Euro am Sonntag

Silbermünzen mit Wertsteigerungspotenzial

28.09.09 11:49 Uhr

Das Sammeln von Gedenkmünzen kann sich lohnen – wenn der Silbergehalt stimmt. Vor allem nach 1998 geprägte Zehnmarkstücke sind attraktiv.

Werte in diesem Artikel
Rohstoffe

2.744,34 USD 0,42 USD 0,02%

30,75 USD -0,12 USD -0,39%

Der Abverkauf von Opas Münzsammlung gerät häufig zum Frusterlebnis. Vermeintliche Schätze, die jahrelang im Schließfach schlummerten, werden von Münzhändlern in der Regel ziemlich genau zu den Preisen angekauft, die draufstehen. In den meisten Fällen fünf Mark, in Euro also 2,56. Nur wenige Gedenkmünzen haben echten Sammlerwert. In vielen Fällen übersteigt die kostenpflichtige Aufbewahrung im Bankschließfach den Wert der Silberlinge. Immerhin: Ein kleiner Trost bleibt. „Die alten Fünfmarkgedenkmünzen“, sagt Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege der Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch, „beinhalten eine Gratisoption auf den Silberpreis.“

Bei einem Silbergehalt von 62,5 Prozent entspricht der reine Materialwert der Münzen derzeit fast exakt dem Nominalpreis von 2,56 Euro. Sollte der Silberpreis weiter steigen, erhöht sich auch der rechnerische Wert der Münze. Ein Risiko nach unten besteht nicht, da die Münze nach wie vor eine Art gültiges Zahlungsmittel ist, das jederzeit bei der Bundesbank oder einer Landeszentralbank gegen den Nominalwert in Euro eingetauscht werden kann.

Sollten sich also Inflationsszenarien bewahrheiten und die Notierungen für Edelmetalle explodieren, sind erhebliche Wertsteigerungen drin. Die Put-Option, die in diesem Fall aus dem Eintausch gegen die gültigen Euromünzen besteht, gibt es bei dieser Art von Spekulation umsonst dazu. Sogar das ganz normale alte Fünfmarkstück aus Jahrgängen bis 1979 (von 1980 bis 1986 wurde wegen des hohen Silberpreises wie auch für die Gedenkmünzen mehr oder weniger wertloses Mangan verwendet) bezahlt sich durch seinen Silbergehalt bereits von selbst.

Zu Spekulationszwecken oder als Inflationsschutz eignen sich jedoch die jüngeren Zehnmarkgedenkmünzen aus den Jahren 1998 bis 2001 am besten. „Damals war Silber auf nahezu historische Tiefs gefallen“, erklärt Vorndran. „Deshalb haben die Münzen aus diesen Jahren einen besonders hohen Silbergehalt von 92,5 Prozent.“ Die Münzen wiegen 15,5 Gramm, also exakt eine halbe Unze. Bei einem Silberpreis von 17 Dollar je Feinunze und einem Umrechnungskurs von 1,48 liegt der reine Materialwert des Edelmetalls mit 5,28 Euro also bereits leicht über dem Nominalwert von zehn Mark oder 5,11 Euro.

„Da wir angesichts der galoppierenden Staatsverschuldung langfristig erhebliche Inflationsgefahren sehen, kaufen wir für unsere Kunden aktiv physische Edelmetalle. In unseren gemischten Mandaten halten wir eine Quote von zehn Prozent“, so Vermögensverwalter Vorndran. Doch wie kann der Wert gehoben werden? Auf Ebay werden durchaus Preise bezahlt, die dem Silberwert entsprechen. Mit etwas Glück allerdings kommt man bei größeren Mengen (ab etwa 50 Stück) sogar mit einem leichten Discount auf den Silberpreis an die begehrte Ware heran. Je größer die Menge, desto weniger fällt auch das Porto ins Gewicht. Ein zusätzlicher Vorteil des Sammelns von Münzen, die als Zahlungsmittel gelten oder galten, ist die Umgehung der Mehrwertsteuer, die etwa auf Silberbarren erhoben wird. Falls der Silberpreis weiter anzieht und sich die Münzen wider Erwarten nicht verteuern sollten, gibt es noch eine finale Alternative: einschmelzen. In der Schweiz ist das unter Münzhändlern bei alten Fünffrankenstücken bereits seit Jahren gängige Praxis. Einschmelzen verknappt das Angebot an alten Fünfern, die so früher oder später Sammlerwert bekommen dürften.

Bei kleineren Mengen lohnt sich die Schmelzlösung allerdings noch nicht. Der Hanauer Rohstoffkonzern Heraeus zahlt derzeit 361 Euro für ein Kilogramm reines Silber, was ziemlich genau 70 Zehnmarkmünzen entsprechen würde, die zusammengerechnet einen Nominalwert von 357,70 Euro hätten. Da für das Einschmelzen aber 150 Euro berechnet werden, wäre die Aktion für Anleger derzeit ein Verlustgeschäft. Und weil Heraeus derzeit viel Silber angedient wird, ist die Einkilovariante im Moment ohnehin nicht möglich. „Fünf Kilogramm sollten’s schon sein“, erklärt eine Sprecherin. Das entspräche 322 Münzen oder 1645 Euro. Falls der Silberpreis durch die Decke geht, wird die Grenze aber sicher etwas sinken. Für verkaufswillige Silberbesitzer hat Heraeus eine kostenlose Hotline (08 00/186 06 08) eingerichtet.

Nachrichten zu Goldpreis