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Versicherungen via Apps: Adieu, Herr Kaiser!

03.12.16 03:00 Uhr

Versicherungen via Apps: Adieu, Herr Kaiser! | finanzen.net

Früher kamen Vertreter zum Kunden nach Hause. Heute versprechen Apps und Vergleichsportale Transparenz und niedrige Kosten. Das ist aber leider nur die halbe Wahrheit.

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von Uwe Schmidt-Kasparek, Euro am Sonntag

Erinnern Sie sich noch an Herrn Kaiser, den smarten, hilfsbereiten Vertreter aus der Werbung? 2009 wurde er in Rente geschickt. Mittlerweile erscheint der Berufsstand des Versicherungsvertreters insgesamt in Gefahr. Denn immer mehr Policen werden im Internet verkauft. In der virtuellen Welt sollen sie deutlich transparenter sein.



Vergleichsportale wie Check24, Verivox und Toptarif wollen dafür sorgen, ebenso digitale Versicherungsordner. Die tragen Namen wie Financefox, Friendsurance, Clark, GetSafe oder Knip und versprechen, alle Policen per App auf dem Smartphone in einem digitalen Ordner zusammenzuführen. Das klingt sinnvoll, immerhin hat jeder Deutsche im Schnitt gut fünf Versicherungsverträge, die üblicherweise bei unterschiedlichen Anbietern abgeschlossen wurden.

Wer eine solche App nutzen will, muss in der Regel einen Maklervertrag unterschreiben und damit rechnen, dass die App oder das Vergleichsportal die persönlichen Angaben zur Lebenssituation speichern und analysieren. Sie werden dann alternative Policen und Versicherungslücken aufzeigen. Zwar ist das, wie die Unternehmen betonen, kostenlos. Doch ist die volle Maklervollmacht erteilt, erhalten sie die üblichen Betreuungsprovision für die laufenden Verträge.


Immerhin: Selbst eine umfassende Vollmacht erlaubt dem Makler nicht, ohne Einwilligung des Kunden Verträge zu kündigen. "Das Risiko einer unfreiwilligen sogenannten Umdeckung gibt es auch bei den neuen Makler-Apps nicht", stellt Marina Zubrod, Chefin des Onlinemaklers Asuro, klar.

Alle Daten in einer Hand

Doch die umfassende Vollmacht ist eine Hemmschwelle. Bei Asuro werden lediglich mit einer Auskunftsvollmacht die Daten bei den Versicherern angefordert. So arbeitet nun auch Deutschlands größtes Vergleichsportal, Check24. Den digitalen Versicherungsordner der Münchner könnten bald Millionen Kunden nutzen, denn immerhin hat das Portal nach eigenen Angaben bereits über 15 Millionen Verträge vermittelt. Es betreibt seinen Service für die Bereiche Versicherungen, Finanzen, Energie, Telekommunikation, Reisen sowie beim Einkaufen im Netz.

"Die Daten über seine Einkäufe und seine Versicherungen hat der Kunde schon automatisch in seiner App, also seinem Kundenkonto", erklärt Check24-Sprecher Daniel Friedheim. "Der neue Versicherungsordner wird von den bestehenden Kunden sehr gut angenommen." Richtet ein Kunde eine allgemeine Vertragsverwaltung bei Check24 ein, akzeptiert er automatisch, dass er per E-Mail über neue Dienstleistungen informiert wird. Zudem darf das Unternehmen mit Ausnahme der Kranken- und Lebensversicherung bei allen Produkten auf die Kündigungsfrist hinweisen. Da dürfte der Weg zum Versicherungsvergleich für diese Kunden nicht mehr weit sein.


Verlierer dieser Entwicklung sind sogenannte Einfirmenvertreter wie die Werbefigur Herr Kaiser. Auch wenn jetzt sogar Allianz und AXA ihren Kunden anbieten, Fremdverträge mitzuverwalten, die Zahl der Versicherungsvertreter sinkt. Vor fünf Jahren gab es noch 216.000 Einfirmenvertreter, heute sind es rund 180.000. Die Zahl der Makler ist im Gegenzug auf fast 47.000 gestiegen. Denn eines können Herr Kaiser und seinesgleichen nicht: einen Versicherungsvergleich über den gesamten Markt liefern, sie arbeiten schließlich immer nur für ein Unternehmen.

Absurde Rechenbeispiele

Versicherungsvergleiche im Internet haben allerdings ihre Tücken. Die Vergleichsportale verkaufen vor allem über den Preis. Das zeigt aktuell etwa Check24. So lockt der Marktführer in der Autoversicherung mit einem Sparpotenzial von 850 Euro. Das entsteht aber durch den Vergleich von Äpfeln mit Birnen: Das teure Angebot, der Tarif Janitos Advanced, ist vielfach leistungsstärker als der Cosmos Basis light-Schutz. So gibt es 15 Millionen Euro Haftpflichtdeckung für jeden Geschädigten statt zwölf Millionen. Der Kaufpreis des Autos ist nur bei Janitos bis zu 18 Monate beim Totalschaden oder Diebstahl ohne jeden Wertverlust abgesichert. Das gilt auch für Naturschäden, wie Dachlawinen oder Erdrutsche.

Zudem sind Vergleichsportale nur scheinbar kostenlos. Bei jeder Vermittlung erhalten die Makler Geld von der Assekuranz. Manche Versicherer wie die HUK-Coburg sind bei Check24 wegen zu hoher Provisionen ausgestiegen.

Besonders schwierig ist es für Otto Normalverbraucher, die Wichtigkeit einzelner Leistungen einzuschätzen. So gibt es beispielsweise in der Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung jeweils über 80 Leistungsbausteine. Wichtig sind aber nur ganz wenige. Etwa der Unterversicherungsschutz. "Bei einem Schaden von 100.000 Euro und einer Versicherungssumme, die gemessen am Totalschaden beispielsweise 20 Prozent zu gering ausfällt, darf der Versicherer 20.000 Euro von der Entschädigung abziehen", warnt Elke Weidenbach von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Neben einem Unterversicherungsverzicht sollte es keine Abzüge wegen "grober Fahrlässigkeit" geben. Unter diesen Voraussetzungen wird der Markt aber ganz schnell eng.

Sollte man sich dann lieber doch im Netz informieren und für den Abschluss den Vermittler vor Ort anrufen? Bisher schließt laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft erst rund ein Drittel der Kunden eine Police sofort im Netz ab. Die Versicherer haben reagiert: Gerade bei Sach-, Unfall- und Haftpflichtversicherung dominieren mittlerweile sogenannte Maklerkonzepte mit günstigen Preisen bei sehr hoher Leistung den Markt. Diese Tarife können nur über einen Versicherungsmakler gekauft werden. Ein guter Makler sollte sich nicht scheuen, einen provisionsarmen Vertrag der HUK-Coburg, Europa, Cosmos oder Hannover Direkt zu verwalten. Das ist kundenfreundlich und erhöht die Bindung.

Unabhängiger Rat

Wer eine Berufsunfähigkeits- oder Krankenversicherung abschließen möchte oder für die Altersvorsorge plant, sollte einen Versicherungsberater konsultieren. Das geht längst auch online. Noch ist die Zahl der Berater mit rund 300 klein. Einen Überblick gibt die Datenbank des Bundesverbands der Versicherungsberater (BVVB). Diese Experten sind beim lebenslangen Schutz deshalb so wichtig, weil sie etwas können, was provisionsentlohnten Vermittlern sehr schwer fällt: Versicherungsberater können von einer Police ganz abraten. Sie werden nicht von der Assekuranz, sondern nach Aufwand vom Kunden bezahlt.

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