Bruchteil zurückgezahlt

Gläubiger von PIM Gold erhalten erstmals Geld zurück - jedoch bleibt ein hoher Verlust

04.03.21 12:19 Uhr

Gläubiger von PIM Gold erhalten erstmals Geld zurück - jedoch bleibt ein hoher Verlust | finanzen.net

Im September 2019 flog das Schneeballsystem von PIM Gold bei einer Razzia auf. Der hessische Goldhändler meldete im Anschluss Insolvenz an, zwei ehemalige Chefs müssen sich derzeit wegen Betrugs vor Gericht verantworteten. Die um insgesamt mehrere Millionen Euro geprellten Anleger gingen zunächst leer aus. Nun haben sie jedoch zumindest einen kleinen Bruchteil ihres Investments zurückerhalten.

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• Verwertung der Edelmetallbestände von PIM Gold im Rahmen des Insolvenzverfahrens abgeschlossen
• Gläubiger erhielten im Februar erste Abschlagszahlung
• Insolvenzverwalter prüft mögliche Ansprüche gegenüber Dritten

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Der hessische Goldhändler PIM Gold versprach Anlegern einst ein Investment in Gold gepaart mit monatlichen Zinsen in Form von Bonusgold, falls sich die Investoren ihr Edelmetall nicht aushändigen lassen. Dass dieses Versprechen zu gut war, um wahr zu sein, stellten die Anleger im September 2019 fest, als die Staatsanwaltschaft dem Unternehmen auf den Zahn fühlte und dabei feststellte, dass ein Großteil des Goldes, das sich angeblich in den Tresoren von PIM Gold hätte befinden sollen, überhaupt nicht existierte. In der Folge meldete PIM Gold Insolvenz an, gegen zwei ehemalige Führungskräfte läuft ein Betrugsprozess.

Die Anleger schauten zunächst in die Röhre, denn es wurde schnell klar, dass das tatsächlich gefundene Gold bei weitem nicht ausreicht, um die Forderungen, die sie gegenüber dem Goldhändler haben, zu bedienen. Laut "Fonds Professionell" hätte PIM Gold insgesamt rund 3,38 Tonnen Gold besitzen müssen, tatsächlich gefunden wurden laut dem Insolvenzverwalter Renald Metoja aber nur eine halbe Tonne Gold und andere Edelmetalle in Form von Münzen, Barren und Schmuck. Er bereitete die Anleger daher bereits 2019 auf eine lange Zeit der Unsicherheit vor und sagte laut dpa-AFX, dass die Geschädigten womöglich erst in einigen Jahren mit der Auszahlung einer Quote rechnen könnten. In diesem Februar war es - womöglich etwas schneller als vom Insolvenzverwalter ursprünglich erwartet - nun soweit: Die geschädigten Anleger erhielten eine erste Abschlagszahlung. Diese deckt allerdings nur einen winzigen Bruchteil ihrer Verluste ab.

Geprellte Anleger erhalten 7,5 Prozent ihrer Forderungen gegenüber PIM Gold zurück

"Die Verwertung der sichergestellten Edelmetallbestände ist im Wesentlichen abgeschlossen, so dass wir in Abstimmung mit dem Gericht und dem Gläubigerausschuss eine erste Auszahlung vornehmen konnten", teilte Insolvenzverwalter Renald Metoja Ende Februar in einer Pressemitteilung mit. Dabei seien alle Gläubiger berücksichtigt worden, deren Forderungen bereits gerichtlich festgestellt wurden. Ein Grund zum Jubeln dürfte die jetzige Auszahlung für sie aber dennoch nicht sein, denn laut Metoja entsprechen die ausgezahlten Gelder lediglich einer Quote von 7,5 Prozent auf die gerichtlich festgestellten Forderungen. Die Anleger haben also immer noch Verluste in Höhe von 92,5 Prozent zu beklagen. Immerhin: Die Quote liegt höher als sonst normalerweise bei Insolvenzverfahren in Deutschland. Denn laut dpa-AFX erhalten Gläubiger bei sonstigen Insolvenzen im Schnitt nur 3,6 Prozent ihres Geldes zurück.

Der Insolvenzverwalter macht den PIM-Geschädigten allerdings sogar noch Hoffnung auf zumindest ein bisschen mehr Geld. "Nach aktuellem Stand bestehen gute Aussichten, dass Gläubiger zwischen 15 und 20 Prozent ihrer Forderung zurückbekommen", so Metoja in der Pressemitteilung. Doch auch dann würde sich der Verlust der Gläubiger noch immer auf 80 bis 85 Prozent belaufen. Für viele der 7.000 Gläubiger, die laut dem Insolvenzverwalter Forderungen in Höhe von insgesamt rund 178 Millionen Euro angemeldet haben, dürfte der Verlust ein herber Schlag sein. Denn wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, reicht die Höhe der einzelnen Forderungen von zweistelligen Kleinstbeträgen bis hin zu 1,9 Millionen Euro. Laut Informationen von "Godmode Trader" lag der Schnitt der an PIM Gold überwiesenen Beträge bei 25.000 Euro pro Anleger. Selbst im besten Fall würde der durchschnittliche Verlust der Anleger also 20.000 Euro betragen.

PIM-Insolvenzverwalter sucht weiter nach Geld

"Als Vertreter der Gläubiger ist es mein oberstes Ziel, dass die Anleger von ihrem Vermögen so viel wie möglich zurückerhalten", erklärte Insolvenzverwalter Renald Metoja bereits im Herbst 2019. Dieses indirekte Versprechen versucht er offenbar einzuhalten, denn wie das "Handelsblatt" berichtet, prüft Metoja aktuell weitere Ansprüche zugunsten der Insolvenzmasse gegen eine Scheideanstalt in der Türkei sowie gegen ehemalige Organe und Vertriebsmitarbeiter von PIM Gold. Dabei nimmt er auch mögliche Haftungs- oder Anfechtungsansprüche gegen die Makler unter die Lupe, die für PIM Gold Kunden akquiriert und sie somit - wohl unwissentlich - in die Falle gelockt haben. Die freien Makler sollen laut "Handelsblatt" von PIM Gold Provisionen in Höhe von sieben bis zwölf Prozent erhalten haben. Diese hätten sich laut dem Wirtschaftsmagazin allein zwischen 2008 und 2017 auf eine Summe von insgesamt 46 Millionen Euro belaufen. Allerdings stehen die Chancen wohl nicht sehr gut, dass Anleger etwas von diesem Geld sehen werden. Denn laut "Fonds Professionell" gehen Juristen davon aus, dass gezahlte Vertriebsprovisionen nicht anfechtbar sind.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Foto-Ruhrgebiet / Shutterstock.com, FikMik / Shutterstock.com

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