Gold über 1000 Dollar: Spekulanten treiben den Preis
Angst vor Inflation hat den Goldpreis angetrieben. Doch Vorsicht: Gewinnmitnahmen oder ein stärkerer Dollar könnten schnell zu Rückschlägen führen.
Von Jörg Bernhard
Derzeit leidet der Greenback vor allem unter der Sorge, dass er im Rohstoffhandel seine Rolle als Leitwährung verlieren könnte. Vor allem arabischen Ölstaaten wird ein Interesse nachgesagt, die Fakturierung der Ölpreise in Dollar abschaffen zu wollen. Das neue Zahlungsmittel solle dann aus einem Korb diverser Währungen inklusive einem Goldanteil bestehen. Dem gelben Edelmetall verhalfen diese Noch-Gerüchte zu einem neuen Rekordhoch. So markierte am Dienstag der am aktivsten gehandelte Future auf Gold mit Fälligkeit im Dezember mit 1.045 Dollar ein neues Rekordhoch, um mit 1.039,70 Dollar aus dem Handel zu gehen. Und die Party scheint weiterzugehen. Am Mittwochvormittag schrammte der Kontrakt nur knapp an der Marke 1.050 Dollar vorbei.
Grenzenloser Optimismus bei den Investoren
Großspekulanten, die vor allem auf Gold-Futures gesetzt haben, gelten dabei als besonders optimistisch. An der Nymex waren am 29. September fast 253.000 Kontrakte long und lediglich 21.600 Futures auf der Short-Seite positioniert. Das heißt: Der Optimismus übertrifft den Pessimismus um den Faktor 11,7. Anfang 2007, als die Börsenwelt noch in Ordnung war, lag dieses Verhältnis bei lediglich 2,8. Und auch Finanzinvestoren, die via Exchange Traded Fund auf einen Aufwärtstrend bei Gold setzen, haben wieder Geschmack an dem Edelmetall gefunden. Die gehaltene Goldmenge des weltgrößten Gold-ETF (SPDR Gold Shares) stieg seit Anfang 2007 von 453,24 auf aktuell 1.100,51 Tonnen an und hat sich damit mehr als verdoppelt. Der wohl größte Vorteil von Gold ist die Tatsache, dass es im Gegensatz zu Aktien, Anleihen und Währungen nicht gedruckt werden kann und damit als Schutz vor Inflation und Dollarschwäche hervorragend geeignet ist. Dieses alte Argument zieht heute mehr denn je.
Hat Gold glänzende Zukunft?
Auf lange Sicht halten viele Analysten einen markanten Anstieg der Inflation angesichts der stark gestiegenen Staatsverschuldung für unvermeidlich. Mit Blick auf die kurzfristige Entwicklung gibt es allerdings einige Punkte die zur Vorsicht mahnen. So würde sich eine einsetzende Dollarstärke aller Voraussicht nach negativ auf den Goldpreis auswirken. Des Weiteren birgt der extreme Optimismus an den Terminmärkten eine erhöhte Gefahr von Gewinnmitnahmen. Und auch ein nachhaltiger Nachfragerückgang aus der Schmuckindustrie, der in Zeiten hoher Goldpreise häufig zu beobachten ist, trübt aktuell die Perspektiven von Gold. Die anstehende indische Hochzeitssaison steht daher unter keinem guten Stern. Die große Frage lautet nun, ob ein erwarteter Nachfragerückgang der Schmuckproduzenten durch ein gestiegenes Investoreninteresse kompensiert werden kann?
Wertpapier für ein Gramm Gold
Einem Teil des eigenen Vermögens einen Gold-Anstrich zu verpassen, macht trotz des aktuellen Rekordniveaus auf jeden Fall Sinn, schließlich notiert Gold auf Euro-Basis derzeit deutlich unter seinem bisherigen Rekordhoch. So kostete eine Feinunze Gold beim gestrigen Nachmittagsfixing in London „lediglich“ 704,95 Euro, während Ende Februar noch Preise von über 782 Euro bezahlt wurden. Anleger, die auf lange Sicht mit einem steigenden Goldpreis rechnen, bieten sich mehrere Alternativen an, um von dieser Markterwartung zu profitieren. Mit XETRA-Gold (WKN: A0S9GB), einem Rohstoff-ETC auf das gelbe Edelmetall, können sie 1:1 am in Euro notierten Preis für ein Gramm Gold partizipieren. Dabei besteht sogar die Möglichkeit, sich die gehaltene Goldmenge in physischer Form liefern zu lassen. Sollte das Papier einen neuen Höchststand markieren, würde sich auf Basis des aktuellen Kurses von 22,85 Euro ein Gewinn in Höhe von immerhin 11,9 Prozent ergeben.