Zertifikate

Morgan Stanley: Ärger nach Neuemission

aktualisiert 19.07.11 17:14 Uhr

Zwei Neuemissionen aus dem Hause Morgan Stanley lassen aufhorchen – allerdings mit sehr unterschiedlicher Resonanz.

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von Jens Castner, €uro am Sonntag

Für die Emission einer sogenannten Global-Protect-Anleihe (ISIN: DE 000 MS0 KBC 6) hat die US-Bank kräftig Prügel bezogen. Das Produkt verspricht einen Kupon von 100 Prozent, der allerdings nur ausbezahlt wird, wenn keine Aktie aus einem Portfolio von 20 Werten zu irgend­einem Zeitpunkt während der fünfjährigen Laufzeit um zwei Prozent im Minus notiert.

Das Institut für Zertifikateanalyse (IZA) errechnete sogleich, dass die Wahrscheinlichkeit der Auszahlung jener 100 Prozent bei exakt null Prozent liege. „Sie hätten auch einen Kupon von 5000 Prozent draufschreiben können, das wäre genauso wertlos gewesen“, kritisierte IZA-Geschäftsführer Florian Röbbeling.

So klar ist der Fall allerdings nicht: Das Produkt sei allein auf Wunsch eines einzelnen Kunden zustande gekommen und auch nicht aktiv vertrieben worden, heißt es bei Morgan Stanley. Dem Vernehmen nach sei niemand zu Schaden gekommen. Kein Anleger habe das Produkt vor dem Bruch der Barriere gekauft.

Die auf dem Papier hohe Rendite sollte also nicht die Gier unbedarfter Anleger wecken, vielmehr wollte der betreffende Kunde wohl eine Null­kuponanleihe, worauf auch die Preisstellung an der Börse hinweist.


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Warum noch eine derart ungewöhnliche Konstruktion drumhe­rum gebaut wurde, bleibt allerdings dessen Geheimnis. Zur Motivation des Kunden wollte das Haus keine Stellungnahme abgeben. Wegen der Aufregung, die diese gerade mal 1,2 Millionen Euro schwere Emission verur­sacht hat, werden inzwischen keine Stücke mehr ausgegeben. Das Missverständnis sollte sich damit erledigt haben.

Mit einer neuen Zinsanleihe auf die Norwegische Krone (ISIN: DE 000 MS0 KBY 0) kommt jetzt das genaue Gegenteil des viel bescholte­nen Global-Protect-Produkts auf den Markt. Statt zwei Prozent Risikopuffer und 100 Prozent Kupon, sollen es nun realistische zwei Prozent Kupon und 100 Prozent Puffer sein. Wie ein ordentliches Garantieprodukt auszusehen hat, weiß man bei Morgan Stan­ley durchaus.

Die Basisverzinsung löst angesichts von bis zu zwei Prozent Ausgabeaufschlag zwar keine Jubelstürme aus, zumal norwegische Staatsanleihen in Landeswährung etwas mehr Rendite bringen.

Doch ein zweiter Blick in die Konditionen rückt die Sache in ein positiveres Licht. Das Produkt ist einseitig währungsgesichert – zugunsten der Anleger. Das bedeutet: Als Kompensation für den nicht übermäßig üppigen Kupon gibt es eine Option auf einen Anstieg der norwegischen Krone zum Euro. Sollte die Krone am Ende der vierjährigen Laufzeit gegenüber dem Euro gestiegen sein, gibt es die volle Performance obendrauf. Falls dagegen der Euro zulegt, greift die Kapitalgarantie, was die volle Rückzahlung des Nennbetrags von 1.000 Euro sichert.

Als Abwehrmaßnahme gegen eine drohende Verschärfung der Eurokrise ist die Anleihe also durchaus geeignet. Ein schlechtes Investment wäre sie nur, wenn die Zinsen in der Eurozone kräftig anziehen würden und die Gemeinschaftswährung gegenüber der Krone aus diesem Grund zumindest stabil bliebe. Dann wäre wegen der Garantiekomponente zwar nichts verloren, aber eben auch die Möglichkeit einer höheren Verzinsung als zwei Prozent verschenkt.

Im Moment sieht es für das Gros der Analysten wegen der verhee­ren­den Staatsfinanzen in Griechenland, Portugal, Irland und Italien eher nach einem Anstieg der Krone aus. Das Produkt kommt deshalb genau zum richtigen Zeitpunkt.

Die Zeichnungsfrist läuft noch bis zum 23. August, weshalb kein Grund zur Eile besteht. Wer Interesse an der Anleihe hat, kann in den kommenden Wochen in aller Ruhe die Entwicklung der Schuldenkrise und der Devisenmärkte abwarten und dann entscheiden. Und auch nach Ende der Zeichnungsperiode kann das Papier noch über die Börse erworben werden – wenn auch sicher nicht zum Preis einer Nullkuponanleihe.