Der Anlegerbrief Holger Steffen

Öl: Der Versuch, die Zeit zurückzudrehen

19.12.16 13:05 Uhr

Öl: Der Versuch, die Zeit zurückzudrehen | finanzen.net

Die OPEC und Russland stemmen sich mit Absprachen über Förderkürzungen gegen den niedrigen Ölpreis, doch die Zeiten haben sich geändert

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Die OPEC macht ernst mit dem Vorhaben, die Produktion zu kürzen um dem Ölpreis eine weitere Erholung zu bescheren. Und auch das Nicht-Kartell-Mitglied Russland konnte für eine enge Zusammenarbeit gewonnen werden. Damit versucht die Organisation, ihre alte Machtstellung im Markt zurückzuerobern. Der deutliche Anstieg der Ölnotierung scheint ihr Recht zu geben, doch die alten Zeiten sind definitiv vorbei.

OPEC bemüht sich um Disziplin

Sowohl die OPEC-Staaten als auch Russland sind in der Vergangenheit nicht unbedingt dadurch aufgefallen, dass sie Vereinbarungen über Förderbegrenzungen diszipliniert einhalten. Beim aktuellen Beschluss, der eine Kürzung der Produktion um 1,2 auf 32,5 Mio. Barrel pro Tag (mb/d) im ersten Halbjahr 2017 vorsieht, soll das nun anders werden. Was dafür spricht: Der extreme Preisverfall von Mitte 2014 bis Anfang 2016 hat die großen Förderländer geschockt und für gewaltige Budgetprobleme gesorgt. Der Druck ist also immens. So wird verständlich, warum Saudi-Arabien, der Player mit den größten Reserven, zuletzt sogar betont hat, den Output noch unter das mit der OPEC vereinbarte Niveau zurückzufahren. Um eine Umsetzung der Beschlüsse sicherzustellen, wurde sogar Russland in das Kontrollgremium berufen - auch das ein Novum.

Potenzial der Fracking-Industrie unklar

Doch die Akteure, die sich auf die Förderkürzung einigen konnten, besitzen zwar zweifelsohne großes Gewicht im Markt, Preissetzer sind sie aber nicht (mehr). Das liegt an der dank Fracking gestiegenen Bedeutung der USA, die im letzten Jahr mit 12,7 mb/d bereits der weltgrößte Produzent noch vor Saudi-Arabien (12,0) und Russland (11,0) waren. Wegen geringerer Investitionen in der Tiefpreisphase wird nun allerdings von der U.S. Energy Information Administration ein Rückgang der Ölproduktion in diesem und auch im nächsten Jahr erwartet. Allerdings zeigt der höhere Ölpreis schon wieder ein deutliche Wirkung im Sektor: Die Zahl der aktiven Bohrlöcher hat sich vom Tiefstand im Mai inzwischen um 182 oder 58 % auf 498 erhöht - eine beeindruckende Dynamik.

Fazit zu Öl

Russland und die OPEC haben sich mit den jüngsten Beschlüssen Luft verschafft, der Ölpreis folgt mit dem aktuellen Kurssprung tatsächlich einem neuen Aufwärtstrend. Ob das schwarze Gold noch weiteres Erholungspotenzial in substanziellem Ausmaß aufweist, ist umstritten, die hohe Dynamik, mit der in den USA die Zahl der aktiven Bohrlöcher hochgefahren wird, spricht eher dagegen. Für die Weltwirtschaft ist die Preiserholung im aktuellen Umfang hingegen zunächst einmal positiv, weil die Gefahr großer Pleiten im Sektor abgenommen hat.

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