Elektroautos gegen Benziner: Wer spart am meisten?
Deutschland will die Energiewende auch bei Autos. Weg von Benzin und Diesel, hin zu Strom. €uro am Sonntag hat nachgerechnet, ob sich ein Wechsel lohnt.
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von Gisela Haberer, Euro am Sonntag
Steuern sparen ist der Deutschen liebstes Hobby. Danach müssten Elektroautos ein Verkaufsschlager sein. Denn Stromer, die vor Silvester neu zugelassen werden, sind für zehn Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Wer sich nächstes Jahr ein Elektroauto zulegt, fährt immerhin fünf Jahre lang steuerfrei. Doch obwohl es den Bonus schon seit 2011 gibt, zählte das Kraftfahrt-Bundesamt Anfang 2015 nur knapp 19.000 zugelassene Elektroautos - bei insgesamt 44,4 Millionen Fahrzeugen.
Das Ziel der Bundesregierung, dass bis 2020 eine Million Stromer auf deutschen Straßen unterwegs sind, ist unerreichbar. Dabei wird das Angebot immer breiter: Bis Ende des Jahres soll es in Deutschland 30 Serienmodelle zu kaufen geben, vom leichtgebauten Zweisitzer bis zur Luxuslimousine. Die Preise für Neuwagen reichen von 18.000 bis rund 130.000 Euro. Die meisten kosten zwischen 25.000 und 35.000 Euro. Marktübliche Preise plus Steuerbefreiung: Müsste die Gleichung nicht zugunsten der E-Autobesitzer aufgehen? €uro am Sonntag hat nachgerechnet. Aus den Flotten der drei großen deutschen Autohersteller wurde jeweils ein Pkw mit reinem Elektromotor einem von Typ und Leistung vergleichbaren Benziner gegenübergestellt (siehe unten).
In der Anschaffung sind die E-Mobile alle teurer als die Benziner, doch bei den Treibstoffkosten liegen sie deutlich vorn. Bei den Kosten für Haftpflicht und Vollkasko gewann mal das eine, mal das andere Modell. Die Versicherungsbeiträge haben wir bei einem Anbieter mit Ökotarif für Elektroautos ermittelt - übertragbar sind sie nicht. Da es für Stromer keine spezielle Typklassen-Zuordnung gibt, gestalten die Versicherer die Prämien unterschiedlich. Bei der Steuer liegen Elektrofahrzeuge natürlich vorn. Nach dem Ende des Steuerbonus fallen nach heutigen Plänen je angefangene 200 Kilo Leergewicht 5,63 Euro an. Damit sind die Stromer auch dann noch Jahr für Jahr günstiger als "normale" Autos.
Gleichen die Einsparungen bei Steuer und Treibstoff die höheren Anschaffungskosten aus? Auf lange Sicht zum Teil. Der BMW i3 ist ab Jahr sechs günstiger als sein Pendant; der Mercedes B 250 e Sports Tourer ab Jahr zwölf; nur der VW e up! holt den Abstand im Kaufpreis nicht mal in 15 Jahren Betrieb rein.
Kostenlos Sonne tanken
Noch günstiger kommen Elektroautos, wenn ihr "Sprit" umsonst ist. Bis Ende dieses Jahres ist kostenloses Laden noch an Ladesäulen möglich, die ADAC und RWE an Fahrsicherheitszentren und Geschäftsstellen betreiben. Zeitlich unbegrenzt geht "Sonne tanken" bei Aldi Süd und RWE: Auf rund 50 Aldi-Parkplätzen in den Ballungszentren von Düsseldorf, Frankfurt am Main, Köln, Mülheim an der Ruhr, München und Stuttgart werden alle derzeit existierenden Ladetechnologien gratis bedient. Dasselbe Geschäftsmodell fährt der US- Autohersteller Tesla, der ein halbes Dutzend kostenloser Schnellladestationen an deutschen Autobahnen unterhält. Auch in weiteren der rund 840 Städte und Gemeinden mit mindestens einer öffentlichen Ladestation gibt es kostenlose (Schnell-)Ladesäulen, zu finden über de.chargemap.com, e-tankstellen-finder.com, stromtankstellen.eu und www.smarttanken.de.Die meisten Besitzer von Elektroautos nutzen allerdings eine Lademöglichkeit am eigenen Haus, meldet die Nationale Plattform Elektromobilität. Für einige Modelle reicht eine normale Steckdose und - viel Geduld: Der BMW i3 braucht acht Stunden. Schneller geht es mit Zubehör, dessen Anschaffung und Montage im Falle des BMW i3 über 2.000 Euro kostet.
Elektroautos mit grünem Strom werden als Schlüsseltechnologien der Energiewende gesehen. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat eine "Roadmap Smart Grid" entwickelt, nach der Elektroautos Teil eines intelligenten Stromnetzes werden. Ihre Batterien können Strom aus erneuerbaren Energien speichern. Sechs Millionen Elektroautos, die nach der Vision der Nationalen Plattform Elektromobilität 2030 auf deutschen Straßen fahren, bieten eine Speicherkapazität von 57 Gigawattstunden: knapp 50 Prozent mehr als die deutschen Pumpspeicherkraftwerke heute.
Weitere Förderung in Sicht
Auf einen Kaufzuschuss brauchen deutsche Autokäufer nicht zu hoffen. Den lehnte die Bundesregierung schon im Koalitionsvertrag ab. Bleibt noch die Förderung, die einzelne Gemeinden gewähren. Laut Elektromobilitätsgesetz dürfen sie Stromern erlauben, kostenlos zu parken oder Busspuren zu nutzen. Auch die Straßenverkehrsordnung wurde entsprechend angepasst. Einige Gemeinden fördern E-Autos bereits und bieten kostenlose Parkplätze an. Laut Deutschem Städte- und Gemeindebund sind dies übrigens häufiger kleine und mittelgroße Städte als Großstädte.Weitere Förderungen kündigte die Bundeskanzlerin vergangenen Juni an, Einzelheiten sind noch nicht bekannt. Doch immerhin sind Elektroautos schon von der Pkw-Maut befreit, bevor sie auf deutschen Straßen überhaupt eingeführt ist. Falls die Maut für deutsche Fahrer dann tatsächlich mit der Kfz-Steuer verrechnet wird, profitieren davon aber wohl nur E-Mobilfahrer aus dem Ausland.
Die Testergebnisse
Bei welchen Modellen die Elektro-Variante günstiger ist (PDF)
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Bildquellen: lexan / Shutterstock.com, ben bryant / Shutterstock.com
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