Kein Comeback von Gold in Sicht
Mit Blick auf die jüngste Preisentwicklung könnte man meinen, dass Gold seinen Status als Krisenwährung verloren hat.
Denn weder der Ukraine-Konflikt, noch das militärische Eingreifen des Westens gegen den Islamischen Staat haben die Nachfrage nach dem Edelmetall und damit den Preis nach oben bewegt. Und auch nicht die erneuten Sorgen über die Konjunktur in Europa wirkten sich preistreibend aus. Stattdessen gab Gold in den vergangenen Wochen deutlich nach. Mittlerweile steht die Unze nur noch knapp über der so wichtigen Unterstützungsmarke bei 1.200 US-Dollar.
Gutes Gespür bewiesen
Für Gold-Bullen mag dies ernüchternd sein. Allerdings gab es viele Anleger, die die erneute Schwäche von Gold vorhergesehen haben. Das zeigen die Umfrageergebnisse des Citi-Investmentbarometers im zweiten Quartal 2014. Damals sank der Anteil der Optimisten, die auf Sicht von drei Monaten mit steigenden Notierungen rechneten im Vergleich zum Vorquartal massiv von 56 Prozent auf 34 Prozent ab. Gleichzeitig hat sich der Anteil der Pessimisten, die auf kurze Sicht fallende Preise erwarteten von 13,5 auf 24,8 Prozent nahezu verdoppelt. Damit hat sich das "Citi-Investmentbarometer", für das vom Markforschungsinstitut Forsa sowohl private als auch professionelle Marktteilnehmer regelmäßig zu ihren Markteinschätzungen hinsichtlich verschiedener Anlageklassen befragt werden, einmal mehr als ein gutes Prognoseinstrument erwiesen.
Doch wie geht es mit Gold weiter? Es gibt Optimisten, welche die von Ende September bis Ende November laufende Hochzeitssaison in Indien als Argument für einen steigenden Goldpreis anführen. In keinem Land der Welt wird an die Brautleute mehr Gold oder Goldschmuck verschenkt. Eine Garantie für einen steigenden Goldpreis ist die Hochzeitssaison aber nicht. Dazu reicht ein Blick in das vergangene Jahr, als Gold in eben jenem Zeitraum deutlich abrutschte.
Anleger bleiben skeptisch
Interessanter scheint ein Blick auf das ganz aktuell veröffentlichte Citi-Investmentbarometer für das dritte Quartal 2014. Demnach dürfte von Gold auch weiterhin wenig zu erwarten sein, zumindest kurzfristig. Zwar legte der Anteil der Anleger, die auf Sicht von drei Monaten steigenden Preise erwarten, leicht von 34 Prozent auf 35,6 Prozent zu. Gleichzeitig stieg aber auch der Anteil der Pessimisten weiter von 24,8 Prozent auf 27,1 Prozent. Es herrscht also weiterhin eine Patt-Situation. Von daher ist das wahrscheinlichste Szenario der befragten Teilnehmer, dass der Goldpreis auch in naher Zukunft das tut, was es nunmehr schon seit mehr als zwei Jahren macht: Sich seitwärts bewegen.
Dirk Heß, Finanzexperte der Citigroup, schreibt zu aktuellen Markt- und Derivate-Themen. Als Co-Head EMEA Warrant Sales & Distribution bei der Citi besitzt er langjährige Expertise in allen Fragen rund um Börse und Investments. In seinem regelmäßigen Kommentar gibt Dirk Heß fundiertes Fachwissen weiter. Die Citigroup ist seit dem Jahr 1989 als Emittent von strukturierten Produkten permanent am deutschen Markt vertreten und feiert 2014 ihr 25-jähriges Jubiläum.
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