Nachfrage steigt: Das Comeback der Rohstoffe
Nach dem jüngsten Wendepunkt der zyklischen Rohstoff-Preisentwicklung ergibt sich ein günstiger Einstiegszeitpunkt.
von Paolo Zagaria, Gastautor von €uro am Sonntag
Rohstoffe wurden schon immer genutzt und gehandelt. Die Entwicklung der Menschheit ist daher eng mit der geschickten Verwertung von Rohstoffen verwoben. So ermöglichte die Rohölförderung und -weiterverarbeitung die Entstehung von ganz neuen Wirtschaftszweigen. Es ist also nur eine logische Folge, dass Rohstoffe auch als Investmentthema eine wichtige Rolle einnehmen und fester Bestandteil in einer ausgewogenen Asset Allokation sein sollten.
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Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Insbesondere im aktuellen Rahmen erscheint die Beimischung der Anlageklasse Rohstoffe sehr attraktiv. Aktien sind in zahlreichen Märkten bereits teuer und angesichts der lang andauernden Hausse ist es ratsam, Alternativen zu suchen und diese gegebenenfalls höher zu gewichten. Und bei Anleihen drückt das Zinserhöhungsrisiko auf die Stimmung der Investoren. Dagegen ist bei Rohstoffen nach turbulenten Jahren davon auszugehen, dass sie ihren zyklischen Boden vergangenes Jahr erreicht haben und nun ein interessanter Einstiegszeitpunkt für Investoren ist.
Zudem weisen Rohstoffanlagen eine geringe Korrelation zu den traditionellen Anlagen auf und verbessern die Diversifikation im Portfolio entscheidend. Das Portfolio wird mit der Beimischung von Rohstoffen robuster. Und Rohstoffe korrelieren als Sachwerte positiv mit der Teuerung. Das bedeutet, Anleger erhalten mit einer Rohstoffanlage nicht nur eine bessere Diversifikation, sondern Rohstoffe beinhalten auch einen Inflationsschutz, da sie eine Anlage in Realwerten repräsentieren.
Preise immer noch unter den Grenzkosten der Produktion
So stehen generell die Chancen aus unserer Sicht gut, dass in den kommenden zwei Jahren in der breit gefächerten Anlageklasse der Rohstoffe hohe einstellige Renditen zu erwirtschaften sind. Der Hauptgrund sind Verschiebungen auf der Angebots- und Nachfrageseite. Drei Faktoren sprechen aktuell für steigende Rohstoffpreise: Weniger Angebot, mehr Nachfrage und günstige Bewertungen.
Zum Faktor Angebot: In den Rohstoffmärkten wird im aktuellen Zyklus das Gleichgewicht über Anpassungen auf der Angebotsseite hergestellt. Nach dem Absturz der Preise in den vergangenen Jahren begannen Investitionsanpassungen nach unten. Angebotskürzungen gab es sowohl bei Industriemetallen als auch beim Rohöl. Und dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen: Die niedrigen Preise dürften Produzenten mit hohen Kosten zwingen, ihre Fördermengen weiter zu verringern.
Zur wachsenden Nachfrage: Die Aussichten für die globale Konjunktur haben sich in jüngerer Vergangenheit verbessert - das Wachstum scheint sich zu beschleunigen. Möglicherweise bewegen wir uns im Konjunkturzyklus auf eine Expansionsphase zu. Die Zeichen dafür sind nicht zu übersehen: Angekündigte Fiskalprogramme in den USA, Japan oder Großbritannien beflügeln die Wachstumsprognosen und die Inflationserwartungen sind gestiegen.
Dazu kommen attraktive Bewertungen. Viele Rohstoffe werden nach der mehrjährigen Korrekturphase weiterhin zu Preisen unter den Grenzkosten ihrer Produktion angeboten und sind damit günstig. Durch die Investitions- und Angebotskürzungen in etlichen Rohstoffen dürfte sich die Angebots-/Nachfragesituation so weit verbessern, dass sich die Rohstoffpreise zumindest auf das Niveau der Grenzkosten der Produktion erholen.
Grundsätzlich gilt: Interessant sind jene Rohstoffe, deren Marktpreise deutlich unterhalb der marginalen Produktionskosten liegen und bei denen die Angebotsseite rational mit Kürzungen darauf reagiert. Mittelfristig sollten sich die Preise an die marginalen Kosten annähern, weil Erzeuger die Förderung weiter zurückfahren und so dem Markt zu einem neuen Gleichgewicht verhelfen. Einen solchen Prozess haben die Produktionsbeschränkungen der Opec in Gang gesetzt.
Im Öl-Bereich sind gegenwärtig die Rohölsorten West Texas Intermediate (WTI) und Brent besonders vielversprechend. Die marginalen Kosten bei Brent liegen bei 60 bis 65 US-Dollar pro Barrel. Es ist davon auszugehen, dass diese Preise mittelfristig erreicht werden. Ein Unsicherheitsfaktor liegt allerdings in der zweiten Jahreshälfte: Die Anzahl der Ölbohrungen in den USA steigt stark an und wird dazu führen, dass die Schieferölproduktion 2017 erneut stark wächst. Wenn dazu der Abbau der Öl-Lagerbestände auch weiterhin so langsam stattfindet wie momentan, wird die Opec die Förderbeschränkungen verlängern müssen, um die Ölpreise wirklich zu stabilisieren. Sollte dies nicht passieren und die Opec in der zweiten Jahreshälfte ihre Produktion wieder auf die Höchstniveaus von 2016 ausweiten, würde das Überangebot am Markt den Ölpreis stark belasten.
Bis neue Minen starten können, wird Kupfer doch wieder knapp
Auch bei Industriemetallen sind Investmentopportunitäten vorhanden. Interessant sind jene Rohstoffe, bei denen die Nachfrage das Angebot übersteigt und die Kosten für eine zusätzliche Produktion aufgrund der Knappheit des Metalls hoch sind. Die Nachfrage an Rohstoffen hängt im Wesentlichen ab von der Bevölkerungszahl und dem Bedarf pro Kopf. Dieser wiederum wird bei den Metallen vom industriellen Entwicklungsstadium eines Landes bestimmt.
Asien und allgemein die Schwellenländer sind aufgrund dieser beiden Treiber zentral für das Nachfragewachstum. China allein verbraucht über 50 Prozent des globalen Angebots von Kupfer, Aluminium und Nickel. Veränderungen der wirtschaftlichen Situation in den Schwellenländern wirken sich entsprechend stark auf die zyklische Nachfrage und folglich auch auf Rohstoffpreise aus. Wegen des weiterhin strukturell bestehenden Nachholpotenzials betreffend des Pro-Kopf-Verbrauchs im Vergleich zu den entwickelten Volkswirtschaften ergeben sich mittelfristig vielversprechende Anlagechancen im Bereich der Industriemetalle.
Dazu ein konkretes Beispiel. Bei Kupfer ist eine fundamental zunehmende Verbesserung zu sehen. Die Angebot/Nachfrage-Situation kommt langsam wieder in die Balance, nachdem lange ein hohes Überangebot vorherrschte. Ursache dafür ist das Ausbleiben neuer Projekte, da Investitionen für den Bau von Minen abgenommen haben. So ist zu erwarten, dass ab 2018 keine neue Mine von größerem Ausmaß fertig gestellt wird. Aufgrund der langen Vorlaufzeit von vier bis sechs Jahren, bis eine Kupfermine gebaut wird, ist von einem Angebotsdefizit auszugehen. Diese Entwicklungen bei gleichzeitig wachsender Nachfrage im Einklang mit dem Wirtschaftswachstum sprechen für steigende Preise bei diesem Metall.
Kurzvita
Paolo Zagaria
Head Commodities, Swisscanto Invest
Zagaria leitet das Team Commodities Solutions des Asset Managements der Zürcher Kantonalbank. Er verfügt über elf Jahre Berufserfahrung und ist unter anderem mitverantwortlich für den Swisscanto (LU) Equity Fund Global Energy.
Unter der Produkt- und Dienstleistungsmarke Swisscanto Invest werden vom drittgrößten Fondsanbieter der Schweiz zahlreiche Anlagelösungen offeriert. Die vormalige Swisscanto-Gruppe wurde im Jahr 2015 von der Zürcher Kantonalbank übernommen
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