Euro am Sonntag

Versicherung: Kündigung ist oft der schlechteste Weg

01.11.15 14:00 Uhr

Versicherung: Kündigung ist oft der schlechteste Weg | finanzen.net

Wer seine Versicherung vorzeitig beendet, verzichtet möglicherweise auf hohe Garantiezinsen.

von Martin Reim, Euro am Sonntag

Wer mit seiner Kapital­lebens- oder privaten Rentenversicherung unzufrieden ist, kann sie kündigen. Doch das ist nicht immer der beste Weg - vor allem, wenn die Police schon lange läuft. Denn der Garantiezins von bis zu vier Prozent ist dann verloren.



Wer ganz sichergehen will, sollte einen Versicherungsmathematiker auf seinen Vertrag schauen lassen. Das kostet rund 150 Euro Honorar die Stunde, kann aber vor noch teureren Fehlern bewahren. Für Mitglieder des Bundes der Versicherten ist dieser Service gratis, allerdings kostet eine Mitgliedschaft jährlich 60 Euro plus eine Aufnahmegebühr von acht Euro. Einen kostenlosen Rechner gibt es im Internet unter bundderversicherten.de/Lebensversicherung/Ausstieg-aus-KLV. Wer nach der Begutachtung - oder von sich aus -beschließt, nicht zu kündigen, dem bleiben diese Alternativen:

Vertrag beitragsfrei stellen Sie zahlen keine Beiträge mehr, der Vertrag bleibt jedoch bestehen. Und das, was bislang angespart wurde, wird weiter verzinst. Vorsicht: Ein an den Vertrag gekoppelter Berufsunfähigkeitsschutz (in Form einer Berufsunfähigkeits-Zusatzversicherung) entfällt in diesem Fall.
Teilkündigung Sie reduzieren Ihren Beitrag und damit auch den Versicherungsschutz. Der Vertrag wird aber auf einem deutlich höheren ­Niveau als bei einer kompletten Beitragsfreistellung weitergeführt.
Vertrag billiger machen Zahlen Sie jährlich statt monatlich - das spart den sogenannten Ratenzuschlag. Kündigen Sie eine eventuelle Unfalltod-Zusatzversicherung, das führt bei gleichen Beiträgen zu höherer Auszahlung im Erlebensfall. Stoppen Sie die Dynamisierung, denn bei jedem neuen Schritt nach oben sind zusätzliche Abschlusskosten fällig.
Vertrag beleihen Bei Policendarlehen dient die Lebensversicherung als Sicherheit für einen Kredit. Die Kreditsumme errechnet sich aus dem sogenannten Rückkaufswert - also jenem Betrag, zu dem der Versicherer die Police zurücknehmen muss, wenn der Kunde kündigt. Das Darlehen sollte man zumeist nicht über den Versicherer abschließen, sondern über spezialisierte Finanzdienstleister. Das zeigte eine Untersuchung der FMH Finanzberatung vor einigen Monaten (€uro am Sonntag 34/15). So verlangten bei einer Kreditsumme von 5000 Euro 41 der befragten 42 Lebensversicherer höhere Zinsen als der günstigste branchenfremde Anbieter LV Kredit.
Im Zweitmarkt verkaufen Einige unabhängige Finanzdienstleister übernehmen Policen zu einem hö­heren Preis, als ihn die Versicherer selbst bieten. So ist ein Aufschlag von drei bis acht Prozent auf den sogenannten Rückkaufswert durchaus realistisch. Doch Achtung: Hier tummeln sich viele unseriöse Anbieter. Der Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt Lebensversicherungen (BVZL) hat unter bvzl.de eine Reihe von Kriterien aufgestellt, anhand derer seriöse Anbieter zu erkennen sind.

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