HebelprodukteReport Walter Kozubek

Wie Optionsscheine auf Volatilitätsänderungen reagieren

11.04.12 10:51 Uhr

Wie Optionsscheine auf Volatilitätsänderungen reagieren | finanzen.net

Volaänderungen beinahe so gewichtig wie Preisänderungen des Basiswertes

Die für die Optionspreisbildung erforderlichen Parameter wurden mit den Namen griechischer Buchstaben versehen. Das Delta definiert, wie der Preis eines Optionsscheines auf Änderungen des Basiswertkurses reagiert. Das Theta definiert, wie sich der Zeitwertverfall auf den Wert eines Optionsscheines auswirkt und das Rho misst den Einfluss von Zinsen und Dividenden auf den Optionspreis. Jener der Volatilität zugeteilte “Grieche”, der für die Änderung des Optionsscheinpreises im Falle einer Volatilitätsänderung zuständig ist, wird als Vega bezeichnet.

Das Vega als Maßzahl

Das Vega misst die Sensitivität des Optionsscheinpreises hinsichtlich einer Veränderung der impliziten Volatilität um einen Prozentpunkt. Mathematisch gesehen, ist das Vega die erste Ableitung der Black and Scholes-Formel nach der Volatilität. Die Volatilität ist das Resultat eines theoretischen Modells, und wie so oft bei Modellen, sind auch hier Wahrscheinlichkeiten im Spiel.

So bedeutet z.B. eine Volatilität von 30%, dass sich der Kurs des Basiswertes mit einer hohen Wahrscheinlichkeit innerhalb einer Bandbreite von +/- 30% bewegen wird. Üblicherweise wird die Volatilität in Prozent pro Jahr angegeben, für Optionsscheine mit anderen Laufzeiten muss diese Zahl entsprechend angepasst werden.

Ein kleiner Wert für Vega drückt aus, dass der Optionsscheinpreis auf Volatilitätsänderungen relativ geringfügig reagiert. Ein hohes Vega hingegen bedeutet, dass der Optionsscheinpreis stark auf kleine Änderungen der Volatilität des Basiswertes reagiert.

Das Vega weist sowohl für Puts als auch für Calls immer einen positiven Wert auf. Deshalb wirkt sich ein Anstieg der Volatilität für den Inhaber von Calls und Puts immer günstig aus.

Vega im Geld am geringsten

Bei Optionsscheinen am Geld hat das Vega seinen höchsten Wert. Das Vega wird mit abnehmender Restlaufzeit immer geringer, da ja die Wahrscheinlichkeit starker Kursschwankungen des Basiswertes umso geringer wird, je mehr sich die Laufzeit dem Ende zuneigt.

Deshalb reagiert der Preis von Optionsscheinen mit kurzer Laufzeit, die sich tief im Geld befinden, auf Volatilitätsänderungen nur geringfügig. Solche Optionsscheine sind daher bestens geeignet, um sich vor einem kurzfristig erwarteten Rückgang der Volatilität zu schützen. Die Begründung dafür: bei tief im Geld liegenden Optionsscheinen mit kurzer Restlaufzeit ist der Zeitwert im Verhältnis zum inneren Wert nur gering. Volatilitätsänderungen können sich selbstverständlich nur auf den Zeitwert auswirken.

Deshalb ist der Einfluss der Volatilität auf den gesamten Wert des Optionsscheine insofern vernachlässigbar, weil ja der Löwenanteil am Wert dieses Optionsscheines der innere Wert ist, und der hängt ausschließlich vom Kurs des Basiswertes ab. Calls befinden sich dann tief im Geld, wenn der Kurs des Basiswertes weit oberhalb des Strikepreises liegt, Puts weisen dann einen hohen inneren Wert auf, wenn sich der Kurs des Underlyings weit unterhalb des Bezugspreises befindet.

Im Gegensatz zu im Geld liegenden Optionsscheinen reagieren vor allem weit aus dem Geld liegende Optionsscheine mit einer langen Restlaufzeit auf Volatilitätsänderungen besonders heftig, da sie ja nur aus Zeitwert bestehen.

HebelprodukteReport: Walter Kozubek ist Herausgeber des HebelprodukteReports. Dieser kostenlose PDF-Newsletter erscheint zwei Mal im Monat. Zusätzlich ist Herr Kozubek auch Herausgeber des ZertifikateReports, sowie einer der Betreiber des Internetratgebers www.geld.com

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