Tiny Houses: Für wen sich die Mini-Häuser wirklich lohnen
Bei Minimalisten - aber auch vielen anderen Menschen - sind Tiny Houses besonders beliebt. Die kleinen Häuser bieten auf ihrem effizient genutzten Raum alles, was man zum Leben wirklich braucht. Doch eine Anschaffung sollte gut überlegt sein, denn möglicherweise trügt die Mini-Haus-Romantik.
In Zeiten des Klimawandels ist eine nachhaltige Lebensweise von besonderer Bedeutung. Tiny Houses entsprechen mit ihren spezifischen Eigenschaften voll den ökologischen Ansprüchen. Kleine Häuser benötigen weniger Platz, verbrauchen weniger Ressourcen und stoßen weniger Abgase aus. Außerdem sollen sie zusätzlich den Geldbeutel schonen. Eine echte Win-win-Situation für alle Minimalisten. Bei einer genaueren Auseinandersetzung mit dem Thema, stößt man jedoch schnell auf die ersten Probleme.
Holpriger Start ins kleine Eigenheim
Als Tiny House wird in der Regel ein fest verbautes Haus oder ein mobiler Anhänger mit maximal 50 Quadratmetern Wohnfläche bezeichnet. Bereits bei der Planung eines solchen Wohnobjekts kommen erste Besonderheiten auf. Aufgrund der geringen Fläche muss ein fest verbautes Haus sehr ausgeklügelt und effizient konzipiert werden, damit auch alles Notwendige im Innenraum Platz findet. Zudem sollen der Gebrauch und das allgemeine Wohnen möglichst reibungslos vonstattengehen. Fehlplanungen können später zu deprimierenden Alltagsproblemen führen. Beim Bau eines Anhängers sind darüber hinaus noch bestimmte Höchstmaße und das Höchstgewicht von 3,5 Tonnen einzuhalten. Die ideale Verteilung des Gewichts spielt ebenso eine wichtige Rolle.
Ist die Planung abgeschlossen, geht es an die Genehmigung. Diese wird benötigt, wenn das Tiny House zum neuen Hauptwohnsitz werden soll. Die Webseite "Wohnglück" schreibt, dass folglich die Bestimmungen des deutschen Baugesetzbuches, die Landesbauordnung, der Flächennutzungsplan und gegebenenfalls auch ein Bebauungsplan gelten. In allen Dokumenten sind jedoch noch keine Tiny Houses berücksichtigt. Der Erhalt einer Genehmigung ist damit umso schwieriger. Vor einem Bau sollte man sich daher genau über die vorliegenden Auflagen informieren.
Ist das Tiny House mobil auf Rädern unterwegs, benötigt es zwar keine Baugenehmigung, aber eine straßenverkehrstechnische Zulassung. Hierfür muss es regelmäßig vom TÜV überprüft werden. Außerdem sind für das Gefährt Steuern zu zahlen. Das Abstellen ist ebenfalls nicht so einfach wie gedacht. Der Anhänger benötigt nämlich einen genehmigungsfähigen Abstellplatz. Darüber hinaus stellt die Versicherung des Objekts ein weiteres Problem dar.
Kosten höher als gedacht?
Sind die Planungen und Genehmigungen geregelt, geht es zum eigentlichen Hauptthema beim Hausbau über: der Kostenfrage. Hier kann das Tiny House bei den Gesamtkosten natürlich punkten. Diese sind aufgrund der geringen Fläche deutlich niedriger als bei einem herkömmlichen Wohnhaus. Der genaue Preis hängt jedoch vom Grad der möglichen Eigenleistungen ab. Wer viel selbst machen kann, spart einiges an Geld. Nach Angaben von "Wohnglück" liegen die Kosten im Schnitt bei etwa 50.000 Euro. Sie können allerdings auch weitaus höher sein, zum Beispiel wenn das Haus noch um Solarpanel auf dem Dach ergänzt wird.
Hinzu kommen noch Grundstückskosten oder die Pacht für einen Campingplatz. Außerdem erfordern die einzigartigen Maße des Hauses auch einen besonderen Zuschnitt der Möbel. Viele müssen wahrscheinlich extra für den Innenraum angefertigt werden. Das gleiche gilt für gewisse handwerkliche Lösungen. Dafür sind jedoch im Gegenzug die Unterhaltskosten des Tiny House geringer.
Preisvergleiche ergeben, dass die Quadratmeterpreise von Tiny Houses höher sind als bei herkömmlichen Wohnungen. Der Experte Zack Griffin erklärt auf der Website "Apartment Therapy" diesen Sachverhalt damit, dass man alles Notwendige auf einem viel kleineren Platz unterbringen muss. In Sachen Preis-Leistungsverhältnis sind die Mini-Häuser damit keinesfalls günstiger.
Das Leben im Tiny House
Wie bereits erwähnt ist das Wohnen in einem Tiny House besser für die Umwelt. Es gibt allerdings noch weitere Vorteile. Besitzer sparen zusätzlich einiges an Zeit für das Putzen und Aufräumen. Auch die Menge der Instandhaltungsarbeiten ist wahrscheinlich sehr überschaubar. Wenn die Wohnung auf einem Anhänger gebaut wurde, ist man außerdem sehr mobil und das Haus kann an viele Orte mitgenommen werden. Es ist unter gewissen Umständen sogar möglich, die Nachbarschaft schnell zu wechseln und ein recht ungebundenes Leben führen. Die eigenen vier Wände können darüber hinaus schnell mit in den Urlaub genommen werden.
Allerdings bringt ein Leben im Tiny House auch viele Einschränkungen mit sich. In den "Räumen" ist es sehr eng und der Wohnkomfort ist begrenzt. Das kann sich negativ auf die Körperhaltung auswirken. Die geringe Fläche bietet außerdem keinen Platz für viele Gäste. Das gleiche gilt für Paare, die noch eine Familie gründen möchten. Für Kinder reicht die Wohnung meist nicht mehr aus. Zwar sind Minimalisten ohnehin nicht konsumfreudig, jedoch begrenzt der Wohnraum den Besitz. Neuanschaffungen sind oft nur schwer möglich. Wer über mehr Gegenstände verfügt als in das Tiny House passen, braucht einen zusätzlichen Lagerplatz. Zu guter Letzt kann die Wohnung im Winter oft sehr kalt und ungemütlich sein.
Fazit
Ein tatsächlicher Bau bzw. Umzug ins Tiny House sollte sehr gut überlegt sein. Die Planung und die Genehmigung sind schwierig. Wer ausschließlich aus Kostengründen mit dem Gedanken liebäugelt, muss sich auch aller Folgen bewusst sein. Das Mini-Haus ist in der Kapazität sehr eingeschränkt. Bewohner müssen klare Abstriche beim Wohnkomfort und der Familienplanung machen. Im Grunde eignen sich die Tiny Houses daher nur für wirklich überzeugte Minimalisten, die ihren Lebensstil langfristig anpassen möchten.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Deyan Georgiev / Shutterstock.com