Angespannte Lage auf dem Ölmark
Der Rückzug der Amerikaner aus dem Atomdeal mit Iran treibt nicht nur den Ölpreis in die Höhe, sondern schürt auch Sorgen vor einer weiteren Eskalation des Handelskonflikts mit den USA.
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von Wolfgang Ehrensberger, €uro am Sonntag
Die Unsicherheiten rund um den US-Rückzug aus dem Iran-Atomabkommen haben vor allem für weiteren Preisauftrieb auf dem Ölmarkt gesorgt. Der Iran ist einer der weltweit größten Ölexporteure. Anleger befürchten Lieferausfälle und Engpässe auf dem Weltmarkt. So stieg der Preis der Nordseesorte Brent auf den höchsten Stand seit dreieinhalb Jahren, nachdem US-Präsident Donald Trump am Dienstag das Atomabkommen einseitig aufgekündigt und neue Iran-Sanktionen verhängt hatte. Auch Aktien von Rüstungskonzernen wie Raytheon und Lockheed Martin zogen spürbar an.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung."Noch ist der Ölpreis konjunkturell und inflationsmäßig verkraftbar", erläutert DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater gegenüber €uro am Sonntag die Lage. "Wir sind aber mittlerweile wieder auf einem Niveau, von dem aus weitere deutliche Erhöhungen einem Ölpreisschock gleichkämen."
Daran glaubt Eugen Weinberg allerdings nicht. Der Leiter der Rohstoffanalyse bei der Commerzbank sieht kurzfristig weiteres Aufwärtspotenzial auf über 80 (Redaktionsschluss: 77,30) Dollar für die Marke Brent. Mittelfristig hält Weinberg aber einen Rückfall des stark spekulativ getriebenen Preises für wahrscheinlicher als einen weiteren Anstieg. Vor allem auch, weil der weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien mögliche Ausfälle Irans ausgleichen könnte. Dennoch bezeichnet auch Weinberg den Ölmarkt als "extrem angespannt". Ein deutlich höherer Ölpreis könnte das Wirtschaftswachstum auch in Deutschland bremsen. Direkt betroffen wären zudem Unternehmen wie Lufthansa über höhere Treibstoffkosten und Verbraucher über höhere Heizölpreise.
"Märkte zeigen dickes Fell"
Daneben reagierten die deutschen Konzerne besorgt auf den wachsenden Druck der US-Regierung auf Unternehmen mit Iran-Geschäft. Die deutsche Wirtschaft befürchtet Beeinträchtigungen der gerade erst wieder in Gang gekommenen Wirtschaftsbeziehungen zu Teheran. Eine große Bedeutung hat das Iran-Geschäft am deutschen Außenhandel zwar nicht, der Ausfuhranteil liegt bei nur 0,2 Prozent des Gesamtexports.
Dennoch drohten bei einer weiteren Eskalation deutschen Unternehmen empfindliche Strafen in den USA, warnt etwa der Handelskammertag DIHK, von wegbrechenden US-Aufträgen ganz zu schweigen. Auch sorgt der Konflikt für zusätzlichen Zündstoff im schwelenden Streit um US-Zölle auf Stahl und Aluminium.
Besonders betroffen von den geplanten Iran-Sanktionen könnte der europäische Flugzeugbauer Airbus sein. Mit dem Entzug der Verkaufslizenz in den Iran steht ein Großauftrag über 200 Flugzeuge im Volumen von 38,3 Milliarden Dollar auf der Kippe. Die Hälfte dieser Aufträge entfällt auf Airbus. Der Konzern erklärte lediglich, die Auswirkungen zu prüfen. Die Aktie reagierte indes kaum.
"Bei den geopolitischen Auswirkungen von Sanktionen haben sich die Märkte mittlerweile ein dickes Fell zugelegt", erläutert DekaBank-Chefvolkswirt Kater. "Ohne wirkliche substanzielle neue Bedrohungen halten sich die Marktreaktionen in Grenzen." Die Folgen einer Kündigung des Iran-Abkommens spüren in Deutschland vor allem jene Firmen, die nach den Entspannungszeichen der vergangenen Jahre wieder in Geschäfte mit iranischen Handelspartnern eingestiegen sind.
So haben etwa die deutschen Autobauer Daimler und Volkswagen seit zwei Jahren ihr dortiges Geschäft hochgefahren. Siemens wiederum hatte im vergangenen Jahr aus Geschäften im Iran einen Sonderertrag von 130 Millionen Euro verbucht und ist vor allem am Ausbau des Bahnverkehrsnetzes beteiligt.
"Wir bringen die Dinge, die wir begonnen haben, im rechtlichen Rahmen auch zu Ende", sagte Finanzvorstand Ralf Thomas. Bedeckt hielt sich der Konsumgüterhersteller Henkel, der rund ein Prozent seines Konzerngeschäfts von 20 Milliarden Euro im Iran erwirtschaftet.
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