Citi-Kolumne Dirk Heß

Zwei Wege zum Ziel

23.10.15 15:34 Uhr

Zwei Wege zum Ziel | finanzen.net

Beim Kauf von Zertifikaten und Hebelprodukten können Anleger zwischen börslichem und außerbörslichem Handel wählen. Der Direkthandel mit den Emittenten hat dabei viele Vorteile.

Wer Zertifikate oder Hebelprodukte kaufen oder verkaufen möchte, hat die Wahl: Wie die meisten anderen Wertpapiere lassen sie sich mit sehr wenigen Ausnahmen an der Börse handeln. In Deutschland haben sich die Handelsplätze Euwax der Stuttgarter Börse und die Börse Frankfurt Zertifikate AG auf den Handel mit strukturierten Produkten spezialisiert. Neben diesem Börsenhandel hat sich der außerbörsliche Direkthandel mit den Emittenten, auch Emittentenhandel genannt, etabliert. Dabei kaufen Anleger Zertifikate ohne den Umweg über die Börse direkt beim Emittenten. Voraussetzung dafür ist, dass die depotführende Bank an die Handelsplattform dieses Emittenten angeschlossen ist. In den Ordermasken der Online-Broker und Direktbanken können Anleger dann in der Regel auswählen, ob die Transaktion über eine der beiden genannten Börsen oder im außerbörslichen Handel mit dem Emittenten erfolgen soll.

Auf den ersten Blick zeigen sich nur wenige Unterschiede zwischen börslichem und außerbörslichem Handel. Denn auch beim Handel über die Börse ist in der Regel der Emittent zumindest indirekt Handelspartner des Anlegers. Als sogenannter Market Maker sorgt er nicht nur für eine ausreichende Liquidität, die es Anlegern erlaubt, die Produkte jederzeit zu angemessenen Kursen zu handeln, sondern auch für die fortlaufende Preisstellung selbst. Denn Kauf- und Verkaufskurse der Papiere werden anders als etwa bei Aktien äußerst selten durch Angebot und Nachfrage bestimmt, sondern ergeben sich aus der Entwicklung des Basiswerts und der im jeweiligen Produkt enthaltenen Optionskomponenten. Wesentliche Einflussfaktoren auf den Preis sind dabei beispielsweise die Volatilität, die Zinsen und die Restlaufzeit. Nur in Ausnahmefällen wird daher an der Börse der Handelspartner des Anlegers nicht der Emittent, sondern ein anderer Marktteilnehmer sein. Lediglich in solchen Einzelfällen, bei denen zwei Kundenorders aufeinandertreffen, kann ein Anleger unter Umständen zu einem günstigeren als dem vom Emittenten gestellten Kurs kaufen oder verkaufen.

Für diese geringe Chance müssen Anleger jedoch einige Nachteile in Kauf nehmen. Zum einen ist an der Börse ein vom Ordervolumen abhängiges Transaktionsentgelt fällig, das beim Direkthandel entfällt. Hinzu kommt, dass der Anleger beim Kauf oder Verkauf über die Börse nicht sicher sein kann, zu welchem Kurs das Geschäft tatsächlich ausgeführt wird, zumindest wenn die Order unlimitiert aufgegeben wird. Beim außerbörslichen Handel wird ihm dagegen zunächst angezeigt, zu welchem Kurs der Auftrag erfolgen würde. Innerhalb einer kurzen Frist kann er dann entscheiden, ob die Transaktion zu diesem Preis durchgeführt werden soll oder nicht. In der Regel stellen die Emittenten sowohl börslich als auch außerbörslich die gleichen Preise, d.h. wird die Order zum gleichen Zeitpunkt ausgeführt, sollte der Kunde über beide Wege den gleichen Preis erhalten.

Das Setzen von Limits und Stop-Marken galt lange Zeit als Argument für den Handel über die Börse - gerade beim Kauf oder Verkauf schwankungsanfälliger Hebelprodukte. Doch längst zählen zahlreiche Orderfunktionen bei den meisten Brokern auch beim außerbörslichen Handel zum Standard. Dazu gehören nicht nur klassische Orderzusätze wie Limits oder Stops, sondern auch Ordertypen wie One Cancels Other (OCO). Das ist eine Kombination aus einer Verkaufsorder mit Limit mit einer Stop-Loss-Order zur Absicherung. Wird eine Order durch Erreichen der Limits ausgeführt, wird die andere Order automatisch gestrichen. So lassen sich im außerbörslichen Handel auch strategische Handelsaufträge erteilen, ohne dass Anleger die Kursentwicklung des von ihnen gewählten Papiers permanent im Blick behalten müssen.

Ein weiteres Argument sind die längeren Handelszeiten im Direkthandel. Während der börsliche Handel in der Regel nur von 09:00 bis 20.00 Uhr möglich ist, startet der außerbörsliche Handel bei vielen Emittenten für das Gros der Produkte für gewöhnlich schon um 8:00 Uhr und endet erst um 22:00 Uhr. Gerade für Selbstentscheider, die Zertifikate und Optionsscheine ohne Beratung durch ihre Hausbank oder Sparkasse handeln wollen, ist der außerbörsliche Handel daher der komfortablere und häufig auch kostengünstigere Weg.

Zudem werden Anlegern im Direkthandel immer wieder zahlreiche Trading-Aktionen angeboten. Das macht den außerbörslichen Handel noch günstiger, da der Broker die Order ab einem gewissen Volumen über einen bestimmten Zeitraum zu einer günstigen Flat Fee oder sogar kostenlos (Free Buy) abwickelt. Bei der Citi laufen derzeit zwei solcher Aktionen. Aktuelle Informationen dazu gibt es unter: https://de.citifirst.com/DE/Service/Trading-Aktionen

Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feiert 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.

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