Forward-Darlehen: Glücklich bauen
Baufinanzierung: Mit Forward-Darlehen lassen sich die niedrigen Zinsen von heute für morgen sichern. €uro am Sonntag zeigt die günstigsten Anbieter.
von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Wer hätte gedacht, dass die Zinsen so tief sinken“, sagt Sebastian Grünewald. Der 39-Jährige hat 2005 eine Wohnung in der Nähe von Frankfurt gekauft. Damals waren er und seine Frau sich sicher, für ihr zehnjähriges Darlehen mit 4,1 Prozent einen günstigen Effektivzins erwischt zu haben. Doch dann kam die Finanzkrise und die Zinsen auf Baugeld sanken.
Heute könnten die Grünewalds denselben Kredit bereits für 2,31 Prozent haben. Da ihre Zinsbindung in zwei Jahren ausläuft, überlegt Sebastian Grünewald, wie er sich die Zinsen von heute für 2015 sichern kann. Aussteigen kommt nicht infrage: Wenn er seinen Kredit jetzt kündigen würde, müsste er seiner Bank wahrscheinlich mehrere Tausend Euro Vorfälligkeitsentschädigung zahlen. Also versucht er es mit einem Forward-Darlehen. Damit sichert sich Grünewald gegen einen Aufschlag von aktuell 0,35 Prozentpunkten ein weiteres zehnjähriges Darlehen. Der Kredit läuft ab Mitte 2015 und kostet unterm Strich 2,75 Prozent Zinsen. „Ohne den Aufschlag hätte ich zwar nur einen Sollzins von 2,4 Prozent, aber wer weiß, wie hoch die Zinsen in zwei Jahren sind“, sagt Sebastian Grünewald.
Paradoxe Situation
Max Herbst weiß zwar auch nicht, was Baugeld in zwei Jahren kostet, doch der Inhaber der FMH-Finanzberatung kennt den Markt und solche Bedenken, wie Sebastian Grünewald sie hat: „Es klingt zwar paradox, aber Forward-Darlehen lohnen sich vor allem dann, wenn die Aufschläge steigen“, erklärt Herbst. „Denn in den Aufschlägen haben die Anbieter, also Banken und Versicherer, künftige Zinssteigerungen bereits eingepreist.“ Sind die Aufschläge niedrig oder sinken sie sogar, könne man, so Herbst, mit einem Forward-Darlehen noch warten.
Und haben die Grünewalds alles richtig gemacht? Laut einer Untersuchung von FMH haben sich die Aufschläge für ein Darlehen, das in zwei Jahren fällig wird, seit 2009 im Schnitt zwischen 0,4 und 0,5 Prozentpunkten eingependelt — Ausreißer gibt es immer. Das spricht nicht für steigende Zinsen, doch was in zwei Jahren ist, weiß niemand.
„Wer ein Forward-Darlehen nutzen will, sollte sich vorbereiten“, rät Herbst. Das heißt: sich von Zeit zu Zeit bei mehreren Anbietern informieren, Angebote einholen, aber erst unterschreiben, wenn die Aufschläge steigen. Wer wie das Ehepaar Grünewald sicherheitsbewusst ist, kann jetzt zuschlagen, zahlt aber unter Umständen einen höheren Aufschlag, denn der Zinsvergleich (rechts) zeigt: je länger die Vorlaufzeit, desto höher der Aufschlag.
€uro am Sonntag listet die günstigsten Forward-Darlehen auf. Dabei wurde zwischen Anschlussdarlehen, die innerhalb der kommenden zwölf Monate fällig werden, und echten Forward-Darlehen mit bis zu vier Jahren Vorlauf unterschieden.
Egal ob man eine Anschlussfinanzierung sucht oder erst in ein paar Jahren eine Immobilie kaufen will, ein Forward-Darlehen schafft vor allem eines: Sicherheit.
Die besten Anschlussdarlehen und Forward-Angebote (pdf)