DaxVestor-Kolumne Stefan Böhm

Erdöl: Wie groß ist das ägyptische Krisenpotenzial?

01.02.11 08:52 Uhr

Erdöl: Wie groß ist das ägyptische Krisenpotenzial? | finanzen.net

Nach Tunesien ist auch Ägypten zum Schauplatz eines Volksaufstandes geworden.

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Zwar ist Ägypten eine wesentlich größere Volkswirtschaft als Tunesien, im weltwirtschaftlichen Größenvergleich ist Ägypten jedoch trotzdem nur eine relativ kleine Nummer. Dennoch ist das Land am Nil sehr wichtig für die Weltwirtschaft. Als Stabilitätsanker in der Region ist Ägypten bislang ein verlässlicher Partner für den Westen, der über den Sueskanal wacht.

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Lebensader der Weltwirtschaft

Der 1869 gebaute Sueskanal hat sich nicht zuletzt dank laufender Erweiterungen und Vertiefungen fest zu einer der Lebensadern der Weltwirtschaft entwickelt. Zuletzt wurde der 193 Kilometer lange Kanal 2009 vertieft, um den Anfordernissen moderner Frachtschiffe auch in Zukunft zu genügen. Seit 2010 können beladene Schiffe von 240.000 DWT passieren. Die Zeitersparnis der Reeder ist immens. Die Route für Waren und Rohstoffe, die vom Persischen Golf oder aus Südostasien nach Europa oder in die USA geliefert werden, reduziert sich durch die Sues-Passage zwischen 3.500 bis 4.700 Kilometer. Die Route wird dadurch um 30 bis 40 Prozent kürzer. Zwar lässt sich Ägypten die Passage fürstlich entlohnen. Für ein Schiff werden im Schnitt 200.000 USD fällig und trotzdem ist der Kanal für die Reeder ein lohnendes Geschäft.

Anfälliger Ölmarkt?

Eine Besonderheit gibt es für die Riesentanker im Ölgeschäft, die für eine Passage zu schwer sind. Diese entladen ihr Öl am Roten Meer, wo es eine Pipeline gibt, die das Öl zum Mittelmeer pumpt, wo es wieder aufgenommen werden kann. Rund 21.000 Schiffe passieren den Sueskanal jedes Jahr. Damit genug der Zahlen, die Bedeutung des Bauwerks für die Wirtschaft ist damit ausreichend belegt ebenso wie die Anfälligkeit der Wirtschaft, sollte es zu Störungen am Sueskanal kommen. Insbesondere die Ölbranche reagiert auf geopolitische Risiken wie dieses sehr nervös. Über Sues werden täglich rund vier Millionen Barrel Rohöl geleitet. Sollte der Kanal wie 1967 auch nur für ein paar Tage geschlossen werden, wird es zu massiven Lieferproblemen kommen, da dann die Ausweichroute um Afrika genommen werden muss. Damit nicht genug: Manche Analysten sehen gar weitere Dominosteine fallen, wie z. B. Saudi-Arabien, wo auch eine diktatorisch herrschende Kaste das Sagen hat. Ich halte dies allerdings für übertrieben, denn die Situation in Saudi-Arabien ist nur sehr bedingt mit der in Nordafrika vergleichbar. Nichtsdestotrotz besteht zur Zeit ein großes Risiko für Kursausschläge am Ölmarkt – vor allem nach oben.

Fazit:

WTI Öl könnte aufgrund der Entwicklungen in Nordafrika und auch infolge einer Aufholbewegung zum Brent Oil vor einer signifikanten Höherbewertung stehen.

Stefan Böhm (Diplom-Volkswirt) ist Chef-Redakteur des DaxVestor Börsenbriefs. Weitere Informationen finden Sie unter: www.dax-vestor.deDer obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

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