Steuersoftware im Test: Das sind die besten Programme!
Daten in der Erklärung nur per Klick bestätigen und auf Tastatureingaben verzichten - das soll künftig möglich sein. Die besten Programme im Test.
von Stefan Rullkötter, Euro am Sonntag
Für Steuerpflichtige rückt ein unangenehmer Termin näher. Eine ganze Reihe beginnt schon jetzt mit der Steuererklärung für 2016, nachdem viele Arbeitgeber, Depotbanken und Versicherungen derzeit ihre Jahresbescheinigungen versenden. Wer keinen professionellen Berater einschaltet, muss sich bis 31. Mai durch den Formular-Dschungel kämpfen - erst 2019 verschiebt sich der reguläre Abgabestichtag auf den 31. Juli.
Viele Anleger können dabei auf die Anlage KAP nicht verzichten, obwohl ihnen auf realisierte Kursgewinne, Dividenden und Zinserträge bereits 25 Prozent Abgeltungsteuer abgezogen wurden. Wer realisierte Kursverluste mit Gewinnen verrechnen will, seinen Sparerpauschbetrag (801 Euro für Alleinstehende, 1.602 Euro für zusammen Veranlagte ) nicht optimal verteilt hat oder bis zum 30. Juni vergangenen Jahres dem Kirchensteuerabzug auf Kapitalerträge widersprochen hat, muss das Steuerformular abgeben. Gleiches gilt, wenn 2016 thesaurierende (wieder anlegende) Auslandsfonds im Depot lagen.
Immer mehr Bürger reichen Steuerformulare und Belege nicht mehr in Papierform ein, sondern senden ihre Erklärung elektronisch und verschlüsselt an die Finanzämter. 2016 wurden von 28 Millionen Einkommensteuererklärungen bereits 19 Millionen per Mausklick oder E-Touch übermittelt. In diesem Jahr dürfte mit den von der Finanzverwaltung erwarteten 20 Millionen papierlosen Erklärungen erstmals die 75-Prozent-Marke fallen.
Füllt man Formulare mit der amtlichen Steuersoftware "Elster-Formular" aus, werden die steuerlichen Gestaltungsspielräume in den meisten Fällen jedoch nicht annähernd ausgeschöpft. Mit Ausnahme von Hinweisen auf offensichtliche Eingabefehler dürfen Bürger vom Fiskus keine Steuerberatung erwarten. Dadurch bleiben rund 500 Millionen Euro an Abgaben, die im Jahr 2016 unnötig gezahlt wurden, in den öffentlichen Kassen. Ein zusätzlicher Ansporn, die Pflichtaufgabe möglichst bald in Angriff zu nehmen: Für das Veranlagungsjahr 2016 können Sie mit durchschnittlich 875 Euro Erstattung rechnen, bei Einsatz von professioneller Hilfe sogar mit rund 1.000 Euro.
Check in vier Kategorien
Wer kein Geld für einen Steuerberater aus Fleisch und Blut ausgeben, aber trotzdem effektiv sparen möchte, kann sich von digitalen Helfern durch die Steuererklärung 2016 lotsen lassen. Welche kommerziellen Programme Anlegern, Berufstätigen, Familien und Ruheständlern die besten Steuerspartipps und die höchste Bequemlichkeit bieten, hat €uro am Sonntag in einem Produktcheck ermittelt (siehe unten).Am stärksten gewichtet wurde die Qualität der individuellen Steuertipps (40 Prozent). Der Nutzerkomfort bei der Führung durch die Formulare wurde mit 30 Prozent bewertet. Die Qualität des - in der Regel elektronischen - Handbuchs, die sachliche Richtigkeit der Berechnung und die elektronische Hilfe beim Datenabgleich mit dem späteren Steuerbescheid plus das Einlegen von Einsprüchen flossen mit je zehn Prozent ein.
Ergebnis: Die Bestnoten konnten sich "WISO steuer: Office" und "SteuerSparErklärung Plus" (im Testbereich Premium), "WISO steuer: Sparbuch" und "SteuerSparErklärung" (Standard), "QuickSteuer" (Einfach) und "WISO steuer: Web" (Online) verdienen.
Auffällig: Alle Wettbewerber versuchen, von den hohen Wachstumsraten bei der vorausgefüllten Steuererklärung zu profitieren. Im vergangenen Jahr nutzten bereits rund fünf Millionen Bürger das 2014 eingeführte Service-Angebot, ihre bei Finanzverwaltung und Sozialversicherungsträgern gespeicherten Daten per Abruf in die Formulare zu übertragen. Diese sind spätestens ab 28. Februar des Folgejahres verfügbar. "Elster hat sich zum umfassenden Schnittstellenpaket für signierten Datenversand gemausert", lobt Peter Schmitz, Geschäftsführer des Marktführers Buhl Tax Service.
Genau dort setzen die Programme an. Sie prüfen die aus amtlichen Quellen eingeflossenen Daten und zeigen Nutzern für jedes relevante Feld Steuersparmöglichkeiten auf. Im Idealfall müssen diese ihre so optimierten Angaben nur noch per Klick bestätigen. Die Eingabe mittels Tastatur entfällt.
Um neue Kunden zu gewinnen, gehen die Anbieter noch einen Schritt weiter: Bei Buhl Data (WISO und Tax) und Akademischer AG (SteuerSparErklärung) müssen sich Nutzer nicht mehr selbst um Elster-Registrierung, Software-Zertifikat und Anmeldung zur vorausgefüllten Steuererklärung kümmern. Sie können das umständliche Prozedere nun mithilfe der Software erledigen.
Immer wichtiger wird für Nutzer von Steuersoftware die Nachbetreuung ihres Falls. Ist der Steuerbescheid zugestellt - ab diesem Jahr ist die Bekanntgabe für Elster-Nutzer auch elektronisch möglich -, können sie binnen Monatsfrist Einspruch beim Finanzamt einlegen. Ein Aufwand, der sich oft auszahlt: In zwei von drei Fällen werden Bescheide zugunsten der Steuerzahler korrigiert. Ursachen für die hohe Fehlerquote sind die Automatisierung beim Fiskus und die knapp bemessene Zeit, die Sachbearbeiter pro Fall zur Verfügung haben - in der Regel sind es nur noch rund 20 Minuten.
Einspruch effizienter einlegen
"Ab 2017 können Einsprüche elektronisch direkt aus der Software versendet werden", erklärt Ingo Lahrkamp, Software-Programmleiter der Akademischen AG. Deren Software vergleicht den Bescheid mit der Steuererklärung und erstellt automatisch ein individualisiertes Musterschreiben für den Einspruch. Auch Buhl Data bietet diese Hilfestellung: "Wir arbeiten konsequent an neuen Funktionen, die Anwender bei der Steuererklärung und beim Einspruch unterstützen", sagt Geschäftsführer Schmitz.Stärker wird auch der Trend zu Programm-Downloads im Internet und reinen Onlinesteuererklärungen. Buhl Data bietet bereits seit zwei Jahren eine nahtlose Wechselmöglichkeit zwischen Desktop, Browser und Tablet. Nun will die Konkurrenz nachziehen und plant für die bisherigen PC-Flaggschiffe Steuersparerklärung, Taxman und Quicksteuer auch webbasierte Varianten.
Produktcheck Steuersoftware
Jeder Fall liegt anders - das ideale Produkt für alle Steuerzahler gibt es nicht. Der Check wurde daher in die Kategorien Premium (komplexe Sachverhalte mit Einkünften aus selbstständiger Tätigkeit und Immobilien), Standard (Angestellte und Selbstständige mit Kindern und Kapitalerträgen), Einfach (Arbeitnehmer ohne Zusatzeinkünfte) und Online (Steuererklärung direkt im Internet) unterteilt.Alle Ergebnisse auf einen Blick (pdf)
Weitere News
Bildquellen: Julian Mezger für Finanzen Verlag GmbH, Daniela Staerk / Shutterstock.com