Richtig spenden: Hilfe, die ankommt
Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Kurz vorm Fest sammeln Hilfsorganisationen das meiste Geld ein. Wie Sie herausfinden, welche Organisationen seriös arbeiten.
von Stephan Haberer, Euro am Sonntag
Nichts ist auf den Philippinen, wie es mal war. Vor drei Wochen wütete dort der Taifun Hayan. Er kostete mehr als 5.200 Menschen das Leben, über vier Millionen Philippiner sind seither obdachlos. Der Wiederaufbau wird 14 Milliarden Dollar verschlingen. Die internationale Hilfsmaschinerie lief sofort nach der Katastrophe an: Flugzeuge brachten Helfer, Nahrungsmittel und dringend benötigtes Material ins Katastrophengebiet. Hilfsorganisationen starteten Spendenaufrufe.
Doch nicht nur für Hayan-Opfer soll derzeit gespendet werden. In der Vorweihnachtszeit hat Spenden an sich Hochkonjunktur. Während die Deutschen im Sommer etwa 250 bis 300 Millionen Euro pro Monat für gute Zwecke geben, schnellt dieser Betrag jedes Jahr im Dezember auf knapp eine Milliarde Euro hoch. Das belegt die Gesellschaft für Konsumforschung in ihrem „Charity Scope — Bilanz des Helfens 2013“. Danach haben die Deutschen 2012 privat rund 4,16 Milliarden Euro gespendet, 2011 waren es 4,26 Milliarden.
Kein Wunder, dass so viel Geld auch schwarze Schafe auf den Plan ruft. Selbst Frauenrechtlerin Alice Schwarzer fiel im September 2009 auf einen Betrüger herein: Sie spendete guten Gewissens ihren Gewinn aus „Wer wird Millionär“ an den Verein Hatun & Can. Geholfen hat das nur einem: dem Vereinsvorsitzenden Udo D., der es sich auf Kosten der Spender gut gehen ließ. In den Vereinszweck — Hilfe für zwangsverheiratete Frauen — floss nicht ein Euro.
Allerdings macht es der Staat den Betrügern auch leicht: Aus der Überwachung der Spendensammler hat er sich weitgehend zurückgezogen. Eine Ausnahme: das Land Rheinland-Pfalz. Hier benötigt man für Straßensammlungen noch eine behördliche Sammelerlaubnis. Und wenn die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier (ADD) dubiosen Organisationen in Rheinland-Pfalz ein Sammlungsverbot erteilt, dann meldet sie das auf ihrer Internetseite www.add.rlp.de. Leider beachten die wenigsten Spender diese Meldungen.
Seriöse Spendensammler
Wer wissen will, ob „seine“ Hilfsorganisation auch wirklich seriös ist, findet Informationen dazu auch beim Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Diese 1893 gegründete Institution prüft Hilfsorganisationen auf Herz und Nieren. Seit 1992 vergibt die unabhängige Organisation ihr DZI-Spendensiegel an seriöse Organisationen, die — meist überregional — Spenden sammeln. Rund 250 Spendenorganisationen tragen derzeit das DZI-Siegel.
Auf der Website des Instituts (www. dzi.de) gibt es zudem Informationen zu Hunderten von Hilfsorganisationen, viele auch ohne DZI-Siegel. Die meisten davon hält das DZI für seriös, 37 lassen sich derzeit mangels Informationen nicht objektiv einschätzen, darunter die Katarina-Witt-Stiftung und die Steyler Mission. 17 Organisationen sind laut DZI, etwa wegen zu hoher Kosten für Verwaltung und Werbung, nicht förderwürdig, darunter die Sir-Peter-Ustinov-Stiftung und die Aktion Tier. Vor einem Dutzend Spendensammler wurde am 27. November 2013 sogar ausdrücklich gewarnt. Zum Beispiel vor dem Mutter-Teresa-Kinderhilfswerk und dem World Children’s Fund Deutschland.
Bei Letzterem stößt dem DZI besonders auf, dass Bettelbriefen aufwendige Geschenke als Dank für noch zu leistende Spenden beilagen. So werde beim Spender ein schlechtes Gewissen geschürt, sollte er nichts geben, schreibt das DZI.
Für Wolfgang Seibel von der Uni Konstanz, der sich in mehreren Studien mit Non-Profit-Organisationen beschäftigt hat, ist das Risiko, dass gemeinnützige Vereine zum Selbstbedienungsladen werden, „strukturell bedingt“. Weder gebe es einen Haushalt wie bei der öffentlichen Hand noch eine Bilanz wie bei einem Unternehmen. „Oft haben die Vorsitzenden gar kein Interesse daran, dass ihr Verein effektiv arbeitet. Da geht es mehr um Prestige und Zugang zu öffentlichen Geldern.“
Keine Kontrollen
Das sieht Stefan Loipfinger, Autor des Buchs „Die Spendenmafia“, ähnlich: „Gemeinnützige Vereine müssen ja nicht mal ihre Zahlen veröffentlichen. Die Kontrolle durch die Finanzämter — Stichwort gemeinnützig — reicht bei Weitem nicht aus. Spendenbetrügern wird es zu leicht gemacht, weil es keine gesetzlichen Vorschriften und Kontrollen gibt.“
Loipfinger, der bis Anfang 2012 das Internetportal Charitywatch betrieb, um unseriösen Spendensammlern auf die Finger zu schauen, fordert daher: „Bei Organisationen ab einem Spendenaufkommen von 30.000 Euro im Jahr sollte die Veröffentlichung eines aussagekräftigen Jahresabschlusses zwingend sein.“
Dann könnten Spender direkt kontrollieren, wofür ihr Geld verwendet wird. Was letztlich zu einer merklichen Erhöhung möglicher Hilfe führen würde. Hintergrund: Bei unseriösen Organisationen fließen oft nur 20 Prozent der Spendengelder in echte Hilfe. Bei vielen empfehlenswerten Spendenorganisationen sind es dagegen 80 Prozent und mehr. „Wird der Spendenfluss zu denen umgelenkt, vervierfacht sich der Nutzen, ohne dass ein Euro mehr gespendet wird.“ Eine schöne Hoffnung.
So hilft der Fiskus beim Spenden
Zuwendungen – also Spenden und Mitgliedsbeiträge – an steuerbegünstigte Organisationen zur Förderung von mildtätigen, religiösen, wissenschaftlichen, kulturellen oder anderen gemeinnützigen Zwecken werden als Sonderausgaben steuermindernd berücksichtigt. Sie sollten aber nicht über ein Fünftel der jährlichen Gesamteinkünfte des Spenders hinausgehen. Zuwendungen, die höher sind oder im Jahr der Spende nicht berücksichtigt werden können, dürfen – innerhalb der Höchstgrenzen – in den Folgejahren als Sonderausgaben berücksichtigt werden.
Geldspenden lassen sich ebenso absetzen wie Sachspenden (wenn diese für steuerbegünstigte Satzungszwecke verwendet werden) und Aufwandsspenden für ehrenamtliche Arbeit sowie dabei entstehende Kosten. Voraussetzung bei Letzteren: Diese erkennt der Fiskus nur an, wenn ein Anspruch auf Aufwandsersatz oder Vergütung bestanden hat, auf den freiwillig zugunsten der Organisation verzichtet wurde.
Damit das Finanzamt Spenden auch tatsächlich berücksichtigt, benötigt der Spender eine Spendenbescheinigung der begünstigten Organisation auf amtlichem Vordruck. Liegt die Spendenhöhe nicht über 200 Euro, ist meistens schon der Zahlungs- oder Buchungsbeleg ausreichend.