Banken in der Kritik: So viel zahlt man jetzt fürs Geldabheben
Im vergangenen Jahr war die Empörung über einen neuen Gebühren-Hammer für die Abhebung von Bargeld bereits groß. Nun sind wohl noch weitere Banken den Schritt gegangen und bitten ihre Kunden für Bargeldabhebungen zur Kasse.
400 Geldinstitute in Deutschland verlangen laut einer Untersuchung des Portals "biallo" nun Gebühren für die Bargeldabhebung. Nicht nur an Automaten von fremden Kreditinstituten, auch bei der eigenen Hausbank müssen Kunden nun zahlen. Die Gebühr kann hier bis auf 5 Euro ansteigen. Als Grund, ihre Kunden mit Gebühren zu belasten, nennen die Bankhäuser vor allem die anhaltende Niedrigzinsphase.
Sparkassen in der Kritik
Gerade bei der Sparkasse, die mit ganzen 25.000 Geldautomaten das dichteste Automatennetz in Deutschland bietet, wird nun vermehrt Geld für eine Bargeldabhebung am eigenen Automaten verlangt. Während Anfang 2017 noch von 40 Sparkassen die Rede war, die Kunden zur Kasse für eine Bargeldabhebung bitten, sind es laut neuesten Zahlen des Verbraucherportals für private Finanzen "biallo" nun 69 Sparkassen, die Gebühren für Bargeldabhebungen direkt auf ihre Kunden abwälzen.
Zahl der Banken verdoppelt
Insgesamt habe sich die Zahl der Insitute in Deutschland, die Gebühren für die Abhebungen verlangen, auf 400 Kreditinstitiute (69 Sparkassen, 311 VR-Banken und eine Direktbank) bereits verdoppelt. Während 150 Institute schon bei der ersten Geldabhebung zur Kasse bitten, ist das Abheben von Bargeld bei anderen Banken erst beim sechsten Mal kostenpflichtig. 80 Institute der untersuchten Banken kassieren für eine Bargeldabhebung am eigenen Automaten keine zusätzlichen Gebühren.
Bis zu 5 Euro für Bargeldabhebung
Dass man für eine Bargeldabhebung bei einem fremden Institut, außerhalb der eigenen sogenannten "Cash-Group", zahlen muss, ist bereits nicht mehr ungewöhnlich. Dass Banken nun auch Gebühren verlangen, sobald man am institutseigenen Automaten Bargeld abheben möchte, ist eine Neuerung, die bereits im vergangenen Jahr bei Verbraucherschützern und Kunden für Unmut stimmte. Denn die Gebühren sind nicht Ohne: Sie varriieren zwischen 5 Cent und ganzen 5 Euro.
Auch Großverdiener und Online-Kunden betroffen
Dass vor allem die Sparer unter der Niedrigzinphase leiden, ist bekannt. Denn die Kreditinstitute reichen die bei der Europäischen Zentralbank zu zahlenden Strafzinsen von 0,4 Prozent in immer größerem Umfang an ihre Kunden weiter. So verlangen sie beispielsweise eine Art "Verwahrgebühr" für eingezahlte sechsstellige Beträge. Auch das Online-Banking gerät immer mehr zur Gebührenfalle. So hatte der "Soester Anzeiger" im vergangenen Jahr Gebührenfallen im Online-Banking der lokalen Sparkasse aufgedeckt. Hier mussten Kunden ordentlich zahlen. Während der Sprecher des Sparkassenverbandes eine Gebühr beim alleinigen Besuch der Sparkassen-Website dementierte, räumt er ein, dass Online-Kunden mit günstigem Kontomodell für alle herkömmlichen Transaktionen, wie das Einrichten eines Dauerauftrages oder das Abrufen des Kontostandes, bis zu 2 Cent zahlen müssen.
Sparkassen verdienen so viel wie nie
Doch vor allem bei den Sparkassen scheint das Einführen der Gebühren für einen Schub gesorgt zu haben. Die Geschäftsergebnisse 2017 zeigen eine besonders positive Entwicklung bei den Provisionserträgen. Sie stiegen um ganze 7,1 Prozent und fielen damit im vergangenen Jahr so hoch aus, wie seit 13 Jahren nicht mehr. Dies schaffen die Kreditinstitute nur, indem sie Geld von ihren Kunden eintreiben. Denn aufgrund des niedrigen Leizinses, den die EZB konstant bei 0 hält, fahren die Banken durch die Geldanlage ihrer Kunden keinen Gewinn mehr ein. "Der Abschied von der Gratiskultur ist notwendig", so Andreas Schulz, Vorstandsvorsizender der MBS. "Unsere Leistungen sind etwas wert und haben ihren Preis." Ob die Preise noch weiter ansteigen und sich andere Kreditinstitue den Gebühren für das Abheben von Bargeld anschließen werden, bleibt abzuwarten.
Redaktion finanzen.net
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