Versicherungen: Teure Blechschäden
Für Millionen Autofahrer werden die Policen für ihre Karosse bald billiger. Viele andere müssen mehr zahlen. Warum das so ist.
von Bernhard Bomke, €uro am Sonntag
Wenn sich der Corona-Pandemie überhaupt etwas Positives abgewinnen lässt, dann dieses: Im ersten Halbjahr 2020 registrierte die Polizei hierzulande 18,3 Prozent weniger Verkehrsunfälle als in den ersten sechs Monaten 2019. Der Lockdown und die immer noch schwächelnde Wirtschaft trugen dazu bei, dass es nur knapp 1,1 Millionen Unfälle gab. In der ersten Jahreshälfte 2019 waren es mehr als 1,3 Millionen.
Trotz des Rückgangs müssen 4,8 Millionen Autofahrer damit rechnen, dass ihre Autohaftpflichtversicherung teurer wird. Viele müssen obendrein mit höheren Beiträgen für ihre Kaskoversicherungen rechnen.
Der Grund für die Erhöhungen: Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat die Schadenbilanzen in den 413 deutschen Zulassungsbezirken ausgewertet. Das Ergebnis: Die Regionalklassen der Kfz-Haftpflichtversicherung werden in 48 Zulassungsbezirken heraufgesetzt. Dort sind zuletzt also auffallend viele und/oder teure Schäden aufgefallen. Auf der anderen Seite stuft der Verband ebenfalls 48 Bezirke herunter. Die Eingruppierungen des GDV sind für die Versicherungen zwar nicht verbindlich, gelten aber als Richtschnur.
Erfurt billiger, Dresden teurer
Daher werden voraussichtlich rund 4,5 Millionen Autofahrer von den neu bestimmten Regionalklassen profitieren, während 4,8 Millionen Fahrer wohl mehr für die Autohaftpflicht zahlen müssen. Die Änderungen betreffen Neuverträge sofort. Bei bestehenden Verträgen erfolgt die Herauf- oder Herabstufung bei der nächsten Fälligkeit des Versicherungsbeitrags. In vielen Fällen dürfte das zum 1. Januar 2021 so sein.
Für die etwa 32,4 Millionen Autoversicherten in den übrigen 317 Zulassungsbezirken ändert sich nichts. Sie bleiben in den bisherigen Regionalklassen.
Auch in den - freiwilligen - Kasko-Versicherungen gibt es Veränderungen in der Regionalstatistik des GDV. Hier haben 3,4 Millionen Autofahrer die Aussicht auf günstigere Versicherungstarife, 3,2 Millionen müssen mit höheren Einstufungen rechnen. Für 29,6 Millionen Autofahrer bleibt alles beim Alten. Bei der Kaskoversicherung geht es beispielsweise um Autodiebstähle, Fahrzeugbrände, Glasschäden und Wildunfälle.
Augenfällig in der GDV-Statistik ist diesmal: In Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Niedersachsen, und Schleswig-Holstein gibt es viele Gegenden, in denen eher geringe Schadensummen errechnet wurden. In zahlreichen Großstädten, allen voran in Berlin, sowie in Teilen Bayerns fielen hingegen erhöhte Schadensummen auf.
Teurer wird die Autohaftpflicht unter anderem in Bochum, Dresden und Potsdam. Mit günstigeren Tarifen können Autofahrer zum Beispiel in Erfurt, Leipzig, Mannheim und Münster rechnen.
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