten-Aktien dürfte jedoch in der Tat überschaubar sein und der Trend nicht ewig halten. Danach werden sich gerade hochspekulative Trader wieder Bitcoin und Ethereum zuwenden, auch wenn es nach Knacken der 100.000 Dollar-Marke kurzzeitig ruhiger um den Bitcoin wurde. "Rund 16 Jahre hat es gedauert, bis der Bitcoin die Marke von 100.000 Dollar geknackt hat", so Vanyo Walter vom Broker RoboMarkets. Nun hoffen Anleger auf Trump: Denn tatsächlich könnte die neue US-Regierung mit Krypto-Fan Donald Trump relativ schnell verlässliche Rahmenbedingungen für den Umgang mit digitalen Währungen umsetzen. Mehr Rechtssicherheit bedeutet mehr Interesse von institutionellen Investoren und damit steigende Nachfrage und höhere Kurse.

Dynamik lässt nach

Entscheidend für die Zukunft ist aber die Frage, was in den Kursen bereits eingepreist ist. Immerhin ist ab Anfang November viel spekulatives Kapital in den Bitcoin geströmt. So flossen in den ersten zwölf Tagen nach der US-Wahl knapp 7 Mrd. Dollar in Bitcoin-ETFs. Umgerechnet entspricht dies etwa 6000 Bitcoin. Andererseits kommen seit dem Halving im April aufgrund der damit verbundenen Verknappung nur noch rund 450 Bitcoin pro Tag auf den Markt. Vor einigen Jahren waren es noch durchschnittlich rund 1800 fiktive Münzen.

Die Nachfrage übersteigt das Angebot deutlich, zumal der Bitcoin zunehmend von langfristigen Investoren gehalten wird und somit vergleichsweise wenige Coins im Umlauf sind. Die Dynamik lässt langsam nach. Die Einführung von ETFs ist abgeschlossen, das nächste Halving steht erst 2028 an und die Trump-Wette ist auch gespielt.

Bitcoin ist kein Ersatz für Gold

Dabei wird oft vergessen, dass Bitcoin in erster Linie der Spekulation dient und nicht als Goldersatz und damit als sicherer Hafen zu sehen ist. "Mittlerweile muss man für einen Bitcoin 37 Unzen Gold bezahlen", rechnet Vanyo Walter vor. Ähnlich teuer war das Krypto-Asset während der beiden Hochphasen im Jahr 2021. Wie schnell sich die Stimmung drehen kann, zeigt laut Franz-Georg Wenner von IndexRadar ein Blick in den Rückspiegel. "Vor genau zwei Jahren drückte die Pleite der Kryptobörse FTX den Bitcoin auf 16.000 Dollar. Die Stimmung war im Keller, innerhalb von nur zwölf Monaten brach der Kurs damals um rund 77 Prozent ein."

Absturz auf 70.000 Dollar?

Ähnliche Muster gab es in der noch jungen Geschichte schon mehrfach. Immer, wenn der Kurs eine Zehnerpotenz überschritt, folgte ein Krypto-Winter. Nachdem 2011 die 10er-Marke, 2013 die 100er- und 1000er-Hürde sowie 2017 die 10.000er-Marke genommen wurden, ging es in den Folgemonaten jeweils um 70 bis 80 Prozent nach unten. Seit der US-Wahl Anfang November ist der Kurs um 50 Prozent gestiegen und hat mit der 100.000 die nächste Zehnerpotenz abgearbeitet. Bisher wurde das Hoch meist über der Zehnerpotenz mit einer abschließenden Übertreibung erreicht.

Die Frage ist nicht ob, sondern nur wann die nächste Abkühlung folgen wird. Verluste von 80 Prozent und damit Kurse von 20.000 oder 30.000 USD sind zwar kaum zu erwarten, da Bitcoin inzwischen auch von institutioneller Seite nachgefragt wird und nun auch politische Unterstützung erfährt. Es wäre aber nicht überraschend, wenn wir das alte Hoch von 70.000 Dollar wieder sehen würden.

150 Jahre Börsenerfahrung kombiniert technische Analyse, Trading, Börsenpsychologie und konkrete Investments. Benjamin Feingold ist Mit-Gründer von Feingold Research. Unseren Börsendienst finden Sie unter feingoldresearch.de!

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