Altersvorsorge: Reich in Rente - reicht die Rente?
Die niedrigen Zinsen führen dazu, dass die gesetzliche Rente gestärkt wird. Wer jetzt Zusatzbeiträge zahlt, kann im Ruhestand davon profitieren.
von Maren Lohrer, Euro am Sonntag
Altersvorsorge - fängt mit Alter an, hört mit Sorge auf: Allein das Wort führt bei vielen Menschen schon zu Abwehrreflexen. Das Thema wird weggeschoben. Dabei befürchtet mehr als jeder Fünfte, im Alter von Armut betroffen zu sein, ergab eine Umfrage der Wirtschaftsprüfer PwC vom März 2017. Zudem hat nur ein Drittel der Befragten ein klares Bild von ihrer Altersvorsorge. Insbesondere bei der gesetzlichen Rentenhöhe tappt der Großteil "mehr oder weniger im Dunkeln", so Holger Junghanns, Partner bei PwC Deutschland.
"Man löst keine Probleme, indem man sie auf Eis legt." Den Anspruch des früheren britischen Premierministers Winston Churchill vor Augen ist es höchste Zeit, sich einmal der gesetzlichen Rente zu widmen. "Lange Zeit ist sie schlechtgeredet worden, doch nun wird sie zunehmend attraktiv - niedrigen Zinsen und Neuerungen sei Dank", sagt Susanne Gelbmann, Vorsorgeexpertin beim Verbraucherservice Bayern. Versicherte können einiges für ihr Rentenplus tun.
Die Zinsen sind im Keller, Sparen lohnt sich nicht, auch Tages- und Festgeld werfen höchstens mickrige Erträge ab. "Wo klassische private Rentenversicherungen, Riester- und Rürup-Produkte also nur noch bescheidene Anlageerfolge erzielen, kann die staatliche Rente mit den Zinsen am Kapitalmarkt locker mithalten", sagt Gelbmann.
So hat Finanztest ermittelt, wie viel Rente es beispielsweise für 40.000 Euro gibt. Wenn der Rentenbezug in zehn Jahren beginnen soll, also pro Jahr 4.000 Euro eingezahlt werden, so beträgt das gesetzliche Rentenplus brutto pro Monat 171 Euro, die Rürup-Rente mit Hinterbliebenenschutz kommt auf 116 Euro. In ähnlicher Höhe ist die Privatrente mit Hinterbliebenenschutz angesiedelt.
Früher in Ruhestand
Wer jetzt Zusatzbeiträge in die gesetzliche Rentenversicherung zahlt, kann von der aktuellen Zinssituation profitieren - und womöglich ohne Einbußen sogar früher in Ruhestand gehen. Denn die Möglichkeit freiwilliger Zusatzzahlungen wird durch das neue Flexi-Rentengesetz ausgeweitet.
Eigentlich dient diese Flexi-Rente in erster Linie dazu, einen flexiblen Renteneintritt zu ermöglichen und im Alter etwas hinzuzuverdienen. Aber das Gesetz erleichtert es den Versicherten auch, mit Zusatzbeiträgen besser vorzusorgen.
"Viele werden von ihrem Steuerberater zu uns geschickt", sagt Thomas Büttner, Berater bei der Deutschen Rentenversicherung in München. Früher sei das nicht der Fall gewesen. "Aber nun erleben wir einen richtigen Hype", so Büttner. Da die Rente später versteuert werden muss, sollte der Steuerberater im Einzelfall prüfen, in welcher Höhe aus steuerlichen Gründen Sonderzahlungen ratsam sind.
Ab Juli 2017 kann man diese zusätzlichen Beiträge schon ab dem 50. Lebensjahr einzahlen. So hat man zwar in diesen Jahren eine höhere Belastung, die Alterseinkünfte sind dadurch jedoch besser planbar. "Diese höheren Einzahlungen können vor allem für ältere Versicherte attraktiv sein", sagt Büttner. Denn aktuell sei davon auszugehen, dass die Renten in Zukunft wegen der guten Wirtschaftslage leicht steigen werden - die Abschlagssätze sind jedoch bereits festgelegt und an die derzeit niedrigere Rente angepasst. Wer also jetzt die Abschlagszahlungen begleicht, kann von geringeren Zuzahlungen profitieren. Zudem können diese von der Steuer abgesetzt werden.
Das kann sich nicht nur in Hinblick auf einen vorgezogenen Renteneintritt lohnen. Sonderzahlungen sind auch sinnvoll, wenn Beschäftigte bis zum gesetzlichen Rentenbeginn weiterarbeiten. Auch wer sich entschieden hat, Zuzahlungen zu leisten, um spätere Abschläge auszugleichen, muss nicht frühzeitig in Rente gehen. Wenn man dann doch regulär weiterarbeitet, erhöht dies die Auszahlungen - führt also zu einer höheren Rente.
Es gibt auch die Alternative, trotz Rentenalter weiterzuarbeiten und keine Rente zu beantragen - falls der Arbeitgeber zustimmt. Für jeden Monat, den die Rente aufgeschoben wird, erhöht sie sich um 0,5 Prozentpunkte.
Job im Alter
Auch kann man die Frührente mit einem Job im Ruhestand aufbessern. Bis zu einem Betrag von 6.300 Euro jährlich bleiben sowohl Rente als auch Gehalt ohne Abzüge. Ab Juli 2017 lässt sich dieser Betrag zudem flexibel auf die Monate aufteilen. Höhere Hinzuverdienste lohnen sich hingegen kaum. Denn nach Steuern und Sozialabgaben bleibt meist nicht viel vom Einkommensplus übrig.
Die gesetzliche Rente zu optimieren ist jedoch nur ein Baustein der Altersvorsorge. "Die gesetzliche Rente ist zwar sicher - aber sie wird ganz sicher nicht ausreichen", so Expertin Gelbmann. Daher ist die weitere Vorsorge wichtig.
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