Girokonten: So sparen junge Leute

von Michael H. Schulz, Euro am Sonntag

Jede Bank buhlt um Studenten. Einige Geldhäuser lassen sich das Werben auch etwas kosten. Wer etwa bis zum 31. Dezember 2014 bei der ING-DiBa ein kostenloses Girokonto eröffnet, erhält als Dankeschön 75 Euro. Vorausgesetzt, vier Monate nach der Eröffnung sind zweimal 300 Euro dem Konto gutgeschrieben worden.

Junge Menschen verfügen in der Regel schon vor der Ausbildung über eine Kontoverbindung. Bei Valerie, Christian, Georg, Judith und Martin (siehe Foto) ist das der Fall. Heutzutage richten Eltern oder Paten früh ein Girokonto für den Nachwuchs ein. Grund: Ob Taschengeld, Lohn für gute Noten oder die Hilfe bei der Gartenarbeit, der Nachwuchs soll nicht nur den Umgang mit Bar-, sondern auch mit Buchgeld lernen.

Geschätzte 2,42 Milliarden Euro horten vier- bis 13-jährige Sprösslinge gemäß der Kids-Verbraucher-Analyse auf Spar- und Girokonten. Das entspricht etwa der Hälfte der Summe, die der Bund 2014 für das Elterngeld ausgeben will. Für die Banken sind die Knirpse von heute die Kunden von morgen. Schließlich belegen Studien: Menschen wechseln öfter den Ehepartner als die Bank.

Mit sieben Jahren eine Bankkarte
Kostenlose Konten für den Nachwuchs gibt es schon für Neugeborene. Doch erst ab dem siebten Lebensjahr sind die Sprösslinge laut Gesetz beschränkt geschäftsfähig und können über eine eigene Bankkarte verfügen. So sieht es der sogenannte Taschengeldparagraf aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch vor. Kinder können dann im Rahmen ­ihres Taschengeldes ohne Zustimmung der Eltern Geld abheben.

Damit sie nicht unbedarft in die Schuldenfalle treten, sind die kostenlosen Schülerkonten nur auf Guthabenbasis erhältlich. Das Konto kann also nicht in die Miesen rutschen. Ein Dispo ist meist erst mit 18 oder dem ersten Gehalt möglich.

Doch zwischen den Anbietern und ihren Kontenofferten bestehen große Unterschiede. €uro am Sonntag hat deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut die Schüler- und Studentenkonten von 30 Geldhäusern unter die Lupe genommen. Nicht alle Institute im Test bieten sowohl Girokonten für Schüler als auch für Azubis und Studenten an. Die Sparda-Bank München etwa hat Konten für Kinder und Jugendliche nur bis zum 17. Lebensjahr und taucht daher in der Gesamtwertung bei den Azubi- und Studentenkonten in der Tabelle nicht auf. Die ING-DiBa beschränkt sich lediglich auf Azubis und Studenten.

Vor allem die Sparkassen und Genossenschaftsbanken haben das Potenzial seit den 1970er-Jahren erkannt. "Inzwischen buhlen fast alle überregionalen und regionalen Banken um das Geld von Schülern und ködern deren Eltern, die letztlich die Konten eröffnen müssen, mit hohen Zinsen", weiß Miriam Ziesak vom Deutschen Kundeninstitut. Damit Eltern nicht auf die Idee kommen, ihr eigenes Geld lukrativ auf dem Kinderkonto zu parken, gibt es den dort üblichen höheren Zinssatz nur bis zu einem Guthaben von in der Regel 1.000 Euro.

Fünf Prozent Zinsen sind spitze
Es lohnt sich genau hinzuschauen. Neun Konten bieten derzeit gar keine Verzinsung, sechs Anbieter offerieren eine Verzinsung von bis zu einem Prozent. Giroflexx Start von der Sparkasse Bremen ist mit einer Verzinsung von fünf Prozent Spitzenreiter, doch den Topzins gibt es nur bis zu einem Guthaben von 500 Euro und für Schüler zwischen sechs und elf Jahren. Jeder Cent darüber verzinst sich gar nicht. Für die Wahl eines Girokontos für junge Menschen ist aber nicht nur die Verzinsung ausschlaggebend. Um sowohl Kosten als auch Service zu bewerten, wurden Fragebögen an die Institute verschickt. Anonyme Testkunden prüften den Kundenservice per Hotline und E-Mail. Zudem wurden die Internetseiten der Anbieter getestet.

Der Test gliedert sich sowohl bei den Schülerkonten als auch bei den Angeboten für Auszubildende und Studenten in drei Kategorien: Beim Angebot zählt nicht nur die Gut­habenverzinsung, sondern auch Extras wie Banking-Apps, die Zahl der Bankautomaten und der Zugang zum Onlinebanking.

Auch die Konditionen der Konten wurden unter die Lupe genommen. 40 Prozent der erreichbaren Punkte entfallen auf diese Kategorie, die ­damit am stärksten gewichtet ist. 25 Prozent der erzielbaren Punkte werden in der Kategorie Kosten vergeben. Bei den Konten für Azubis und Studenten gehören auch die Kosten für den eingeräumten Dispo dazu.

Daneben zählte auch der Service­aspekt. Für das Internetangebot, die Kompetenz des Beraters bei der Beantwortung telefonisch gestellter Fragen sowie die Wartezeit bis zur Entgegennahme von Anrufen und der Beantwortung von E-Mails wurden 35 Prozent der erreichbaren Punkte vergeben.

Primus bei den Schülerkonten ist in der Gesamtwertung die Volksbank Stuttgart. Die Genossenschaftsbank aus dem Ländle bietet drei verschiedene Kontoarten an, die mit den Bedürfnissen der jungen Menschen mitwachsen. Bis zum Alter von neun Jahren gibt’s "VR Primax", von zehn bis 15 Jahren "VR GO" und ab dem 16. Lebensjahr "VR Future". Optional verfügbar sind Prepaid-Kreditkarte oder EC-Karte.

Der Zweitbeste im Gesamtranking, die Sparda-Bank West, sticht mit einem breitgefächerten Angebot hervor. Überweisungen und Daueraufträge sind kostenlos. Fans von Borussia Dortmund erhalten eine BVB-Card, eine spezielle Form der Sparkarte, mit einem Rabatt von zehn Prozent. Als zusätzlichen Bonus gibt es ein Jahr lang eine Unfallversicherung gratis - ein netter Gimmick zu einer sehr guten Leistung.

Eine Bank schafft den Hattrick
Im Gesamtranking der Azubi- und Studentenkonten gelingt der PSD Nürnberg sogar der Titel-Hattrick. Zum dritten Mal in Folge seit Durchführung des Tests ist die Direktbank aus der genossenschaftlichen Finanzgruppe mit dem Angebot "GiroSt@r" Gesamtsieger. Die Führung des Kontos ist vom ersten bis zum 27. Lebensjahr kostenlos.

Besonders hervor sticht ferner das vielfältige Angebot. Eine solch kundenfreundliche Leistung bedeutet auch in der Kategorie "bestes Angebot", bei denen Produkte und Konditionen bewertet wurden, den Siegerplatz. Auch in puncto Kostensparen setzt die Offerte Maßstäbe. Die zweite Bankcard ist gratis. Guthaben bis zu 2.500 Euro verzinsen sich jährlich mit 2,5 Prozent, jeder Cent darüber mit 0,1 Prozent.

Doch selbst bei den PSD Banken gibt es große Unterschiede. Beim Angebot der PSD Rhein-Ruhr zeigt sich, dass bei einer kostenlosen Kontoführung nicht alles gratis ist. Für Guthaben bis zu 3.000 Euro auf dem Konto "PSD 4 (u)" bietet die Bank eine Verzinsung von zwei Prozent, dafür kostet aber der Versand von Kontoauszügen und die Überweisung per Beleg Gebühren.

Die Ergebnisse

Im Überblick: Bestes Angebot für Schüler, Studenten und Azubis (PDF)

Im Überblick: Die Gesamtwertung (PDF)

Auswertung: Wer den besten Kundenservice bietet (PDF)

Weitere Kategorie: Wo es das günstigste Konto gibt (PDF)