Platin: Übertrieben günstig
Investoren machen seit Monaten einen Bogen um das Weißmetall Platin. Doch der Preisverfall dürfte bald zu Ende gehen. Antizyklische Anleger greifen jetzt zu.
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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag
Auf den tiefsten Stand seit 2009 ist der Platinpreis gefallen. Verantwortlich dafür ist zum einen der starke Dollar, da das Edelmetall in der US-Währung notiert. Das verteuert den Kauf der Preziose für alle Nichtamerikaner. Die zweite Ursache für den Preisabschwung ist in Abflüssen von Anlegergeldern aus Platin-ETFs zu suchen. Im zweiten Halbjahr 2014 sank das Volumen dieser börsengehandelten Fonds um fast 200.000 Unzen. Seit Jahresbeginn setzte sich dieser Trend fort. 76.000 Unzen flossen bereits aus den ETFs ab. Zudem wird Platin von der allgemeinen Preisschwäche der Edelmetalle mit nach unten gezogen.
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Absturz ohne greifbare Gründe
Trotzdem reiben sich Branchenkenner verwundert die Augen. Denn fundamental ist der Kursverfall nicht erklärbar. Der Preis des Weißmetalls befindet sich nun schon einige Wochen unter dem von Gold, was historisch gesehen die Ausnahme ist. Im Regelfall währt solch eine Situation nur kurz, da viele Schmuckkäufer dann vom gelben auf das weiße Metall umsteigen.Diese Bewegung ist schon im Gang: Wurden 2013 noch 2,7 Millionen Unzen Platin aus dem Schmucksektor geordert, waren es 2014 schon 3,1 Millionen Unzen. Etwa 20 Prozent der weltweiten Schmucknachfrage stammen aus China. Folglich dürfte sich der Trend nach dem gerade stattfindenden chinesischen Neujahrsfest fortsetzen. Da Schmuck das zweitwichtigste Einsatzgebiet für Platin nach Dieselkatalysatoren ist, sollte das den Kurs auf mittlere Sicht beflügeln.
Auch aus der Autoindustrie kommen ermutigende Signale. Im Januar wurden in der EU eine Million Fahrzeuge zugelassen, wie der Verband europäischer Automobilproduzenten meldet. Das sind 6,7 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Für 2015 rechnet der Verband mit 13 Millionen Neuzulassungen. Da global gesehen in Europa mit Abstand die meisten Dieselfahrzeuge rollen, sollte das auch den Platinbedarf erhöhen. Die mittelfristig anziehende Nachfrage trifft dabei auf das höchste Angebotsdefizit seit 30 Jahren.
Verantwortlich für den Engpass sind vor allem die langen Streiks in Südafrikas Minen 2014. Da 2015 nicht mit solchen Aktionen zu rechnen ist, dürfte sich die Produktion erholen. Wegen wachsender Nachfrage aus dem Auto- und Schmucksektor wird das aber nicht genügen, um den Bedarf zu stillen. "Zumal die Lagerbestände, die das Angebotsdefizit 2014 überbrückten, nach dem ersten Halbjahr weitgehend aufgebraucht sein werden", sagt Carsten Fritsch, Edelmetallexperte bei der Commerzbank. Er erwartet in der zweiten Jahreshälfte einen Platinpreis von 1.300 Dollar, auch weil ETFs wieder Zuflüsse sehen werden.
Mutigen antizyklischen Käufern bietet diese Konstellation die Chance auf Kurserträge. Anleger setzen mit dem physisch gedeckten Platin-ETF (ISIN: DE 000 A0N 62D 7) von ETFS auf ein Comeback des Metalls. Da der Platinpreis derzeit charttechnisch angeschlagen ist, sollten Sie vor dem Einstieg aber noch eine Stabilisierung abwarten.
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