Ohne echten Kick

Produkt-Check: Sparen mit der Nationalelf

08.06.14 14:00 Uhr

Passend zur Weltmeisterschaft lassen sich Banken wieder Sparangebote für Fans einfallen. Leider spiegelt sich das Niedrigzinsniveau auch bei diesen Offerten wider.

von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag

So gibt es bei der Commerzbank 1,14 Prozent Zinsen auf ein Festgeldkonto mit einem Jahr Laufzeit. Damit die Sparer den Zins tatsächlich bekommen, muss die Nationalmannschaft allerdings Weltmeister werden. Scheidet das Team um Kapitän Philipp Lahm vorher aus, gibt es weniger: 0,9 Prozent beim Einzug ins Finale, 0,74 Prozent beim Einzug ins Halbfinale. Scheitert die Elf im Achtelfinale gibt es 0,35 Prozent.

Kleiner Trost: Auch beim Vorrundenaus gibt es 0,35 Prozent. Dass dies alles andere als ein gutes Geschäft ist, zeigt sich beim Blick auf vergleichbare Offerten. Die aktuell höchsten Zinsen bei einjährigem Festgeld gibt es bei der österreichischen Deniz Bank. Sie bietet 1,6 Prozent. Wer lieber bei einer Bank mit deutscher Einlagensicherung anlegt, kann mit 1,5 Prozent rechnen, und dafür kann Deutschland auch in der Vorrunde ausscheiden.

Doch nicht nur die offizielle Partnerbank der Nationalelf umgarnt ihre Kunden mit wenig weltmeisterlichen Offerten. Besonders schwach erscheint da der WM-Sparkassenbrief der Sparkasse Neuss. Für vier Jahre Laufzeit gibt es als Basiszins gerade einmal ein Prozent. Pro Tor, das die DFB-Elf schießt, gibt es 0,01 Prozentpunkte extra. Damit der Sparbrief auf die aktuell beste Zinsofferte mit deutscher Einlagensicherung auf vier Jahre aufschließen kann, müsste die deutsche Auswahl in ihren maximal sieben Partien 110 Tore schießen. Das wäre selbst mit 23 Stürmern im Kader nur schwer möglich.

Einige Volks- und Raiffeisenbanken werben auch mit Kombikonten auf Festgeld und Fonds. Hier gibt es bei der Volksbank Lehrte-Springe-Pattensen-Ronnenberg 2,25  Prozent auf den Festgeldanteil, wenn Deutschland den Titel holt. Den Zins gibt es dann auf elf Monate. Scheidet die DFB-Elf früh aus, gibt es immerhin noch 1,5 Prozent, allerdings muss der Kunde mindestens 10.000 Euro anlegen; die Hälfte davon in Fonds, den Rest in Festgeld.

Fazit: Sparprodukte, deren Zins sich nach Ergebnissen im Sport richtet, sind fast immer nur Werbegags. Bei Kombiprodukten besteht die Gefahr, dass die Fonds, die zur Auswahl stehen, gerade solche sind, die wegen ihrer schwachen Entwicklung ein wenig Hilfe seitens der Vertriebsabteilung brauchen. Die meisten Konten werden bis zum Beginn der WM am 12. Juni oder wenig später angeboten. Man möchte fast meinen - zum Glück.