Gasspeicher in Deutschland zu 71,4 Prozent gefüllt - Experten erwarten bei Strom und Gas Preissenkungen für Neukunden
In Deutschland ist in der vergangenen Woche rund 23 Prozent weniger Gas verbraucht worden als im Schnitt der Jahre 2018 bis 2021.
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Netzagentur-Präsident Klaus Müller äußerte sich erfreut. "Danke für die wertvollen Einsparungen", schrieb Müller am Donnerstag auf Twitter. Dies helfe jetzt schon für die Gasspeicherfüllung für den Winter 2023/24. Die Bundesnetzagentur wiederholte am Donnerstag ihre tägliche Mahnung, dass ein sparsamer Verbrauch wichtig bleibe.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Im Einzelnen lag der Gasverbrauch der Industrie in der 7. Kalenderwoche 22 Prozent unter dem Durchschnitt. Haushalte und Gewerbe senkten ihn gegenüber dem Referenzzeitraum um 24 Prozent. Die Netzagentur wies darauf hin, dass die Temperaturen in der vergangenen Woche 2,7 Grad über dem Schnitt lagen. Temperaturbereinigt habe der Verbrauch 15,3 Prozent unter dem Referenzwert gelegen.
Die vergleichsweise milden Temperaturen spiegelten sich in der vergangenen Woche auch an den Füllständen der Gasspeicher wider, die meistens nur leicht zurückgingen. Am vergangenen Wochenende hatte es Samstag und Sonntag im Saldo sogar ein leichtes Plus gegeben. Üblicherweise nehmen die Füllstände der Speicher im Winter stetig ab.
Am Mittwochmorgen lag der Gesamt-Füllstand bei 71,4 Prozent. Das waren knapp 0,2 Prozentpunkte weniger als am Vortag, wie am Donnerstag aus Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervorging. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden verzeichnete einen Füllstand von 86,6 Prozent. EU-weit lag der Füllstand bei rund 63,4 Prozent, 0,3 Punkte weniger als am Vortag.
Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Am Morgen des 14. November war ein Füllstand von 100 Prozent verzeichnet worden. Am 1. Februar waren die Speicher mit 78,6 Prozent fast doppelt so voll wie vom Energiewirtschaftsgesetz zu diesem Stichtag vorgeschrieben.
Zu beachten ist, dass neben der Gas-Entnahme aus den Speichern weiter dauerhaft Gas durch Pipeline-Importe nach Deutschland fließt. Am Dienstag erhielt Deutschland laut Bundesnetzagentur Erdgas aus Norwegen, den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Gas fließt mittlerweile auch über neue LNG-Terminals an den deutschen Küsten in das deutsche Fernleitungsnetz.
Experten erwarten bei Strom und Gas Preissenkungen für Neukunden
Bei Strom- und Gaspreisen sehen Energiemarktexperten weiterhin Anzeichen für eine leichte Entspannung, vor allem für Neukunden. "Wir erwarten, dass die Preise für Neukundinnen und Neukunden in den kommenden Wochen weiter sinken", sagte der Energie-Geschäftsführer Steffen Suttner vom Vergleichsportal Check24 der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag. Die Entwicklung bleibe allerdings abhängig von den weltpolitischen Ereignissen sowie den Füllständen der Gasspeicher. Eine Prognose sei schwierig.
Zu einer ähnlichen Einschätzung kommt das Vergleichsportal Verivox: "Sollten keine unvorhergesehenen Krisen auftreten, dürften die durchschnittlichen Strompreise für Neukunden in den kommenden Monaten weiterhin günstig bleiben", sagte Verivox-Sprecher Lundquist Neubauer. Der Neukundenpreis liege aktuell im Schnitt bei 36,1 Cent pro Kilowattstunde Strom und 11,3 Cent pro Kilowattstunde Gas und damit weit unter dem Preisdeckel der Preisbremsen von 40 Cent (Strom) beziehungsweise 12 Cent (Gas).
Der Energiemarktexperte Mirko Schlossarczyk von der Beratungsfirma Enervis verweist auf die Entwicklungen im Großhandel. "Beim Großhandelspreis Strom sehen wir derzeit einen leichten Preisrückgang für die kommenden Monate." Als Gründe nennt er eine saisonal abnehmende Stromnachfrage, eine vorhergesagte geringere Gasverstromung bei konstanten Gaspreisen sowie eine erwartete Zunahme von Solarstrom-Einspeisung. Zudem sei die Lage bei den französischen Kernkraftwerken derzeit entspannt, so dass absehbar keine Engpässe drohten.
Auch beim Gaspreis sieht Schlossarczyk im Großhandel stabile Verhältnisse: "Der Winter dürfte vorbei sein, der Heizbedarf sinkt, die Gasspeicher sind überdurchschnittlich gut gefüllt und die Gefahr einer Gasmangellage ist zunächst gebannt." Auch die Versorgungslage mit Flüssigerdgas in Europa sei aufgrund von Angebotsausweitungen in den USA und einer noch zurückhaltenden Gasnachfrage in Asien momentan recht gut.
Einen Rückgang oder zumindest eine Festigung der Endkundenpreise hält der Experte daher für möglich. "Insbesondere Neukundenkontrakte scheinen interessant, da sich die jüngsten Preisrückgänge bei Strom und Gas bei Neuverträgen in aller Regel deutlicher niederschlagen."
Auch bei den Grundversorgungstarifen tut sich etwas - allerdings in beide Richtungen: "Für März und April liegen uns derzeit 35 Preissenkungen um durchschnittlich 16 Prozent von örtlichen Strom-Grundversorgern vor", erklärte Verivox. Im gleichen Zeitraum gebe es aber auch 26 Preiserhöhungen von durchschnittlich 48 Prozent. "Beim Gas liegen uns derzeit 48 Preissenkungen um durchschnittlich 21 Prozent vor", berichtete Verivox. Im gleichen Zeitraum gebe es 5 Preiserhöhungen von durchschnittlich 34 Prozent.
"Zwar senken die ersten Grundversorger ihre Preise in den kommenden Monaten, flächendeckend ist diese Entwicklung aber noch nicht", so Neubauer. Die unterschiedlichen Preisentwicklungen erklärt er so: "Viele Bestands- und Grundversorger geben die hohen Kosten der Energiekrise jetzt erst an ihre Kunden weiter. Neukundentarife hingegen werden oft kurzfristig, auf Basis aktueller Marktpreise kalkuliert."
Sparen könnten vor allem Haushalte, die in der Grundversorgung beliefert werden. "Diese war im letzten Jahr oft die günstigste Alternative, doch mittlerweile gibt es wieder deutlich bessere Angebote." Verivox wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der örtliche Grundversorgungstarif mit einer Frist von zwei Wochen gekündigt werden könne.
Wie sehr sich Energie im Jahresvergleich auf breiter Front verteuert hat, verdeutlichten am Donnerstag Zahlen des Statistischen Bundesamtes. So zahlten Importeure für Gas im Januar 24,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, Mineralölerzeugnisse waren 14,6 Prozent teurer. Der Import von Strom verteuerte sich um 45,7 Prozent.
Haushaltsenergie verteuerte sich im Januar insgesamt um 36,5 Prozent, wie die Wiesbadener Behörde bereits am Mittwoch berichtet hatte. So mussten Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise für Erdgas 51,7 Prozent mehr zahlen als im Januar 2022. Leichtes Heizöl verteuerte sich um 30,6 Prozent. Strom kostete 25,7 Prozent mehr, trotz Strompreisbremse und Wegfall der EEG-Umlage.
An den Tankstellen zeichnete sich allerdings eine Entspannung ab. Benzin und Diesel kostete zuletzt in etwa so viel wie kurz vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine, wie die Wiesbadener Behörde mit Blick auf Daten von Mitte Februar berichtete.
BONN/BERLIN/WIESBADEN (dpa-AFX)
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