Silber: Geplatzte Träume?
Silber hat in den vergangenen Jahren deutlich schlechter abgeschnitten als Gold. Kommt nun die Aufholjagd? Die Meinungen darüber gehen auseinander. Wie Anleger auf der Gewinnerseite stehen.
Wer in den vergangenen Jahren in Silber investiert hat, dürfte vor allem eines sein: frustriert. Kein anderes Edelmetall hat 2017 schlechter performt. Und auch in den Jahren davor zeigte der Preistrend meistens nach unten. Kostete die Unze Anfang 2013 noch mehr als 30 US-Dollar, notiert das Edelmetall aktuell nur noch bei knapp 17 US-Dollar. Zuletzt gab es zwar eine zarte Gegenbewegung, mittlerweile scheint aber auch dieser Turnaround-Versuch gescheitert zu sein. Was auffällt ist die markante Underperformance gegenüber Gold. Auf Sicht von zwölf Monaten hat sich Silber um knapp 13 Prozentpunkte schlechter entwickelt als sein "großer Bruder". Auf Fünfjahressicht beläuft sich die Performancelücke sogar auf fast 30 Prozentpunkte.
Was für Silber spricht
Silber-Bullen führen diese relative Schwäche an, um auf das Nachholpotenzial hinzuweisen. Als "Beweis" dient ihnen dabei die Gold-Silber-Ratio. Diese Kennziffer gibt an, wie viele Unzen Silber für den Preis einer Unze Gold aufgewendet werden müssen. Momentan liegt die Ratio bei etwa 80 und damit deutlich über dem langjährigen Schnitt von rund 60. Was ebenfalls für Silber spricht ist die breite Erholung der Weltwirtschaft. Denn anders als Gold wird Silber nicht nur als Schmuck oder als Wertaufbewahrungsmittel erworben, sondern in großem Stile auch von der Industrie nachgefragt. Vor allem in der Photovoltaik- und Elektronikbranche kommt das Metall zum Einsatz. Nach Schätzungen des Interessenverbandes "The Silver Institute" wurden im vergangenen Jahr rund 580 Millionen Unzen Silber von der Industrie verarbeitet. Das entspricht fast 60 Prozent der gesamten Nachfrage. Gleichwohl gab es 2017 einen Angebotsüberhang von 32 Millionen Unzen. Es wurde also mehr Silber am Markt angeboten als benötigt wurde. Dies, so die Erwartung einiger Analysten, könnte sich möglicherweise in diesem Jahr ändern. Sie rechnen mit einer steigenden industriellen Nachfrage infolge der boomenden Weltwirtschaft.
Fed könnte Silber ausbremsen
Dieser Optimismus mag durchaus berechtigt sein, zumal Edelmetalle wie Gold und Silber infolge der jüngsten Kursturbulenzen an den Aktienmärkten auch bei Investoren wieder stärker in den Fokus rücken. Allerdings gibt es eine große Unbekannte. Die Rede ist von der Zinspolitik der US-Notenbank Fed. Bislang gehen die Märkte von zwei bis drei moderaten Zinserhöhungen um jeweils 25 Basispunkte in diesem Jahr aus. Jüngste Entwicklungen, wie etwa die steigende Inflation, könnten die Fed jedoch dazu bewegen, die Zinsschraube stärker nach oben zu drehen als bislang erwartet. Das hätte vermutlich steigende Zinsen zur Folge, was wiederum Edelmetalle als Anlagealternative unattraktiver macht.
Kluge Anlagestrategien sind gefragt
Welche Richtung Silber letztendlich einschlägt, lässt sich derzeit nur schwer einschätzen. Allerdings dürfte die Volatilität, also die Schwankungsintensität des Silberpreises, wieder zunehmen. Mit bestimmten Optionsscheinstrategien lässt sich davon profitieren - und zwar unabhängig davon, ob Silber nach oben oder nach unten ausschlägt. Dafür eignet sich beispielsweise ein Straddle. Darunter versteht man den gleichzeitigen Kauf von Silber-Calls und -Puts mit identischem Basispreis und Restlaufzeit. Wie ein Straddle im Detail funktioniert und mit welchen Chancen und Risiken er verbunden ist, erfahren sie hier.
Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feierte 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.
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