Euro am Sonntag-Analyse

Silber: Warum die Edelmetall-Rally weitergeht

13.07.16 15:40 Uhr

Silber: Warum die Edelmetall-Rally weitergeht | finanzen.net

Der Preis für das Edelmetall Silber klettert auf den höchsten Stand seit zwei Jahren. Der Trend könnte sich noch weiter fortsetzen.

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Rohstoffe

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von Julia Groß, Euro am Sonntag

Binnen zwei Handelstagen mit einem Plus von elf Prozent den größten Preissprung der vergangenen fünf Jahre hinzulegen - das ist gleichzeitig außergewöhnlich und typisch für Silber. Außergewöhnlich, weil sich der Silberpreis seit 2012, von vorübergehenden Spitzen abgesehen, nur nach unten bewegt hat. Seit Beginn dieses Jahres hat das Edelmetall sich allerdings um über 40 Prozent verteuert. Das Typische daran ist: Silber folgte dem Aufwärtstrend des Goldpreises, der um ein Viertel stieg, reagierte aber deutlich extremer.

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Bei vielen Investments wäre so ein steiler Anstieg ein deutliches Warnzeichen für einen bevorstehenden Absturz. Nicht so bei Silber, meint der ehemalige Devisenhändler Mark Cudmore, der jetzt im Dienst der Nachrichtenagentur Bloomberg steht: "Silber ist das extrovertierte, peinliche Mitglied der Edelmetallfamilie, das immer verzweifelt versucht, mit seinen übertriebenen Aktionen Eindruck zu machen. Solange das Umfeld für Edelmetalle stimmt, wird der Silberpreis sich besser, aber auch viel, viel volatiler entwickeln als der von Gold."

Tatsächlich könnte das Markt­umfeld für Edelmetallanlagen kaum besser sein. Sichere Häfen sind gefragt, Alternativen zu Gold & Co aber dank der anhaltend lockeren Geldpolitik dünn gesät. Immer mehr Analysten erwarten für dieses Jahr keine Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank mehr.

Anhaltende Edelmetallrally

Dazu kommt noch der geplante Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union, der auf längere Sicht für Unsicherheit an den Börsen sorgen dürfte. Manche Beobachter rechnen damit, dass weitere Länder dem Beispiel der Briten folgen wollen und die Eurozone auseinanderbricht - ein Szenario, das dem von vielen Edelmetallanlegern befürchteten Zusammenbruch des Geldsystems sehr nahe kommt. Die Probleme bei italienischen Banken verstärken das Krisengefühl. "Mich ­erinnert das an die Situation im Jahr 2010, nur dass damals statt des Brexits die Eurokrise die ­Investoren beunruhigte", sagt Cudmore. "Damals ist der Silberpreis innerhalb von acht Monaten um 160 Prozent gestiegen." Entsprechend sieht er auch jetzt noch Luft nach oben.

"Diese Silberrally war seit Langem überfällig und könnte sich bei den aktuellen Bedingungen weiter fortsetzen", glaubt auch Georgette Boele, Analystin bei der Investmentbank ABN Amro. Noch im März lag die Gold-Silber-Ratio mit 83 bei einem 23-Jahres-Hoch. Ein Anstieg des Verhältnisses von Gold- zu Silberpreis über 80 war in der Vergangenheit häufig der Auftakt zu einem kräftigen Anstieg bei Silber.

Anleger sollten sich allerdings bewusst sein, dass die Preisexplosion momentan allein durch das Interesse von Investoren an Münzen, Barren und Futures-­Kontrakten angetrieben wird. Noch vor elf Jahren entfielen gerade einmal sechs Prozent der gesamten Silbernachfrage auf die Finanzmärkte, im vergangenen Jahr waren es bereits rund 27 Prozent.

Der Bedarf der Industrie, wo das Edelmetall beispielsweise zu elektrischem Leitermaterial weiterverarbeitet wird, ist dagegen leicht rückläufig. Das Angebot dagegen steigt, Rohstoffanalysten erwarten für 2016 eine Rekord-Silberförderung von rund 28.000 Tonnen.

Deshalb ist Vorsicht geboten: Lässt der Appetit der Anleger auf Edelmetalle nach, droht dem Silberpreis ein heftiger Absturz. Auch das wäre wiederum ziemlich typisch.

Investor-Info

Gold-Silber-Ratio
Anstieg mit Ansage

In der Vergangenheit bildete ein Anstieg des Verhältnisses von Gold- zu Silberpreis über 80 häufig den Auftakt zu einer Silberrally. So auch im März dieses Jahres (Ausgabe 13/2016). Historisch betrachtet endete der Trend oft in der Nähe einer Gold-Silber-Ratio von 40. Trifft das auch diesmal zu, hat der ­Silberpreis noch deutlich Luft nach oben.

Silber-Investments
Schwierige Schwankungen

Wetten auf den Silberpreis erfordern Mut, da dessen Volatilität hoch ist. Der ETFS Physical Silver (ISIN: DE 000 A0N 62F 2) bildet die Preis­entwicklung im Verhältnis 1 : 1 ab. Diese Schuldverschreibung ist mit Silberbarren hinterlegt, die aber nicht an Investoren ausgeliefert werden. Anders als bei Gold ist der Kauf von Silbermünzen und -barren nicht steuerfrei und ­daher weniger attraktiv. Die Mehrwertsteuer lässt sich durch Lagerung im Ausland umgehen, was sich wegen der Lagerkosten aber in der Regel nur bei größeren Summen lohnt.

CFD
Auf Risikobegrenzung achten

Die meisten CFD-Broker offerieren Differenzkontrakte auf eine Feinunze Silber. Das Edelmetall weist per se schon heftige Schwankungen auf. Die werden durch die hohen Hebel, die CFDs in der Regel haben, noch potenziert. Mit geringem Einsatz sind so riesige Gewinne erzielbar. Vice versa sind aber auch enorme Verluste möglich. CFD-Trader, die auf Silber spekulieren, sollten daher unbedingt mit Stopp-Kursen arbeiten, um eventuelle Verluste zu begrenzen und kein Geld nach­schießen zu müssen.

Bildquellen: Margaret M Stewart / Shutterstock.com, Julian Mezger für Finanzen Verlag

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