Industriemetalle vor weiterem Absturz?
In den letzten Jahren gab es am Rohstoffmarkt Verhaltensweisen, die so gut wie jede Krise überlebten und den Marktteilnehmern auf diese Weise Orientierung ermöglichten.
Werte in diesem Artikel
Eine solche Verhaltensweise ist bzw. war der schier unerschöpfliche Rohstoffhunger des Riesenreiches China. Was war nicht alles in den Gazetten zu lesen. Das Land wolle Rohstoffkonzerne übernehmen und bereite eine neue Kolonisation von Afrika vor, um sich Zugang zu Ressourcen zu sichern. Die jüngsten Marktdaten bringen dieses Konstrukt allerdings ins Wanken.
Partizipieren Sie an Kursschwankungen bei Öl, Gold und anderen Rohstoffen mit Hebel und kleinen Spreads! Mit nur 100 Euro können Sie durch einen Hebel mit der Wirkung von 2.000 Euro Kapital handeln.
Plus500: Beachten Sie bitte die Hinweise5 zu dieser Werbung.Engpässe bei Rohstoffen sind nicht in Sicht
Natürlich ist es ein Fakt, dass Rohstoffe ein knappes Gut sind und die Förderung in vielen Bereichen komplizierter bzw. aufwändiger wird. Aus geologischer Sicht drohen nach Meinung von Experten jedoch nicht wirklich ernsthafte Engpässe. Seit Jahresanfang ist dies auf dem Markt für Industriemetalle zu beobachten, auf dem ein Angebotsüberhang besteht. Dafür gibt es mehrere Gründe, vor allem jedoch die Tatsache, dass die Produktion zuletzt stärker angestiegen ist, als der Verbrauch. So stieg beispielsweise die Kupferproduktion in Chile im April um 6,4 Prozent im Vergleich zum April 2009. Bei Kupfer könnte es nach einer starken Nachfragezunahme 2009 in diesem Jahr sogar einen deutlichen Rückgang geben. Auch aus den USA und Europa sind keine Nachfrageimpulse zu erwarten. Dies hat dazu geführt, dass die Lager auch in Asien inzwischen gut gefüllt sind und auf diese Weise allmählich auf den Preis drücken.
Kupfer vor Abwärtsspirale?
Sobald jedoch die Nachfrage durch Lagerabbau befriedigt wird, dürften erfahrungsgemäß große Finanzinvestoren auf sinkende Preise setzen, was für zusätzlichen Druck auf die Preise sorgen würde. Die von den Bullen immer wieder als stabilisierender Faktor genannten Chinesen würde ich nicht überstrapazieren. China hat sich zumeist immer recht clever bei seinen Rohstoffkäufen verhalten. Solange die Lager so prall gefüllt sind und keine Notwendigkeit für Zukäufe besteht, werden die Chinesen nicht in großem Stil auf dem Kupfermarkt als Käufer auftreten. Erst auf deutlich tieferen Preisniveaus kann nach meiner Meinung wieder mit einer stärkeren Nachfrage gerechnet werden. Auch wenn es am Kupfermarkt vielleicht keinen ganz großen Einbruch geben wird, so scheint zumindest eine Korrektur unvermeidlich.
Fazit:
Gefüllte Lager, eine schleppende Nachfrage und nicht zuletzt das krisenhafte Umfeld an den Finanzmärkten machen nun auch Industriemetallen wie Kupfer zu schaffen, die bis vor kurzem noch als knapp und begehrt galten. Auch die Charttechnik spricht bei den meisten Metallpreisen für einen weiteren Rückgang.
Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die Smarthouse Media GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.