Ohne größere Probleme

Wartung von Nord Stream 1 im Plan: Wartungsarbeiten im Plan - Gaslieferungen durch Pipeline Nord Stream 1 angekündigt

20.07.22 16:38 Uhr

Wartung von Nord Stream 1 im Plan: Wartungsarbeiten im Plan - Gaslieferungen durch Pipeline Nord Stream 1 angekündigt | finanzen.net

Wird am Donnerstag wieder russisches Gas über Nord Stream 1 nach Deutschland und Europa fließen? Erste Hinweise gibt es bereits, aber auch neuerliche Warnungen aus Moskau.

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Hinweise auf erneute Gaslieferung

Entgegen Befürchtungen, dass Russland den Gashahn nicht wieder aufdrehen könnte, deutete Kremlchef Wladimir Putin in der Nacht zum Mittwoch Lieferungen auch nach der Wartung an. "GAZPROM erfüllt seine Verpflichtungen, hat sie stets erfüllt und ist gewillt, weiterhin alle seine Verpflichtungen zu erfüllen", zitiert die russische Agentur Interfax Putin. Normalerweise werden zudem am Vortag geplante Liefermengen bei Netzbetreibern angemeldet. Entsprechende Anmeldungen sind laut dem Netzbetreiber Gascade Voraussetzung für den Transport nennenswerter Mengen. Das Unternehmen betreibt die beiden Empfangspunkte von Nord Stream 1 im vorpommerschen Lubmin. Zunächst standen entsprechende Anmeldungen, bei denen es sich erst einmal um vorläufige Angaben handelt, noch aus.

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Stand der Wartungsarbeiten

Bis kurz vor dem planmäßigen Abschluss der Routinewartung der Leitung stand Gaslieferungen ab Donnerstag zumindest aus Sicht des Betreibers der Pipeline, der Nord Stream AG, nichts im Weg. Nach Aussage eines Unternehmenssprechers müsste die Nord Stream AG den Markt andernfalls in festgelegter Weise informieren. Eine entsprechende Meldung gab es auch bis zum Mittwochvormittag nicht. Am Dienstagnachmittag floss laut Betreiberwebsite trotz Wartung eine geringe Menge Gas durch die Leitungen. Dieser Fluss sei technisch bedingt gewesen, berichtete der NDR unter Berufung auf die Nord Stream AG. Laut den Plänen der Betreiber sollen die Leitungen wieder ab Donnerstag, 6 Uhr, zur Verfügung stehen.

Neue Warnungen aus Moskau

Putin warnte in der Nacht zum Mittwoch vor einem weiteren Absenken der Liefermenge. Sollte Russland eine in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalten, drohe Ende Juli die Durchlasskapazität nochmals deutlich zu fallen. "Dann gibt es nur 30 Millionen Kubikmeter am Tag." Die Pipeline kann pro Tag theoretisch mehr als 167 Millionen Kubikmeter transportieren. Die in Kanada reparierte Turbine wurde wegen der westlichen Sanktionen infolge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine lange zurückgehalten. Zuletzt hatte Kanada entschieden, die Turbine an Deutschland zu übergeben.

Nord Stream 2 als Hintergedanke?

Kremlchef Putin brachte erneut die weitgehend parallel verlaufende, fertiggestellte, aber nicht betriebene Pipeline Nord Stream 2 ins Spiel. Nach der russischen Invasion in die Ukraine setzte Deutschland das Genehmigungsverfahren für den Betrieb der Leitung aus. "Eine Route haben sie geschlossen, bei der zweiten die gaspumpenden Aggregate unter Sanktionen gestellt", zitierte Interfax Putin. Putin hatte schon in der Vergangenheit erklärt, der Betrieb von Nord Stream 2 könnte die Gaspreise senken. Denkbar wäre, dass Moskau die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 durch die Drosselung von Nord Stream 1 erzwingen will.

Schon vor Beginn der jetzigen Wartung und Stilllegung von Nord Stream 1 vor anderthalb Wochen hatte der russische Staatskonzern GAZPROM die Lieferungen durch die mehr als 1200 Kilometer lange Pipeline auf 40 Prozent gedrosselt und dies mit der fehlenden Turbine begründet. Sie ist laut GAZPROM für die Kompressorstation Portowaja wichtig, die wiederum für den Betrieb von Nord Stream 1 essenziell sei. Aus Sicht der Bundesregierung diene die Turbine Russland nur als Vorwand zur Drosselung der Gaslieferung. Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums handele es sich lediglich um eine Ersatzturbine. Laut Putin geht Ende Juli allerdings eine andere Turbine regulär in Reparatur.

"Plumper Erpressungsversuch" Putins zu Nord Stream 2

Politiker der Ampel-Koalition sehen in Aussagen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, die Pipeline Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen, einen "plumpen Erpressungsversuch". Entsprechend äußerte sich am Mittwoch FDP-Fraktionsvize Lukas Köhler. Er sagte der Deutschen Presse-Agentur: "Das Thema Nord Stream 2 ist aus gutem Grund erledigt - und dieser Grund sitzt im Kreml. Mehr gibt es zu Putins neuerlicher Showeinlage gar nicht zu sagen."

Nina Scheer, energiepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, sagte: "Die Frage stellt sich insofern nicht, als dass aus europäischer Sicht mit Rückführung der Turbine keine technischen Gründe gegen die Nutzung von Nord Stream 1 sprechen." Köhler sagte: "Angesichts unserer realen Herausforderungen beschäftigen wir uns nicht mit einem derart plumpen Erpressungsversuch."

Kremlchef Putin hatte Europa vor einem weiteren Absenken der russischen Gaslieferungen gewarnt. Sollte Russland eine in Kanada reparierte Turbine für die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nicht zurückerhalten, drohe Ende Juli die tägliche Durchlasskapazität der Leitung nochmals deutlich zu fallen, sagte Putin in der Nacht zum Mittwoch laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass. "Wir haben noch eine fertige Trasse - das ist Nord Stream 2. Die können wir in Betrieb nehmen", ergänzte Putin demnach.

Die Bundesregierung hatte in den vergangenen Wochen stets darauf verwiesen, dass eine Inbetriebnahme von Nord Stream 2 nicht möglich sei, weil die Pipeline nicht genehmigt sei. Am 22. Februar, noch vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine, legte die Bundesregierung die umstrittene Pipeline auf Eis. Ein Zertifizierungsverfahren wurde gestoppt.

Bundesregierung fordert von Russland Einhaltung zugesagter Gaslieferungen

Die Bundesregierung hat vor Ablauf der Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1 Russland an seine vertraglichen Verpflichtungen zur Wiederaufnahme der Gaslieferungen erinnert. Die zehntägigen Wartungsarbeiten sollten nach ursprünglichen Planungen des Betreibers am Mittwoch abgeschlossen werden.

Die Bundesregierung geht "davon aus", dass nach Ablauf der Wartungsfrist an Nord Stream 1 das Gas "im vollen Umfang" fließen wird und Russland sich "an die Verträge hält", wie die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann erklärte.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums wollte sich aufgrund von Sicherheitsbedenken nicht dazu äußern, ob die in Kanada gewartete Gasturbine von Siemens Energy mittlerweile in Russland eingetroffen ist. Sprecherin Beate Baron betonte aber erneut, dass es sich aus Sicht von Deutschland um "einen Vorwand der russischen Seite" handle und Deutschland alles tue, um die Turbine zu liefern und so den russischen Vorwand für die Drosselung der Gaslieferungen zu entkräften. Es handle sich bei besagter Turbine um eine Ersatzturbine, die für den Einsatz im September geplant sei.

Die Nutzung der Ostseepipeline Nord Stream 2, die vom russischen Präsidenten Wladimir Putin zuletzt ins Spiel gebracht wurde, sei keine Option, da die Gasröhre nicht zertifiziert sei, so Baron.

Die Pipeline Nord Stream 1 befindet sich seit dem 11. Juli in Wartungsarbeiten. Daher wird durch diese Röhre aktuell kein Gas geliefert. Bereits vor den Wartungsarbeiten hatte Russland lediglich 40 Prozent der möglichen Gaslieferkapazitäten bereitgestellt.

In der Bundesregierung gibt es Befürchtungen, dass auch nach Ende der Wartungsarbeiten weiter weniger oder gar kein Gas fließen könnte.

Die stellvertretende Regierungssprecherin Hoffmann betonte, dass die Bundesregierung sich auf alle Szenarien einstelle.

Von der Leyen hält Lieferstopp von russischem Gas für wahrscheinlich

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hält einen kompletten Lieferstopp von Gas aus Russland in die Europäische Union für wahrscheinlich. "Wir müssen uns auf eine mögliche vollständige Unterbrechung der russischen Gasversorgung vorbereiten", sagte die deutsche Politikerin am Mittwoch in Brüssel. "Dies ist ein wahrscheinliches Szenario." Man habe schon in der Vergangenheit gesehen, dass Russland versuche, Druck auf die EU auszuüben, indem es die Gasversorgung reduziert. Ein kompletter Lieferstopp würde von der Leyen zufolge alle EU-Staaten schwer treffen. Zugleich betonte sie, dass die EU die Schwierigkeiten bewältigen könne, wenn sie geschlossen handele.

Gaslieferungen durch Pipeline Nord Stream 1 angekündigt

Nach dem Ende einer Routinewartung sind für Donnerstag Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 angekündigt. Das geht aus vorläufigen Daten des Netzbetreibers Gascade vom Mittwochnachmittag hervor. Gascade betreibt die beiden Empfangspunkte von Nord Stream 1 im vorpommerschen Lubmin. Für beide Punkte sind laut Gascade-Website Gaslieferungen vorgemerkt.

Diese Vormerkungen - sogenannte Nominierungen - seien Voraussetzung, damit nennenswerte Mengen transportiert werden können, hatte eine Gascade-Sprecherin zuvor erklärt. Die Anmeldungen können sich demnach allerdings noch bis kurz vor der tatsächlichen Lieferung ändern. Schon in der Nacht zum Mittwoch hatte Kremlchef Wladimir Putin Lieferungen auch nach der Wartung angedeutet. "Gazprom (GAZPROM) erfüllt seine Verpflichtungen, hat sie stets erfüllt und ist gewillt, weiterhin alle seine Verpflichtungen zu erfüllen", zitiert die russische Agentur Interfax Putin.

Während der vergangenen anderthalb Wochen war wegen einer jährlichen Routinewartung kein Gas durch die zuletzt wichtigste Verbindung für russische Erdgas-Importe nach Deutschland geliefert worden. Die Bundesregierung hatte befürchtet, Putin könnte den Gashahn auch danach geschlossen lassen. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine hatte der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt. Russland wiederum hat Gaslieferungen an europäische Länder gedrosselt oder ganz gestoppt.

Die nun vorgemerkten Gaslieferungen deuten zumindest darauf hin, dass überhaupt wieder Gas fließt. Ob und wie viel Gas tatsächlich ab Donnerstag kommt, verraten die nun vorliegenden Daten allerdings nicht mit Sicherheit. Es kann bis kurz vor tatsächlichem Lieferbeginn renominiert werden - das bedeutet, die Angaben können geändert werden.

Schon vor Beginn der Wartung von Nord Stream 1 hatte der russische Staatskonzern Gazprom die Lieferungen durch die mehr als 1200 Kilometer lange Pipeline auf 40 Prozent gedrosselt und dies mit dem Fehlen einer Turbine begründet. Putin warnte zuletzt vor einem weiteren Absenken der Liefermenge, sollte Russland die in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalten. Sie wurde wegen der westlichen Sanktionen lange zurückgehalten. Zuletzt hatte Kanada entschieden, die Turbine an Deutschland zu übergeben. Die Bundesregierung sieht in dem Verweis auf die Turbine einen Vorwand.

Putin brachte zudem die weitgehend parallel verlaufende, fertiggestellte, aber nicht betriebene Pipeline Nord Stream 2 erneut ins Spiel. Nach der russischen Invasion in die Ukraine setzte Deutschland das Genehmigungsverfahren für den Betrieb der Leitung aus. Putin hatte schon in der Vergangenheit erklärt, der Betrieb von Nord Stream 2 könnte die Gaspreise senken. Denkbar wäre, dass Moskau die Inbetriebnahme von Nord Stream 2 durch die Drosselung von Nord Stream 1 erzwingen will. Das Genehmigungsverfahren bleibe ausgesetzt, erklärte allerdings die Bundesnetzagentur am Mittwoch.

Netzagentur: Etwas mehr Gas via Nord Stream 1 angekündigt

Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist für den Tag nach dem planmäßigen Ende der Wartung von Nord Stream 1 etwas mehr Gas als vor den Wartungsarbeiten angekündigt. In einem Tweet vom Mittwoch nannte der Chef der Bonner Behörde, Klaus Müller, 800 Gigawattstunden für den Donnerstag. An den Tagen vor der Wartung lag der Wert laut Website von Nord Stream 1 in etwa bei 700 Gigawattstunden. Damit würde weiterhin weniger als die Hälfte der maximal möglichen Menge geliefert. Zuletzt wurde die Pipeline zu etwa 40 Prozent ausgelastet. Müller wies daraufhin, dass sich die Angaben bis morgen noch ändern könnten. Es handelt sich bisher lediglich um vorläufige Ankündigungen.

LUBMIN / BERLIN / BRÜSSEL / BONN (dpa-AFX / Dow Jones Newswires)

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