Nachgehakt bei...

Immo-Experte Ritter: "Immer mehr winken ab"

16.12.17 11:00 Uhr

Immo-Experte Ritter: "Immer mehr winken ab" | finanzen.net
Daniel Ritter

Daniel Ritter » Der Geschäfts­­führer des Maklerhauses von Poll über steigende Preise und den Brexit.

von Markus Hinterberger, €uro am Sonntag

€uro am Sonntag: Herr Ritter, nur noch wenige können sich eine Stadtwohnung leisten. Steigen die Preise immer weiter?
Daniel Ritter: Die Preise an attraktiven Standorten der Metropolen sind auf einem hohen Niveau angekommen. Wir beobachten, dass die Zuwächse in Premiumlagen nur noch moderat sind, während in den mittleren und guten Lagen noch Luft nach oben zu sein scheint.

Aber die Nachfrage ist weiterhin hoch.
Wenn im nächsten Frühjahr die Immobi­lienmarktberichte der einzelnen Städte für 2017 kommen, werden Sie aber wahrscheinlich sehen, dass sich etwa in München nicht mehr alles so schnell verkauft. Das mag paradox klingen, aber immer mehr Interessenten winken ab und bleiben Mieter, weil Kaufen für sie zu teuer ist.

Sind das Vorboten einer Immobilienblase?
Sicher nicht. Wer kauft, hat in der Regel viel Eigenkapital. Das heißt, es wird solide finanziert, und die Immobilien, die jetzt nicht verkauft werden, finden dann später Käufer. Zudem werden etwa die Grundrisse angepasst; die Wohnungen, vor allem in begehrten Städten, werden kleiner.

Wer klug ist, kauft kleine Wohnungen?
Gerade in einer Stadt mit vielen Wochenendpendlern wie Frankfurt ist das sinnvoll. Man sollte möglichst zentral kaufen oder dort, wo es Jobs gibt.

Apropos Frankfurt. Zahlreiche Banken werden an den Main ziehen. Herrscht dort schon Goldgräberstimmung?
Frankfurt wächst auch ohne Brexit, und die Nachfrage aus London hält sich noch in Grenzen. Über die nächsten fünf Jahre verteilt werden etwa 9000 Menschen kommen. Hotels und Anbieter von Wohnen auf Zeit werden es als Erste merken. Viele werden zum Wochenende zunächst zurück nach London pendeln.

Bildquellen: VON POLL IMMOBILIEN GMBH 2017, Marcin Kubiak/123RF