Rohstoff-Boom: Startet jetzt ein neuer Superzyklus?
Längst bekommen wir die Preissteigerungen bei Rohstoffen auch im Alltag zu spüren. Warum es zu diesen deutlichen Preisanstiegen gekommen ist.
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von Max Holzer, Gastautor von Euro am Sonntag
Ob Kupfer, Stahl oder Palladium, ob Gold, Silber oder Öl: Die Preise für Rohstoffe erreichen neue Hochstände. Eindrucksvoll zeigen sich die Kursgewinne beim Blick auf den inflationsbereinigten Rohstoffindex von Union Investment, der alle Rohstoffklassen abbildet. Er ist seit Ende März 2020 um 67 Prozent gestiegen.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Verantwortlich für die anziehenden Preise sind verschiedene Faktoren. Die Impfkampagnen schreiten voran, die Volkswirtschaften in den USA und auch in Europa öffnen sich wieder. Die Folge: Die globale Nachfrage nimmt schnell an Fahrt auf. Sie trifft auf ein Angebot, das in vielen Bereichen aufgrund unterbrochener Lieferketten noch nicht wieder das Vorkrisenniveau erreicht hat. Unterstützt wird die Erholung von der weiterhin ultralockeren Geldpolitik der Notenbanken und den staatlichen Konjunkturprogrammen mit deren Fokus auf Investitionen in die Infrastruktur. Die Welt steht vor einem synchronen Wirtschaftsaufschwung, wie es ihn seit dem Ende der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 nicht mehr gegeben hat.
Diese Entwicklung treibt aktuell die Preise. Nähern sich Angebot und Nachfrage bald wieder an, könnte es zu einer Beruhigung in vielen Rohstoffsektoren kommen. Es gibt jedoch auch Stimmen, die vom Beginn eines neues Superzyklus am Rohstoffmarkt sprechen. So wird ein meist über 25 bis 30 Jahre verlaufender Investitionszyklus bezeichnet, in dem die inflationsbereinigten Preise aufgrund einer Übernachfrage langfristig steigen.
Für den Beginn eines neuen Superzyklus sprechen langfristige Faktoren wie die nachhaltige Transformation der Wirtschaft. Deren Fundament wurde in den jüngst beschlossenen Fiskalprogrammen der USA, Europas und Chinas gelegt, etwa mit Vorgaben für die Reduktion der CO2-Emissionen. Die Kombination aus groß angelegten staatlichen Infrastrukturprogrammen und dem Wandel zu mehr Nachhaltigkeit könnte zu einer länger anhaltenden, hohen Nachfrage bei gleichzeitiger Angebotsknappheit führen. Doch noch lässt sich nicht mit Gewissheit sagen, ob der aktuelle Preisanstieg eine normale konjunkturzyklische Reaktion auf die Erholung nach einer Krise ist; dann würden die Preissteigerungen bald abflachen.
Einige Entwicklungen sprechen dafür, dass die Erholung derzeit eher zyklischer Natur ist, sodass es in vielen Rohstoffbereichen bald wieder geruhsamer zugehen dürfte. So hat etwa die große, teils staatlich geförderte Nachfrage aus China die Stahl- und Eisenerzpreise kräftig ansteigen lassen. Jüngst gab der Preis jedoch nach, eine Korrektur ist nicht auszuschließen. Gut unterstützt bleiben weiterhin die Nicht-Eisen-Industriemetalle. Doch hier ist das Angebot - mit Ausnahme von Kupfer - ausreichend und keine unmittelbare Knappheit zu erwarten.
Der Rohstoffmarkt teilt sich in Gewinner und Verlierer auf
Auch ein Blick auf den Energiesektor spricht nicht für eine anhaltende Knappheit. Zwar hat der Ölpreis bereits eine starke Erholung hinter sich, und die Wiedereröffnung besonders ölintensiver Volkswirtschaften in Europa und den USA dürfte die Nachfrage zunächst weiter steigen lassen. Zu einer kurzfristigen Preisexplosion wie im Jahr 2008 dürfte es aber nicht kommen. Das Ölkartell OPEC sowie andere ölfördernde Staaten halten Produktionskapazitäten in Höhe von vier bis fünf Millionen Fass pro Tag zurück. Allerdings werden diese voraussichtlich bis Mitte nächsten Jahres wieder ausgeschöpft.
Ob Superzyklus oder nicht: Erholt sich die Konjunktur weiter wie erwartet, dürften die Rohstoffpreise in der zweiten Jahreshälfte weiter gut unterstützt bleiben. Langfristig gehen wir aufgrund der angestrebten Dekarbonisierung der Wirtschaft davon aus, dass sich der Markt in Gewinner und Verlierer teilen wird. Um die Kapazitäten für die Erzeugung und Speicherung von erneuerbaren Energien auszubauen, dürften Metalle wie Kobalt, Lithium und Kupfer noch stärker nachgefragt werden. Umgekehrt werden fossile Brennstoffe wie Öl und Kohle an Bedeutung verlieren.
Max Holzer:
Leiter Relative Return bei Union Investment
Holzer leitet seit 2017 im Portfoliomanagement von Union Investment die Abteilung Relative Return innerhalb des neu aufgestellten Bereichs Multi Asset. Zuvor führte er von 2004 bis 2016 die Einheit Asset Allocation.
Union Investment ist die Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. Mit aktuell rund 390 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen ist sie einer der größten deutschen Vermögensverwalter für private und institutionelle Anleger.
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Bildquellen: Union Investment, Olivier Lantzendörffer/iStock