SG Rohstoff-Kolumne

Zinn – der Anstieg scheint vorbei

26.08.10 13:35 Uhr

Zinn – der Anstieg scheint vorbei | finanzen.net

Bei vielen Rohstoffen waren in den letzten Wochen vermehrt Kursrückgänge zu verzeichnen.

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Anders sah es dagegen bei dem Industriemetall Zinn aus. Zinn wird unter anderem zur Herstellung von Dosen aber auch für Haushaltsgeräte wie Kühlschränke oder Waschmaschinen verwendet. Seit Anfang Juni hat die Wertentwicklung von Zinn die aller anderen Industriemetalle hinter sich gelassen. Das weißliche Metall legte über 34 Prozent zu und konnte zuletzt bei 21.610 US-Dollar je Tonne ein neues Allzeithoch erreichen. In der gleichen Zeit konnte beispielsweise Blei, welches die zweitbeste Wertentwicklung der Industriemetalle dar bot, nur um rund zwanzig Prozent zulegen.

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Die beachtliche Performance zog zuletzt auch vermehrt das Interesse von Rohstofffonds auf das Industriemetall. Diese fokussierten ihre Kaufaktivität insbesondere auf den Markt für die physische Lieferung, was dazu führte, dass die Forwardkurve von Zinn deutlich in Backwardation driftete. Dies deutet im Allgemeinen auf einen Engpass des Rohstoffes für die sofortige Lieferung hin. Insbesondere die aktuell von der Londoner Rohstoffbörse LME veröffentlichten Lagerbestände unterstützen diese These: Seit Ende Januar 2010 sind die Lager Vorkommnisse um mehr als 48 Prozent zurückgegangen. Dies ist insbesondere mit deutlich gesunkenen Exportzahlen aus Indonesien zu begründen. Indonesien ist nach China der zweitgrößte Zinn Produzent und der weltgrößte Exporteur des Industriemetalls. Im Vergleich zum Vorjahr haben die Exporte um gut 12 Prozent nachgelassen. Dies ist insbesondere auf Maßnahmen der indonesischen Regierung zurückzuführen, welche verstärkt gegen illegale Minenbetreiber vorgegangen ist. Desweiteren haben heftige Regenfälle im ersten Halbjahr zu Produktionseinbußen geführt. Es haben jetzt allerdings mehrere indonesische Minenbetreiber einen Produktionssteigerung für das zweite Halbjahr angekündigt, was den Preis wieder nach unten drücken könnte. Die Nachfrageseite von Zinn wurde, wie bei den meisten Industriemetallen, durch China bestimmt. Im ersten Halbjahr machte die chinesische Nachfrage nach diesem Industriemetall, welche im Vergleich zum Vorjahr um 32 Prozent zulegte, fast die Hälfte der weltweiten Zinnnachfrage aus. Allerdings wird erwartet, dass die chinesische Nachfrage nach Zinn und weiteren Industriemetallen im weiteren Jahresverlauf abnehmen wird, da die wirtschaftsstimulierenden Maßnahmen der chinesischen Regierung reduziert werden sollen. Sinkt die Wirtschaftsleistung aus dem Reich der Mitte wird auch der Rohstoffbedarf zurückgehen, was die Preise für Zinn drücken dürfte.

Zinn hat in den letzten Wochen einen beachtlichen Anstieg dar geboten. Nichtdestotrotz ist es unwahrscheinlich, dass dieser Anstieg weiter anhalten wird. Zwar befindet sich der Zinnmarkt weiterhin in einem Angebotsdefizit, d.h. die Nachfrage übersteigt das Angebot, allerdings ist dies durch den vergangenen Anstieg bereits eingepreist und die sinkende Nachfrage Chinas dürfte den Zinnpreis von seinem derzeit hohen Niveau in tiefere Regionen fallen lassen.

Andreas Kotula ist Zertifikate-Experte bei Société Générale. Er ist zuständig für das Marketing von Zertifikaten und Optionsscheinen sowie von Lyxor Exchange Traded Funds (ETFs).

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