Immobilienscout-Chefanalyst: "Wir sind am Gipfel"
Michael Kiefer, der Chefanalyst des Portals Immobilienscout24, erklärt, wie sich die Preise und Mieten entwickeln und wo es Übertreibungen gibt.
€uro am Sonntag: Herr Kiefer, in München sind die Kaufpreise für Wohnraum in den vergangenen fünf Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. In Hamburg, Berlin und vielen anderen Städten gibt es ähnliche Steigerungsraten. Geht das so weiter?
Michael Kiefer: Wir sind an einem Gipfel angelangt, inzwischen werden beispielsweise in München für Wohnungen und Häuser Preise aufgerufen, die sich nicht mehr rechtfertigen lassen.
Was sind das für Objekte?
Das sind Immobilien, die beispielsweise an dicht befahren Straßen liegen, eine schlechte Bausubstanz haben, an einem sozialen Brennpunkt liegen oder die alle diese "Auf keinen Fall kaufen"-Argumente in sich vereinen.
Also haben wir eine Blase bei Schrottimmobilien?
Wer solche Objekte kauft, soll sich nicht wundern, wenn er sie in ein paar Jahren nur weit unter Preis verkaufen kann. Wenn andererseits jemand in Bestlage in München-Schwabing 10.000 Euro pro Quadratmeter für eine luxussanierte Dachgeschosswohnung bezahlt, wird er immer einen Käufer finden, der dieses Objekt auch nach Jahren noch zu einem ähnlich hohen Preis kaufen will.
Aber gerade in den beliebten Vierteln wie der Hamburger Schanze oder dem Münchner Lehel oder
in Schwabing wird kaum mehr etwas angeboten.
Das hängt aber an der Zahl der Objekte am Markt und nicht an der Nachfrage, die ist weiterhin riesig.
Dann werden die Preise weiter steigen.
Das glaube ich nicht. Wir sind an einem Punkt, an dem viele Käufer dankend abwinken und nicht mehr bereit sind, jeden Preis zu zahlen. Diese "Was kostet die Welt?"-Mentalität gibt es nur noch im obersten Preissegment.
Warum hinken eigentlich die Mieten den Preisen hinterher? Sie steigen im Verhältnis zu den Preisen weniger als halb so schnell.
Da wird es noch Nachholeffekte geben, aber ich glaube, die Mietsteigerungen liegen künftig in guten Lagen bei etwa drei bis vier Prozent im Jahr.
Welche Rolle wird die Mietpreisbremse bei dieser Entwicklung spielen?
Eine große, sie wird auch dafür sorgen, dass deutlich weniger investiert werden wird.
Wer Politikern, Unternehmern und Beamten zuhört, bekommt den Eindruck, dass niemand die Mietpreisbremse will. Wird sie denn kommen?
Ich habe den Eindruck, dass die SPD sie unbedingt einführen will und das auch schaffen wird, aber sehr viele Unionspolitiker dagegen opponieren und sie so weit wie möglich verwässern werden. Uns droht ein Bürokratiemonster.