Versorger

Teurer Strom, teures Gas: Wechseln und sparen

01.02.10 06:00 Uhr

Viele Strom- und Gasversorger erhöhen die Preise. Clevere Kunden reagieren mit einem Wechsel und sparen viel Geld. Welche Versorger die attraktivsten Tarife bieten - und wie Sie einfach wechseln.

von EURO-Redakteur Ulrich Lohrer

Mangelnde Energie ist den deutschen Versorgern nicht vorzuwerfen. Jeder zehnte hat zum Jahreswechsel die Strompreise angehoben. Noch heute sind die meisten Haushalte Kunden von Grundversorgern, die vor der Liberalisierung der Energiemärkte ein regionales Monopol hatten. „Die Erhöhungen liegen in der Spitze bei 16,3 und im Mittel bei 6,4 Prozent“, sagt Isabel Wendorff vom Vergleichsportal check24.de in München.

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Zu den Verteuerern gehören die Energieriesen Vattenfall, EnBW und EWE. Begründet werden die Preiserhöhungen mit einem Anstieg der Nutzentgelte und Beschaffungskosten – vor allem wegen der Einspeisung Erneuerbarer Energien. „Dies ist notwendig, um die Klimaziele zu erreichen“, behauptet Christian Haferkamp, Vertriebsleiter bei EWE. „Dieser Ausbau hat seinen Preis.“

Nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz sind die Netzbetreiber verpflichtet, überschüssigen Ökostrom etwa von Windkraftanlagen abzunehmen, selbst wenn es dafür keine Nachfrage gibt. Weil sich Kohle- oder Kernkraftwerke aber nicht schnell mal herunterfahren lassen, wenn der Wind stark bläst, und weil bei einem Hochspannungsleitungsnetz aus physikalischen Gründen Stromeinspeisung und -entnahme genau übereinstimmen müssen, wird der überflüssige Strom oft an ausländische Abnehmer verscherbelt. Laut Bundesnetzagentur wurden 2009 sogar 18 Mal negative Strompreise registriert: Die „Stromkäufer“ erhielten also Geld für die Abnahme von überschüssigem Strom.

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Die Haushalte profitieren nicht vom Überangebot. Im Gegenteil: Die Differenz zwischen teurer eingespeistem Ökostrom und niedrigen Großabneh­merpreisen zahlen deutsche Verbraucher. Für 2010 kalkulieren die Netzbetreiber, dass sie für 12,7 Milliarden Euro Ökostrom erwerben müssen, dafür an der Strombörse aber nur 4,5 Milliarden Euro erhalten werden. Die 8,2 Milliarden-Euro-Differenz soll den Verbrauchern abgenommen werden.

Der große Preis-Check

Doch das Preisdiktat der Grundversorger muss niemand akzeptieren. Wer clever ist, wechselt zu einem günstigeren, alternativen Stromversorger und vermeidet dadurch oft nicht nur eine Preiserhöhung, sondern spart sogar Geld. Wer zum Jahreswechsel nicht bereits wegen einer Preiserhöhung gewechselt hat, kann dies in der Regel nachholen: Zumindest für die Grundversorger-Tarife gilt eine nur einmonatige Kündigungsfrist.

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Das unabhängige Vergleichsportal check24.de hat nun im Auftrag von €uro in Deutschlands 50 größten Städten die günstigsten Normal- und Ökostromtarife für Single- sowie Familienhaushalte ermittelt. Mit 67 von 100 Fällen konnte Stromio die meisten Top-Angebote für Normalstrom vorlegen. Noch günstiger ist gegen Vorauskasse Flexstrom, was allerdings mit Nachteilen verbunden ist. „Bei Insolvenz des Lieferanten könnten die Verbraucher einen Teil ihrer Anzahlung verlieren“, so Isabel Wendorff von check24.de. „Auch garantiert Flexstrom den Preis nur für drei Monate, fordert aber für zwölf Monate Vorauskasse ein.“ Der bundesweit günstigste Anbieter in Sachen Ökostrom (44 von 100 Fällen) ohne Vorauskasse ist eprimo.

Beim Gas gelten die gleichen Wechsel-Modalitäten. Obwohl erst nach dem Strommarkt liberalisiert, gibt es mittlerweile auch hier meist eine günstigere Alternative zum Grundversorger. Bundesweit günstigster Gasversorger (29 von 100 Fällen) ist 123Energie. Immer weniger Verbraucher lassen sich die Preise vorschreiben. Wechselten 2007 noch 1,3 Millionen Kunden ihren Stromversorger, waren es 2008 bereits über zwei Millionen. Tendenz: weiter steigend.

Lesen Sie, welche Anbieter die günstigsten Tarife haben - und wie Sie den Versorger wechseln

Strom- und Gasversorger: So leicht ist der Wechsel

Grundsätzlich können alle Kunden eines Strom- oder Gasanbieters ihren Lieferanten wechseln. Die Bundesnetzagentur rät, in drei Schritten vorzugehen:

1. Energieverbrauch ermitteln
Das geht am einfachsten per Blick in die letzte Jahresabrechnung, die den Strom- oder Gasverbrauch Ihres Haushalts festhält. Falls sich Ihre Haushaltsgröße geändert hat, orientieren Sie sich an den Richtwerten der Vergleichsportale.

2. Preis- und Leistungsvergleich
Naheliegend ist, den bisherigen Lieferanten nach einem günstigeren Tarif zu fragen. Den besten Marktüberblick erhalten Sie allerdings über Online-Tarifrechner im Internet (Beispiele: check24.de, idealo.de, stromvergleich.de, tarifvergleich.de, toptarif.de, verifox.de). Durch die Angabe Ihres Haushaltsverbrauchs und Ihrer Postleitzahl erhalten Sie eine Liste der Anbieter, deren Angebote Sie anfordern können. Denn neben dem Preis sollten Sie darauf achten, ob folgende Vertragsinhalte in Ihrem Interesse festgelegt sind: Vertragslaufzeiten (je kürzer, desto besser), Kündigungsfristen (etwa bei Umzug, Preiserhöhung), Preisgarantien (je länger, desto besser) sowie Zahlungsmodalitäten (Einzugsermächtigung, Vorauskasse). Vorkasse ist zwar oft deutlich günstiger, allerdings kann im Falle einer Pleite des Lieferanten die Zahlung verlorengehen. Die Versorgung ist dann aber durch den Grundversorger sichergestellt.

3. Kündigung und Neuvertrag
Im Vertragsformular des neuen Lieferanten müssen Sie auch die Nummer Ihres (Strom/Gas-) Zählers, den bisherigen Lieferanten und Ihre Kundennummer angeben – was Sie Ihrer letzten Abrechnung entnehmen können. Die Kündigung erfolgt mittels Vollmacht durch den neuen Versorger. Haben Sie bisher nicht gewechselt, so beträgt die Kündigungsfrist beim Grundversorger einen Monat zum Monatsende. Zwischen Vertragsabschluss und Lieferbeginn können sechs bis acht Wochen liegen.

Die günstigten Tarife im Überblick

Single Normalstrom
Single Normalstrom mit Vorauskasse
Familie Normalstrom
Familie Normalstrom mit Vorauskasse
Single Ökostrom
Familie Ökostrom
Single Gas
Single Gas mit Vorauskasse
Familie Gas
Familie Gas mit Vorauskasse