Euro am Sonntag

Goldpreis: Daumenschrauben der Fed

12.05.22 09:30 Uhr

Goldpreis: Daumenschrauben der Fed | finanzen.net

Die US-Notenbank will noch rascher die Zinsen anheben als ursprünglich geplant und zwingt alle in die Knie - auch den Goldpreis.

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von Markus Bußler, Euro am Sonntag

Es ist noch gar nicht lange her, sechs Wochen in etwa, da erklärte Fed-Chef Jerome Powell, man werde die Zinsen mit Augenmaß anheben und auf die Wirtschaft Rücksicht nehmen. Von diesem Wording ist nicht mehr viel übrig. Eine Erhöhung um 50 Basispunkte in der Mai-Sitzung scheint sicher, anschließend könnten es im Juni bereits 75 Basispunkte sein. Rücksichtnahme auf Wirtschaft oder Finanzmärkte? Fehlanzeige. Die Bekämpfung der Inflation, vor Kurzem noch als vorübergehend und wenig bedrohlich eingestuft, hat plötzlich absolute Priorität. Man fühlt sich unweigerlich an wohlbekannte Worte aus der Finanzszene erinnert: Koste es, was es wolle.

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Ein 100-Dollar-Abverkauf

Der Goldpreis, der lange Zeit allen Widrigkeiten getrotzt hatte, kam in den vergangenen Tagen im Einklang mit den Weltbörsen und Kryptowährungen unter Druck. Versuchte Gold am Ostermontag noch, die 2.000 Dollar zu überwinden, ging es von dort 100 Dollar in die Tiefe. Bislang hält zwar das Verlaufstief aus dem März bei 1.887 Dollar. Doch angesichts der fast schon kapitulationsartigen Bewegung der vergangenen Tage muss man sich als Anleger zumindest einmal Gedanken über die Unterstützungen machen, die unter dieser Marke warten. Das ist vor allem der Bereich zwischen 1.840 und 1.875 Dollar.

Natürlich muss man an dieser Stelle die Frage stellen: Übertreibt der Markt nicht mit seiner zinsbullishen Erwartungshaltung? Durchaus möglich. Doch was könnte die Fed davon abhalten, mit ihrer raschen Straffungspolitik einen oder sogar zwei Gänge zurückzuschalten? Sicherlich ist die Entwicklung des Aktienmarkts, vor allem des S&P 500 etwas, was die Fed im Auge hat. Für Sparer in den USA ist der Aktienmarkt weitaus wichtiger als für Sparer in Europa. Ein Rücksetzer beim Aktienmarkt könnte die Inflation leicht dämpfen, da sich die Anleger weniger reich fühlen und sich das auf das Konsumverhalten auswirken dürfte. Andererseits ist die US-Wirtschaft stärker vom Konsum abhängig als beispielsweise die deutsche Wirtschaft, die mehr vom Export lebt. Ein dauerhaft schwacher Aktienmarkt würde die ohnehin im Abschwung befindliche Wirtschaft noch rascher Richtung Rezession treiben.

Ganz sicher aber wird die Fed den Arbeitsmarkt im Auge behalten. Der präsentierte sich zuletzt stark und dürfte das beste Argument für die Notenbanker sein, die Zinsen anheben zu können. Wenn sich hier eine Trendwende andeutet, wird die Fed auf die Bremse treten. Inflation hin oder her.

Der Goldpreis leidet unter den Aussagen der Notenbanker. Doch der Markt dürfte übertreiben. In den kommenden Tagen und Wochen wird dies wieder Einstiegschancen bieten bei Produzenten wie Barrick Gold (WKN 870 450).

Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittel.bar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Barrick Gold.


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