Euro am Sonntag-Spezial

Rohstoffe: Diese Anlageklasse gehört unbedingt ins Depot!

09.10.17 14:15 Uhr

Rohstoffe: Diese Anlageklasse gehört unbedingt ins Depot! | finanzen.net

Investoren können mit Rohstoffen das Risiko in ihrem Portfolio senken. Und in den richtigen Jahren liefern Gold, Öl und Co auch satte Gewinne.

Werte in diesem Artikel
Fonds

45,30 EUR -0,01 EUR -0,00%

Rohstoffe

2.668,02 USD 9,99 USD 0,38%

2.080,50 USD 6,50 USD 0,31%

3.031,74 USD -18,20 USD -0,60%

9.914,00 USD 61,17 USD 0,62%

4,63 USD 0,01 USD 0,11%

70,89 USD 0,03 USD 0,04%

67,03 USD -0,07 USD -0,10%

10,05 USD -0,04 USD -0,40%

226,50 EUR -0,75 EUR -0,33%

2.890,97 USD -5,53 USD -0,19%

von Oliver Ristau, Euro am Sonntag

Mein lieber Freund und Kupferstecher, mag mancher Anleger denken, wenn er auf die Preise für Industriemetalle blickt. Ob Kupfer, Zink, Aluminium oder Blei: Seit einem Vierteljahr verteuern sich diese Rohstoffe an der Börse fast täglich. Zusammen mit der Rally Ende vergangenen Jahres ist das für viele Industriemetalle der schärfste Preisanstieg seit mehr als sechs Jahren.

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War der Sprung der Notierungen Ende 2016 noch mit den vollmundigen Ankündigungen des gerade gewählten US-Präsidenten Donald Trump zu erklären, die US-Infrastruktur zu modernisieren, lassen sich derzeit keine eindeutigen Gründe erkennen. Günstig für Rohstoffe wirken sich der schwache Dollar und die robuste Nachfrage in den Schwellenländern aus. "Die jüngste Rally hat aber auch viel mit Spekulation zu tun", sagt Eugen Weinberg, Rohstoff­analyst der Commerzbank. Investoren setzen darauf, dass angesichts der vielen Minen, die wegen des Preisverfalls der Vergangenheit schließen mussten, mittelfristig Angebotsdefizite drohen. Das kann passieren, sicher ist es nicht.

Typisch Rohstoffe: Das Auf und Ab der Preise ist normal. "Bei Metallen handelt es sich anders als etwa bei Aktien und Anleihen um Güter, die immer ­Zyklen unterworfen sind", sagt Weinberg. Der klassische Verlauf: Steigen die Preise für längere Zeit, wird auch das Angebot ausgebaut. Neue Minen gehen in Betrieb. Es kommt schließlich zu Überkapazitäten, und die Preise fallen wieder. "Es ist anders als bei Aktien: Wenn die Google-Aktie steigt, wird nicht mehr Google produziert. Wer in Rohstoffe investiert, muss den Zyklus berücksichtigen", so Weinberg.

Da die Auf- und Abschwungphasen meist mehrere Jahre dauern, empfiehlt der Rohstoffanalyst allenfalls einen mittleren Anlagehorizont von drei bis fünf Jahren, um die Zeiten des Absturzes möglichst auszuklammern. Manche aktiv gemanagten Rohstofffonds versuchen, in Schwächephasen die Rohstoffquoten zu reduzieren und stattdessen im Geld- und Rentenmarkt anzulegen (siehe Investor-Info).

Gold und Öl als Krisenwährung

Die Ausnahme ist Gold: "Das gehört in jeder Phase ins Depot", sagt der Analyst. Denn die Preise des Edelmetalls werden kaum von seiner Eigenschaft als Industrierohstoff bestimmt. Gold ist immer dann gefragt, wenn sich Unsicherheit am Markt breitmacht. Es gilt als ­sicherer Hafen, weil das Edelmetall Schutz vor Inflation und Papiergeldentwertung bietet. Daneben kann Erdöl als Krisenwährung gekauft werden, wenn es zu ernsten Konflikten im Nahen Osten kommt.

Dass Rohstoffe für längerfristig orientierte Investoren in der Regel Rendite kostet, zeigt eine Analyse der US-Bank JP Morgan für Europa. Von zehn Anlageklassen lieferten Rohstoffe - gemessen am Bloomberg UBS Commodity-Index CMCI - in den Jahren 2012 bis 2015 jeweils die schlechteste Rendite. Im Zehnjahresvergleich landete das Rohstoff-Barometer mit durchschnittlich minus 3,4 Prozent ebenfalls am unteren Ende des Rankings.

In positiven Phasen ist das umgekehrt. So beendeten Metalle und Co das Jahr 2016 mit einer Rendite von 15,2 Prozent auf Platz 2. Da die Zyklen nicht klar vorhersehbar sind, ergibt die Beimischung aus Gründen der Diversifizierung und Risikostreuung grundsätzlich Sinn. So halten sich Rohstoffe in Krisenzeiten oft besser als Aktien. Das gilt insbesondere beim Vergleich der physischen Rohstoffe mit Aktien von Rohstoff­unternehmen. Sie dienen außerdem als Kapital- und Inflationsschutz.

"Es handelt sich schließlich um Sachwerte, die ihren Wert auch in einem inflationären Umfeld behalten", erklärt Weinberg. Damit sind Rohstoffe auch eine Absicherung gegen die Geldschwemme der Notenbanken und die Abwertung von Währungen. Aktuelles Beispiel Industriemetalle: Mit ihrer Rally kompensieren sie den Wertverlust des US-Dollars im laufenden Jahr.

Außerdem können sie helfen, die Volatilität in einem Aktien- und Anleihe­portfolio zu senken. Es schwanken zwar auch die Rohstoffpreise, sie korrelieren dabei aber nicht mit der Entwicklung der Wertpapiere. Wie Wellen heben sich die Volatilitäten teilweise auf. Die Rohstoffquote sollte laut Weinberg zwischen fünf bis maximal zehn Prozent betragen. Jeder Punkt mehr kostet im Zweifel zu viel Rendite.

Ein Feld für sich ist das Universum der Agrarrohstoffe. Neben der ethischen Fragwürdigkeit, Lebensmittel als Invest­mentprodukt einzusetzen, ist ein Engagement bei Weizen, Reis, Soja oder Mais auch aus ökonomischen Gründen wenig lukrativ. "Viele Agrarrohstoffe kosten heute in absoluten Preisen nicht mehr als in den 70er-Jahren", argumentiert der Analyst. Dazu kommt, dass die Zyklen oft viel kürzer sind als bei den Metallen, weil Produzenten viel schneller auf Preisanstiege reagieren.

Rollproblematik bei Rohstoffen

Eine generelle Schwierigkeit bei Rohstoffen ist die Rollproblematik. Weil die Güter nicht physisch, sondern auf Termin gekauft werden, drohen bei Invest­ments in Rohstoffe Verluste, wenn ein solcher Future ausläuft und durch einen neuen Kontrakt abgelöst (gerollt) werden muss. Meist sind diese Papiere teurer, weshalb ein Teil des Preisanstiegs, auf den der Anleger mit dem Kontrakt setzen möchte, sich in Luft auflöst.

"Die Rollproblematik lässt sich einfach nicht umgehen", sagt dazu Eugen Weinberg. "Rohstoffinvestoren müssen mit Rollverlusten rechnen." Aber die sind nicht gottgegeben. "In früheren Jahren konnten Investoren bei Rohstoffen noch oft Rollgewinne vereinnahmen", berichtet er. Die kommen dann zustande, wenn die Kontrakte in der Zukunft günstiger sind, im Fachjargon Backwardation genannt.

Bei den Industrierohstoffen herrscht derzeit die gegenteilige Situation: Die Preise für die Kontrakte steigen, je weiter der Blick in die Zukunft geht (Fachbegriff: Contango). Die Metalle werden demnach noch teurer werden. Allen Anlegern, die nicht nur aus Diversifikationsgründen Rohstoffe ins Depot heben wollen, sondern taktisch auf Gewinne aus sind, empfiehlt Weinberg, erst einmal einen Rücksetzer abzuwarten.

Investor-Info

LBBW RS Flex
Aktiv gemanagt

Der aktiv gemanagte Rohstofffonds der Landesbank Baden-Württemberg bleibt in Zeiten fallender Rohstoffpreise an der Seitenlinie und senkt die Rohstoffquote teilweise auf null. Außerdem sollen nur solche Rohstoffe erworben werden, die potenzielle Rollgewinne versprechen. Der Bereich Agrar bleibt komplett außen vor. Die Strategie ging zuletzt gut auf. Seit Jahresanfang erwirtschaftete der Fonds sechs Prozent Plus, obwohl die großen Rohstoffindizes ins Minus liefen.

Comstage Comm. ex-Agr. € Hed.
Für Euro-Anleger interessant

Der ETF der Commerzbank spiegelt über Terminkontrakte die Wertentwicklung von zwölf Rohstoffen aus den Bereichen Energie, Edel- und Industriemetalle wider. Dabei sichert er monatlich die Wertentwicklung in Euro ab, um so Wechselkursbewegungen auszugleichen. Dieser Währungshedge hat sich für ­Euro-Anleger in diesem Jahr bezahlt gemacht, denn der US-Dollar hat gegenüber der Gemeinschaftswährung deutlich abgewertet.

Xetra-Gold
Stets sinnvoll im Depot

Das Edelmetall bietet in der aktuellen Situation eine Absicherung gegen Marktverwerfungen, die zum Beispiel durch eine Eskalation des Nordkorea-Konflikts ausgelöst werden könnten. Auch gut, wenn Zinsschritte der Notenbanken weiter auf sich warten lassen. Generell ist ein kleiner Anteil Gold im Depot in jeder Phase sinnvoll. Ein weiterer Vorteil der Anlage in den besicherten Gold-ETC: Erträge sind nach einem Jahr steuerfrei.

Bildquellen: iStockphoto, mosista / Shutterstock.com

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