Prognosen

Strompreise könnten im Jahr 2018 wieder einmal steigen

11.10.17 17:45 Uhr

Strompreise könnten im Jahr 2018 wieder einmal steigen | finanzen.net

Die Deutschen müssen sich im nächsten Jahr womöglich wieder auf steigende Strompreise einstellen.

Am 15. Oktober 2017 geben die vier deutschen Betreiber der Stromübertragungsnetze bekannt, wie hoch die Umlage für Strom aus erneuerbaren Energien (EEG-Umlage) im kommenden Jahr sein wird. Die EEG-Umlage wird auf den Strompreis aufgeschlagen und dient der Finanzierung von Ökostrom. Sie macht in etwa ein Viertel des Strompreises aus. Durch die Einnahmen aus der EEG-Umlage werden die Vergütungen für Windkraft-, Solar- und Biogasanlagen gezahlt, die für einen Zeitraum von 20 Jahren garantiert sind. Je Kilowattstunde müssen aktuell 6,88 Eurocent berappt werden. Ebenfalls mit Spannung erwartet wird die Bekanntgabe der Netzentgelte. Für den Endverbraucher dürfte es erneut teurer werden.

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Strompreiszusammensetzung

Laut dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie setzt sich der Strompreis in Deutschland erst einmal aus den Kosten für Beschaffung und Vertrieb zusammen, die rund ein Viertel der Gesamtkosten ausmachen. Mehr als 22 Prozent entfallen auf Netzentgelte. Mit knapp 22 Prozent schlägt die EEG-Umlage ins Kontor. Daneben 16 Prozent Mehrwertsteuer und 6,9 Prozent Stromsteuer. Der übrige Rest sind die Konzessionsabgabe und weitere Umlagen, die aber eine sehr untergeordnete Rolle spielen. Somit werden über die Hälfte des Strompreises durch "staatlich veranlasste Bestandteile" bestimmt.

Prognosen für die Zukunft

Laut einem Bericht der "Bild" könnte es im Jahr 2018 einen wahren "Strompreis-Hammer" geben. Unter Berufung auf den Bundesverband der Energieabnehmer, ist wohl mit einem Anstieg der EEG-Umlage auf 7 Eurocent je Kilowattstunde zu rechnen. Daneben hätten drei der vier Übertragungsnetzbetreiber schon eine Anhebung der Netzentgelte angekündigt. In den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz sei sogar mit einem "rapiden Anstieg" zu rechnen, so die "Bild" unter Berufung auf den Analyse-Anbieter Enet. Sollte das zutreffen, dann dürften die deutschen Haushalte wieder einmal mehr für Strom zahlen müssen. Der stetige Anstieg der Strompreise hat bereits dafür gesorgt, dass private Verbraucher nun bereits doppelt so viel für Strom zahlen als im Jahr 2000.
Zu einer anderen Einschätzung zur EEG-Umlage kommt hingegen die Berliner Denkfabrik "Agora Energiewende". Laut den dortigen Auguren könnte die EEG-Umlage im kommenden Jahr leicht sinken. Gerechnet wird mit einer Verringerung von bis zu 0,3 Eurocent je Kilowattstunde. Im Jahr 2019 soll die Umlage jedoch wieder deutlich steigen, berechnet wurde eine Umlagenhöhe von 7,5 Eurocent je Kilowattstunde. Wenn die EEG-Umlage im nächsten Jahr tatsächlich fallen sollte, dann wäre dies nach 2015 das zweite Mal seit dem Jahr 2010. Ansonsten wurde die EEG-Umlage immer erhöht.
Als Gründe für eine mögliche Reduzierung der EEG-Umlage im Jahr 2017 gibt "Agora Energiewende" sinkende Strompreise im Großhandel sowie einen Milliardenüberschuss auf dem EEG-Konto an, der größtenteils an die Stromkunden zurückgegeben werden kann und somit die EEG-Umlage dämpft. Der Think-Tank betont, dass es auch gegenläufige Effekte gibt, jedoch sollten die senkenden Effekte überwiegen und damit die EEG-Umlage in Summe fallen können.
Das Vergleichsportal Verivox geht laut dem "Tagesspiegel"-Bericht davon aus, dass es beim Strom im Jahr 2018 kaum große Preissprünge geben sollte. Dennoch bleiben die Strompreise in der Bundesrepublik hoch und gehören nach den dänischen Strompreisen zu den höchsten in Europa. Bei der EEG-Umlage sieht Verivox kaum Änderungen in 2018. Zusätzliche Belastungen seien jedoch bei den Netzentgelten zu erwarten.

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Neue Bundesregierung wirkt sich auf Stromkosten aus

Nach der Wahl im September 2017 sieht es bisher noch nicht so aus, als wäre die Bildung einer Jamaika-Koalition ein leichtes Unterfangen. Je nachdem welche Regierung letztlich zustande kommt und wie der Koalitionsvertrag aussehen wird, könnte dies auch Auswirkungen auf die Stromkosten haben. Es bleibt somit abzuwarten, welche Punkte aus den Parteiprogrammen sich letztlich durchsetzen können.

Fazit

Ob die Strompreise im Jahr 2018 wieder einmal teurer werden, lässt sich vielleicht schon in Kürze besser beurteilen. Mit der Veröffentlichung der EEG-Umlage sowie der Netzentgelte - die jeweils fast ein Viertel Anteil an den Stromkosten haben - herrscht zu diesen wichtigen preisbeeinflussenden Faktoren womöglich bald mehr Klarheit.



Redaktion finanzen.net

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