Die Luft an den Aktienmärkten wird dünn
DAX, S&P 500 und Co. haben seit Februar rund 15 Prozent zugelegt. Der Optimismus bei den Anlegern ist sehr hoch. Es ist Zeit, über eine Absicherung des Depots nachzudenken.
Trotz der Griechenland-Krise haben die Aktienmärkte in den vergangenen Wochen kräftige Gewinne verbucht. Seit dem Zwischentief im Februar stieg allein der DAX rund 15 Prozent bzw. 800 Punkte. Eine Reihe von Analysten sieht die Luft nach dem Sprung über die Marke von 6.200 Punkten dünn werden. Bei 6.500 Punkten verlaufe der obere Rand eines Trendkanals, der einen weiteren Anstieg begrenze. Der VDAX, also der Volatilitäts-DAX, der als Angstbarometer gilt, hat in der Vorwoche mit 16,4 Prozent den niedrigsten Stand seit Dezember 2007 erreicht. Das Maß der Sorglosigkeit ist also ziemlich hoch.Der aktuelle UBS Investor Sentiment Index zeigt die wachsende Zuversicht der Anleger. Der Index vergleicht den Stand des DAX mit der Höhe der Caps, für die sich Anleger bei der Wahl ihrer UBS Discount-Zertifikate entscheiden. Seit 2002 berechnet UBS diesen Index – und die Zuversicht der Investoren war bisher noch nie so hoch wie im vergangenen März. Mit einem durchschnittlichen Cap von 6,25 Prozent über dem Indexstand lag der durchschnittliche Cap bei DAX-Discount-Zertifikaten das erste Mal oberhalb des aktuellen Index-Niveaus. Auch das Call-Put-Ratio der S&P 500-Werte an der CBOE zeigt eine zu optimistische Stimmung bei den Anlegern.
Auf der anderen Seite zeigen Konjunkturdaten in den USA eine Fortsetzung der Konjunkturerholung an. Der steigende Ölpreis und die Verteuerung der Industriemetalle können dafür ein Hinweis sein. Es ist also nicht ausgeschlossen, dass der DAX nach dem Passieren der Marke von 6.500 Punkten noch einmal durchstartet. Der DAX steht also quasi an einem Scheideweg. Das spricht dafür, dass die Anleger ihr Depot absichern. Um das Portfolio gegenüber eventuellen Verlusten abzusichern, eignen sich im Moment Verkaufsoptionsscheine (Puts). Die Absicherung durch die Puts ist wegen der niedrigen Volatilität sehr preiswert. Als Faustregel gilt: Je niedriger die impliziten Volatilitäten sind, um so günstiger sind die Verkaufsoptionsscheine zu haben.
Um eine statische Absicherung eines Depots mit einem Schwerpunkt auf DAX-Werten oder Fonds mit deutschen Blue Chips vorzunehmen, ist der Kauf eines Verkaufsoptions-scheins auf den DAX beispielsweise von der Deutschen Bank (DE000DB91BG1) sinnvoll. Der Warrant hat einen Basispreis von 6.300 Punkten, ein Bezugsverhältnis von 1:100 und eine Laufzeit bis zum 15. Dezember 2010. Aktuell notiert der Optionsschein bei 4,26 Euro. Fällt der deutsche Leitindex, steigt der Wert des Puts für jeden Verlustpunkt des DAX um einen Cent pro Optionsschein. Sollte der Index tatsächlich bis zum 15. Dezember auf 5.500 Punkte fallen, bekommt der Anleger einen Betrag von 8 Euro pro Put ausgezahlt. Um ein Depot mit einem Wert von rund 50.000 Euro abzusichern, wird der Depotwert durch den DAX-Stand dividiert. Bei Berücksichtigung des Bezugsverhältnisses werden bei dem obigen Beispiel rund 800 Puts benötigt, um das Depot abzusichern. Rutscht der DAX also bis Dezember 2010 auf 5.500 Punkte ab, geht der Depotwert auf 44.000 Euro zurück. Auf der anderen Seite steigt der Put-Optionsschein auf 8 Euro. Der aus den Puts resultierende Gewinn von knapp 3.000 Euro kann die Depotverluste partiell abpuffern. Fällt der Dax schneller und steigt dabei die implizite Volatilität, also die vom Markt erwartete Volatilität, rasch an, entsteht ein höherer Gewinn aus der Absicherungsposition.
Steigt der DAX entgegen der Erwartungen Richtung 7.000 Zähler, macht das Depot den Anstieg mit. Der Depotwert liegt dann bei 56.000 Euro. Die Put-Optionsscheine verfallen wertlos, wenn die Position bis zum Laufzeitende gehalten wird. Dann geht theoretisch die Versicherungsprämie von 3.405 Euro verloren. Der Hedge kann aber vorher aufgelöst werden, was den Verlust reduziert. Die Absicherung eines Depots ist auch mit Put-Knock-out-Scheinen möglich. Das hat den Vorteil, dass das Delta immer nahe 1 liegt. Es besteht allerdings die Gefahr des Knock-out, falls der DAX in die entgegengesetzte Richtung läuft. Außerdem profitiert der Anleger nicht von einer steigenden Volatilität. Bei einemDepot mit einemSchwerpunkt in DAX-Aktien lautet die Formel für die Bestimmung des Put-Knockout wie folgt: (Depotvolumen / Indexstand) * Bezugsverhältnis.
Andere Möglichkeiten, von fallenden Kursen zu profitieren, sind Reverse-Bonus-Zertifikate. Sowirft ein Reverse-Papier der Deutschen Bank (DE000DB4CAK0) innerhalb eines Zeitraums von rund sechs Monaten eine Rendite von rund 20 Prozent ab, sofern der DAX die Knockin-Schwelle bei 7.000 Punkten nicht verletzt. Der Abstand liegt aktuell bei 12,3 Prozent. Der Bonus-Level liegt bei 2.700 Punkten. Ein einfach konstruiertes Produkt ist das DAX Bär-Index-Zertifikat der LBB (DE000LBB2YR1). Das Zertifikat entwickelt sich spiegelverkehrt eins zu eins zum Kursverlauf des DAX. Es repräsentiert ein Hundertstel der Differenz aus dem Basiskurs des Zertifikats von 7.000 Punkten und dem DAX. Bei einem aktuellen Indexkurs von 6.230 Punkten notiert das Produkt bei 7,56 Euro. Sollte der Index entgegen der Marktmeinung drehen und in die entgegen-gesetzte Richtung steigen, wird das Produkt bei 6.500 Punkten getriggert und der Restbetrag vom Emittenten zurückgezahlt. Die LBB bietet ebenfalls ein Bär-Zertifikat auf den Euro STOXX50 (DE000LBB11J6) an. Der Basiskurs liegt hier bei 7.000 Punkten. Bei dem Bär-Index-Zertifikat der LBB auf den S&P 500 (DE0005868384) liegt der Basiskurs bei 3.000 Punkten.
Der Autor dieses Artikels ist Christian Grabbe, Derivateexperte bei der Baader Bank AG und zuständig für alle Derivategeschäfte. Weitere Informationen rund um die Themen Indizes, Aktien, Anleihen, Hebelprodukte, ETFs, Devisen und Rohstoffe erhalten Sie auf www.Baadermarkets.de sowie in dem kostenlosen Newsletter Zertifikate Börse.“
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