Goldpreis: Warum ein Ausfuhrverbot aus Russland den Goldpreis kaltlässt
Die G7-Staaten wollen Goldimporte aus Russland untersagen. Von einem großen Wurf sprechen einige. Doch den Goldmarkt kümmert das kaum.
von Markus Bußler, Euro am Sonntag
Ende vergangener Woche sickerten die ersten Gerüchte durch: Gold soll auf die Sanktionsliste gegen Russland. Damit will man dem Land beziehungsweise Putin eine weitere Einnahmequelle austrocknen. Und tatsächlich ist das Ganze dann auch Thema auf der G7-Sitzung. Die Staaten wollen Gold ganz offensichtlich in die Sanktionsliste aufnehmen. Auf Twitter feierten Anleger schon einen bevorstehenden neuen Aufwärtstrend des Goldpreises, da es zu einer Verknappung auf dem physischen Markt kommen wird. Doch angesichts der Reaktion des Goldpreises dürften sie sich enttäuscht gezeigt haben. Der Goldpreis konnte nicht von den geplanten Sanktionen profitieren.
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Kam das wirklich überraschend? Tatsächlich waren Warenströme bereits durch die schon bestehenden Sanktionen eingeschränkt. Auf dem London Bullion Market sind russische Raffinerien schon seit März ausgeschlossen. Die Sanktionen waren also kein "mächtiges neues Schwert". Und der wichtigste Punkt: Große Goldkäufer wie China oder Indien gehören nicht den G7-Staaten an, würden sich folglich nicht dazu verpflichten, kein Gold aus Russland zu erwerben. Russland hätte also nach wie vor Abnehmer für sein produziertes Gold - immerhin rund 300 Tonnen im Jahr.
Tatsächlich dürften die Sanktionen der G7-Staaten auf den Goldschatz der russischen Zentralbank abzielen, den diese in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Mit rund 2.300 Tonnen hatte sich Russland auf Rang 5 der Länder mit den höchsten Goldreserven weltweit geschoben. Offensichtlich will die Staatengemeinschaft verhindern, dass Russland dieses Gold zur Finanzierung des Angriffskriegs gegen die Ukraine verkauft. Doch wie gesagt: Sollte Russland dies planen, dürfte man nach wie vor Käufer finden. Und einmal im Umlauf, ist nur schwer kontrollierbar, wie sich das Gold verbreitet. Die Schweiz hat zwar unlängst dementiert, russisches Gold in den Raffinerien verarbeitet zu haben. Doch die Gerüchte dürften damit nicht verstummen.
Kaufsignal fehlt (noch)
Den Goldpreis interessiert das Ganze aktuell wenig. Er bleibt weiter in seiner lustlosen Handelsspanne gefangen. Dabei gäbe es aus fundamentaler Sicht genügend Gründe, dass Gold steigen sollte: Die hohe Inflation, das sich andeutende Top im US-Dollar oder auch die guten COT-Daten, die Entspannung seitens der Terminbörsen signalisieren. Doch die Charttechnik will einfach kein Signal für eine neue Rally geben. Ein Sprung über den Bereich von 1.875 bis 1.880 Dollar würde das Chartbild deutlich aufhellen. Die Zeit kann nach wie vor zur Aufstockung bei physischem Gold genutzt werden.
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