Versicherungsvergleichsportale und die Freude am Sparen
Wer eine günstige Kfz-Police sucht, kommt um Onlinerechner kaum herum. Doch nirgends gibt es alle Tarife, wie der Test in €uro am Sonntag zeigt.
von Markus Hinterberger, Euro am Sonntag
Die neuen Typenklassen sind da. Jeden September veröffentlicht der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Einteilung, die zeigt, welche Fahrzeuge im vergangenen Jahr wie viele Unfälle hatten. Das sorgt neben anderen Parametern wie der Schadenfreiheitsklasse bei einigen Modellen für höhere, bei anderen für niedrigere Versicherungsprämien. Laut GDV sind dieses Mal 30 Prozent aller Autotypen betroffen. Bei der einen Hälfte wird es teurer, bei der anderen günstiger. Die Unterschiede gegenüber dem Vorjahr können im Extremfall bei gut 250 Euro liegen, die eine Versicherung nun mehr oder weniger kostet. Wer herausfinden will, ob er betroffen ist, findet im Internet unter www.gdv-dl.de einen Rechner.
Für alle, bei denen sich etwas ändert, muss guter Rat nicht teuer sein. Inzwischen bieten zahlreiche Online-Vergleichsportale die Möglichkeit, Versicherungsprämien und -tarife kostenlos zu vergleichen und den günstigsten Tarif zu finden.
Ein großer Versicherer schert aus
Wer zwei oder mehr Portale nutzt, kann sich einen sehr guten Überblick über den Markt verschaffen. Aber hier bahnt sich eine Revolution an: HUK-Coburg, nach Zahl der Verträge Marktführer in der Autoversichererbranche, hat seine Onlinetochter HUK24 von sämtlichen Vergleichsplattformen genommen. Die Gründe: Versicherte, die von Vergleichsportalen an die Assekuranz vermittelt werden, kommen diese teurer als solche, die direkt beim Versicherer abschließen. Das liegt an den Provisionen, welche die Portale von den Gesellschaften verlangen. Die sind im Netz höher als bei Vermittlern vor Ort. Andererseits werden immer mehr Policen online abgeschlossen. Das drückt auf die Margen der Versicherer - und zwar seit Jahren.Daher hatte die HUK gemeinsam mit einigen anderen Anbietern unter dem Namen Transparo ein eigenes Vergleichsportal gegründet. Bei Check24, dem größten Portal, können seitdem keine HUK-Tarife mehr abgeschlossen werden. Doch Transparo schrieb Verluste und wurde 2014 an Verivox, die Nummer 2 unter den Vergleichsportalen, verkauft. Die Kooperation hielt allerdings nicht lange: Seit dem 1. September gibt es bei Verivox nur noch Tarife der HUK-Coburg, während die günstigeren Onlinetarife der HUK24 nur über die Website des Unternehmens zu bekommen sind. Ob die HUK auch ihre anderen Tarife selbst vermarkten will, ist derzeit noch offen. Zur HUK24 heißt es aus der Pressestelle, man kalkuliere so günstig, dass man die Vertriebskosten im Auge behalten müsse.
Auch wenn mit der HUK24 einer der 20 größten Anbieter vom Radar der Portale verschwunden ist - wer eine neue Kfz-Police sucht, hat keine bequemere Möglichkeit, ein gutes und günstiges Angebot zu finden, als mithilfe eines Vergleichsportals. Deshalb hat €uro am Sonntag gemeinsam mit dem Deutschen Kundeninstitut (DKI) die fünf wichtigsten Vergleichsportale für Kfz-Versicherungen analysiert und bewertet (Testmethodik siehe unten).
Im Test wurden jene Anbieter berücksichtigt, die einen eigenen Vergleichsrechner nutzen. Das bedeutet, dass fünf Portale getestet wurden. Denn: Sämtliche anderen Portale arbeiten mit einem dieser Rechner. Besonders verbreitet ist der Tarifrechner von Check24. Ein 2013 durchgeführter Test von €uro am Sonntag hat ergeben, dass die Rechner auf den Portalen, für die sie ursprünglich entwickelt worden sind, etwas besser funktionieren. Nafi- Auto, ein Anbieter, der in erster Linie von Versicherungsmaklern genutzt wird, blieb außen vor.
Gesamtwertung (pdf)
Bei einigen klaffen große Lücken
Die Ergebnisse: Nicht alle Rechner haben sämtliche der rund 80 deutschen Kfz-Versicherer in ihren Listen. Die größte Marktabdeckung hat Check24, danach kommt Verivox. Unterm Strich machten Check24 und etwas abgeschlagen auch Verivox das Rennen. Im Rechner bieten beide neben zahlreichen Tipps, wie Nutzer ihre Prämie drücken können, auch zusätzliche Kommentare und Bewertungen von Kunden zu den einzelnen Tarifen und Gesellschaften.Bemerkenswert: Zwischen den jeweils als "günstigster Versicherungstarif" gefundenen Angeboten bestehen erhebliche Unterschiede. Die geringste Differenz ergaben die Berechnungen für einen VW Tiguan mit nur 33,46 Euro, die zwischen den günstigsten (gefunden bei Check24, Verivox und Ino24) und dem teuersten Tarif (gefunden bei Firsteuropa.de) lagen. Die größte Differenz gab es bei einem Mercedes S 600: Hier lagen 746,78 Euro zwischen dem billigsten (gefunden bei Check24) und dem teuersten "günstigsten" Tarif (gefunden bei Firsteuropa.de).
Alle getesteten Vergleichsportale fragen eine große Palette von Rabattmöglichkeiten ab. Check24 sowie Geld.de jeweils zehn. Die Rabattmöglichkeiten "Besitz eines Abotickets für den öffentlichen Nahverkehr", "selbst genutztes Wohneigentum", "Mitgliedschaft in einem Automobilclub" sowie die "Zahl der im Haushalt lebenden Kinder" werden von allen Portalen abgefragt.
Schlusslicht in der Gesamtwertung ist mit 57,8 Punkten Firsteuropa.de. Die meisten Punkte wurden beim Preis-Leistungs-Verhältnis liegen gelassen. Mit etwa 35 Anbietern ist die Zahl der in diesem Vergleichsrechner berücksichtigten Versicherer recht gering. Entsprechend wenige Tarife werden auch vorgeschlagen. Negativ fällt ferner auf, dass der jeweils günstigste Versicherungstarif, den der Rechner vorgeschlagen hat, in elf von 15 Musterfällen verglichen mit denen der anderen vier Portale der teuerste ist.
Was Sie unbedingt brauchen
von Martin Reim
Optionen: Der Basisschutz bei Haftpflicht, Teil- und Vollkasko ist oft nicht ausreichend. Bei alten Autos reicht es häufig, nur eine Kfz-Haftpflichtpolice abzuschließen. Doch Verbraucherschützer raten, dass ein Fahrzeug zumindest in den ersten drei Jahren vollkaskoversichert sein sollte, während nach etwa zehn Jahren selbst der Teilkaskoschutz nicht mehr unbedingt nötig ist. Der Bund der Versicherten rät zu einer Selbstbeteiligung von 150 Euro in der Teilkasko und von maximal 500 Euro in der Vollkasko, um die Beiträge zu senken.
Haftpflicht
Sie ist gesetzlich vorgeschrieben und deckt Schäden beim gegnerischen Unfallopfer ab. Auch die Insassen des eigenen Fahrzeugs sind geschützt. Der Fahrer selbst und Schäden am eigenen Auto bekommen allerdings keine Deckung. Die Police wirkt außerdem wie eine Rechtsschutzversicherung, weil sie unberechtigte Ansprüche Dritter abwehrt. Vorsicht: Unfälle durch Alkohol- und Drogenkonsum regulieren die Gesellschaften zwar, doch werden sie versuchen, sich das Geld vom Versicherten zurückzuholen.
Als Mindestdeckung vorgeschrieben sind 7,5 Millionen Euro für Personenschäden, eine Million für Sachschäden und 50.000 Euro für Vermögensschäden (beispielsweise wenn der Geschädigte einen Flug versäumt und deshalb Schadenersatz fällig wird). Doch sollte man deutlich darüber hinausgehen. Bei Personenschäden sind mindestens 50 Millionen Euro empfehlenswert, bei Sachschäden sollten zehn Millionen Euro ausreichen. Weitere wichtige Kriterien sind:
Mallorca-Police
Diese Option erhöht die Deckung für Mietwagen im europäischen Ausland auf deutsches Niveau. Die Mallorca-Police kostet meistens keinen Aufschlag.Verspätete Anzeige
Bis zu welcher Schadenhöhe reguliert der Versicherer einen Schaden, den der Versicherte selbst tragen will, dann aber doch verspätet einreicht? Verletzung der vorvertraglichen Anzeigepflicht Welche Nachzahlung wird fällig, wenn der Kunde im Antrag falsche Angaben gemacht hat, etwa wenn die tatsächliche durchschnittliche Laufleistung höher liegt als angegeben?Teilkasko
Sie zahlt, wenn das eigene Auto gestohlen oder durch bestimmte Ursachen beschädigt wird, etwa wenn Hagel Spuren im Lack hinterlässt oder bei Sturm ein Ast auf den Wagen fällt. Ebenfalls eingeschlossen sind Glasbruch sowie Kabelschäden durch Kurzschluss. Weitere wichtige Kriterien sind:Marderbisse
Schäden an Schläuchen und Verkabelung und deren Folgen sollten eingeschlossen sein. Vorsicht: Bei manchen Versicherern sind die zu erstattenden Summen begrenzt.Erweiterung der Elementargefahren
Welche Gefahren sind - zusätzlich zur Überschwemmung als Basisschutz - mitversichert? Großzügige Versicherer zahlen außerdem bei Lawinen, Dachlawinen, Erdbeben, Erdrutsch, Muren oder Steinschlag.Vollkasko
Sie zahlt, wenn das eigene Auto durch eigenes Verschulden beschädigt wird oder wenn Dritte das Fahrzeug mutwillig beschädigen. Außerdem ist der volle Teilkaskoschutz inbegriffen. Weitere wichtige Kriterien sind:Wildschadenklausel
In der Regel sind nur Zusammenstöße mit Haarwild versichert, also etwa Wildschweine, Rehe und Hasen. Die Police sollte für Kollisionen mit allen Tieren gelten, so auch für Vögel, Hunde, Katzen, Pferde etc.Neuwertentschädigung
Innerhalb welcher Frist nach Neukauf wird der komplette Neupreis bei einem Totalschaden ersetzt? Gute Tarife leisten noch nach 18 Monaten.Kaufwertentschädigung
Innerhalb welcher Frist nach Gebrauchtkauf wird der komplette Kaufpreis ersetzt? Hier sind bei leistungsstarken Anbietern 14 Mona- te drin.Grobe Fahrlässigkeit
Üblicherweise leistet der Versicherer nicht, wenn der Kunde beispielsweise eine rote Ampel oder ein Stoppschild überfährt und verunglückt. Deshalb sollte der Anbieter auf den sogenannten Einwand der groben Fahrlässigkeit verzichten. Vorsicht: Das ist kein Freibrief. Besonders grobe Schnitzer muss sich der Fahrer nach wie vor zuschreiben lassen, etwa das Steckenlassen der Schlüssel bei einem Autodiebstahl. Oder Unfälle unter Einfluss von Alkohol und Drogen.Drei Unterkategorien (pdf)
So wurde gewertet
Um zu erfahren, was die Vergleichsrechner tatsächlich leisten können, wurden anhand von 15 ausgewählten Kundenprofilen die passenden Tarife abgefragt: vom jungen Single mit Kleinwagen (VW Polo) über die Familie mit Familienauto (Opel Zafira) bis hin zum Manager mit der Oberklassenlimousine (S-Klasse). Drei der getesteten Anbieter haben sich nicht an der Anbieterbefragung beteiligt (Geld.de, Ino24, Firsteuropa.de). In diesen Fällen wurde in der Auswertung auf die Ergebnisse der durch das Deutsche Kundeninstitut durchgeführten Versicherungsvergleiche zurückgegriffen und die Eigenrecherchen den Anbietern zur Kontrolle zugeschickt. Dieser Teil des Tests trug 40 Prozent zum Gesamtergebnis bei. Weitere 35 Prozent steuerte eine Analyse der Nutzerfreundlichkeit der Vergleichsrechner und deren Angebot bei. Die übrigen 25 Prozent entfielen auf den Service. Hier wurde in erster Linie getestet, wie kompetent die Anbieter auf Fragen von Kunden reagieren.Weitere News
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