Rummenigge: "Die Meisterschaft ist der ehrlichste Titel"
Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern München, Karl-Heinz Rummenigge, erklärt, warum die Bundesliga besser werden muss und welches enorme Umsatzpotenzial er im E-Sport sieht.
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von Sabine Gusbeth, Chefreporterin Euro am Sonntag
Für Karl-Heinz Rummenigge gibt es eine einfache Formel: Sportlicher Erfolg gleich wirtschaftlicher Gewinn, lautet sie. So gesehen, läuft es für den Vorstandsvorsitzenden der FC Bayern München AG gerade richtig gut: Zuletzt hat Bayern München zum sechsten Mal in Folge die Meisterschaft in der Bundesliga gewonnen. Der Verein steht im Finale des DFB-Pokals und im Halbfinale der Champions League.
Insgesamt steuert der Fußballkonzern auf einen neuen Umsatzrekord zu. Vergangene Saison hatte der FCB 640,5 Millionen Euro umgesetzt und einen Gewinn von 39,2 Millionen Euro erzielt.
Größte Wachstumstreiber sind die Einnahmen aus Sponsoring und der TV-Vermarktung. Letztere hängen jedoch von der Qualität der Bundesliga ab und da gebe es Verbesserungspotenzial, sagt Rummenigge im Interview mit €uro am Sonntag. Der 62-Jährige verrät, warum die Internationalisierung für den FCB so wichtig ist und wie er künftig mit einem eigenen Mediahouse neue Märkte erschließen will. Großes Potenzial sieht er dabei im E-Sport.
€uro am Sonntag: Herr Rummenigge, ist die Bundesliga zu schlecht für den FC Bayern München?
Karl-Heinz Rummenigge: Nein, die Bundesliga ist unser Brot- und Buttergeschäft und die Meisterschaft der ehrlichste Titel. In der Champions League oder beim DFB-Pokal reicht ein schlechter Tag oder ein schlechter Schiedsrichter in der K.-o.-Phase und du bist raus.
Aber die Vermarktungsmöglichkeiten eines Vereins hängen doch auch davon ab, welches Niveau die Liga hat, oder?
Da haben Sie grundsätzlich recht. Je spannender und emotionaler der Kampf um die Meisterschaft, je höher die Qualität, desto mehr kann eine Liga in der TV-Vermarktung erzielen.
Also noch mal: Ist die Bundesliga zu schlecht für Bayern München?
Fußball ist Emotion, und wenn wir zum wiederholten Mal weit vor dem letzten Spieltag Meister werden, schmälert das die Begeisterung. Die emotionalste Meisterschaft, die ich erlebt habe, war 2001 in Hamburg, als wir in der 94. Minute mit dem Last-Minute-Tor Meister geworden sind. Daran erinnert sich jeder Fußballfan.
Ärgert es Sie, dass es in England sogar Zweitligisten gibt, die mit TV-Rechten mehr verdienen als der FC Bayern?
Wirtschaftlich gesehen ist die englische Liga das Maß der Dinge in der Fußballwelt. Die Premier League hat schon vor 20 Jahren angefangen, sich und ihre Vereine im Ausland zu vermarkten. Dadurch sind nicht nur die nationalen TV-Erlöse gestiegen, sondern auch die internationalen. Und das, obwohl die englischen Clubs international schon eine ganze Weile nichts mehr gerissen haben. Der letzte Champions-League- Sieg war 2012, als Chelsea - leider - in München gewonnen hat. Trotzdem hat die Premier League dreimal so viel im TV-Topf wie die Bundesliga. Obwohl ich Optimist bin, befürchte ich, dass die Premiere League die Benchmark bleibt.
Wie kann die Bundesliga denn besser werden?
Wir alle müssen noch professioneller werden. Das gilt für den gesamten deutschen Fußball, inklusive des Deutschen Fußball-Bundes und insbesondere für die Deutsche Fußball Liga. Wir müssen mehr leisten, um uns in der globalen Fußballwelt zu behaupten. Ich habe den Eindruck, dass manche den deutschen Markt als Insel betrachten und vergessen, dass der Transfermarkt ein internationales Geschäft ist. Hier entscheidet sich, wer die besten Spieler bekommt. Da konkurriert man mit den großen Vereinen aus England, Spanien, Frankreich und Italien. Fußball ist ein globaler Wettbewerb geworden, das wird in Deutschland zuweilen übersehen.
Was bedeutet mehr leisten?
Mehr leisten heißt gewinnen. Gute Spiele abliefern, aber vor allem gewinnen. Besonders international muss die Bundesliga wieder zulegen. Da waren die vergangenen zwei Jahre unbefriedigend.
Aber wie? Brauchen die Vereine mehr Geld, mehr Investoren?
Ich war über die letzte DFL-Sitzung sehr irritiert …
… da hat die Mehrheit der Bundesligisten nach einem Antrag des FC St. Pauli gegen eine Aufweichung der 50+1-Regel gestimmt. Die untersagt Investoren, mehr als 50 Prozent an einem Bundesligaverein zu halten.
Das war kein demokratischer Prozess, sondern reiner Populismus und Idealismus. Diese retro-romantische Ideologie bringt uns nicht weiter. Wie kann ein Zweitligist, der bisher nie Champions League spielte und sehr wahrscheinlich auch nicht spielen wird, bei einer so richtungsweisenden Entscheidung eine so prominente Rolle einnehmen? Wir brauchen in der DFL-Führung Visionen und Strategien, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen die Zeit nutzen, um die Bundesliga in den nächsten drei Jahren fit zu machen. 2021 beginnt die neue Vermarktungsperiode.
Dann werden die TV-Rechte neu ausgehandelt. Sie haben gesagt,dass Sie eine Preisexplosion erwarten. Warum?
Ich hoffe, dass die großen Anbieter aus den USA wie Apple, Amazon, Google oder Netflix sich für die Übertragungsrechte im Fußball interessieren. Wenn US-Unternehmen auf einen Markt gehen, sind sie vor allem an Exklusivität interessiert und auch bereit, dafür höhere Beträge zu bezahlen. Aber um für diese Konzerne interessant zu sein, muss die Bundesliga attraktiver werden.
Warum sind die TV-Erlöse so wichtig?
Die mediale Vermarktung ist unser größter Wachstumstreiber. Sie wird auch in diesem Jahr dazu beitragen, dass wir bei Bayern München wahrscheinlich einen neuen Umsatzrekord erreichen. Sie steuert, neben den Einnahmen aus dem Sponsoring, am meisten zum Gewinn bei, weil wir mit relativ wenig Personalaufwand hohe Umsätze generieren, von denen netto viel übrig bleibt. Wir brauchen diese Einkünfte, denn unser größter Kostenposten sind bekanntlich die Spielergehälter. Da fürchte ich, sind wir noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt. Ein gesundes Wachstum ist also nur möglich, wenn wir zusätzliche Einnahmen aus TV-Vermarktung und Sponsoring realisieren können. Außerdem wollen wir in Zukunft mit einem eigenen Mediahouse neue Märkte erschließen.
Was verstehen Sie darunter?
Wir werden unsere eigenen Medien, unseren TV-Sender und unsere Digitalangebote, in einem FC Bayern Mediahouse bündeln und als neues Profitcenter entwickeln. Darüber hinaus beschäftigen wir uns derzeit mit dem Thema E-Sport.
Können Sie näher beschreiben, was Sie vorhaben?
Das FC Bayern Mediahouse soll als Dienstleister national wie international auftreten und das Digitalgeschäft auf- und ausbauen. Der FC Bayern ist hier in einer führenden Position, und wir bekommen heute schon Anfragen aus dem In- und Ausland. Zum Zweiten könnte E-Sport ein großer Wachstumstreiber werden. In den USA hat der Markt bereits ein Volumen von 134 Millionen Dollar. Daran kann man erkennen, wie groß das Potenzial ist. In Europa steckt dieses Segment noch in den Kinderschuhen.
Unter E-Sport versteht man Computerspiel-Wettbewerbe. Was genau planen Sie hier?
Es gibt keine konkreten Business-Pläne, wir analysieren den Markt seit einiger Zeit und haben erste Ideen, doch mehr gibt es gegenwärtig noch nicht zu vermelden. Nur eines steht schon fest: Wenn wir einsteigen, dann werden wir uns auch im E-Sport auf unser Kerngeschäft Fußball konzentrieren.
Welches Umsatzpotenzial sehen Sie beim FC Bayern für E-Sport?
Das Segment hat offenbar großes Potenzial. Vor allem, wenn es gelänge, die Idee gemeinsam mit den großen Clubs in Europa umzusetzen. Die Strahlkraft der Topvereine aus Spanien, England, Frankreich, Italien und auch Bayern München ist enorm. Die Idee dahinter können Sie sich als eine E-Sport Super-League der europäischen Top-Vereine vorstellen.
Noch ist das Zukunftsmusik. Im Moment steuern die Einnahmen durch Sponsoring am meisten zum Umsatz bei. Im Juli ersetzen Sie Ihren langjährigen Sponsor Lufthansa durch Qatar Airways. Was war ausschlaggebend für diese Entscheidung? Geht es da nur ums Geld?
Ich bin da kein Pharisäer, natürlich standen die monetären Gründe stark im Vordergrund. Aber ich möchte auch betonen, dass Qatar Airways ein professioneller, im Fußball erfahrener Sponsor ist. Schon jetzt sind wir im Sponsoring einer der drei umsatzstärksten Vereine der Welt. Das müssen wir in den kommenden Jahren weiter ausbauen. Denn wir sind mehr als jeder andere europäische Top-Verein auf Sponsoringeinnahmen angewiesen, da uns kein Big Spender am Ende des Tages die Rechnungen bezahlt.
Warum ist die Internationalisierung so wichtig für Sie?
Weil wir hier neue Märkte für die Vermarktung von TV-Rechten und Fanartikeln erschließen können. Beim Merchandising sind die USA und China bereits unsere wichtigsten Wachstumsmärkte. Aber auch Länder wie Thailand und Indonesien sind extrem interessant. Früher haben wir 85 Prozent unserer Umsätze mit Fanartikeln in Deutschland gemacht, heute ist es noch die Hälfte. Die Nachfrage auf dem Heimatmarkt stagniert, dafür steigt sie überproportional im Ausland. Das betrifft im Übrigen nicht nur uns, sondern auch Clubs wie Real Madrid und Manchester United. Die Auslandsmärkte sind deshalb hart umkämpft. Erfolge bei internationalen Wettbewerben wie der Champions League sind für uns so wichtig, weil wir dadurch internationale Fans gewinnen.
Was tun Sie darüber hinaus, um Ihre Präsenz im Ausland zu steigern?
Eine Sommertour, wie sie Bayern München bislang abwechselnd in den USA und nach China gemacht hat, ist Pflicht. In China gehen wir aber sogar noch weiter: Wir betreiben mit Partnern beispielsweise in Shenzhen eine Fußballschule und wollen diesen neuen Geschäftsbereich weiter konsequent ausbauen. Da geht es natürlich darum, Geld zu verdienen, aber Deutschland hat bekanntlich mit China ein bilaterales Abkommen geschlossen zur Förderung des Fußballs in China, an dem wir uns aktiv beteiligen.
Sie haben viel über Internationalisierung gesprochen. Ihre Anteilseigner Adidas, Allianz und Audi sind aber alles deutsche Unternehmen. Bleibt das so?
Ja, das ist unser ausdrücklicher Wunsch. Wir sind sehr zufrieden mit unseren Miteigentümern, die jeweils 8,33 Prozent halten. Alle drei haben ja den Anfangsbuchstaben A, also Triple-A ist Partner bei Bayern München.
Laut Ihrer Satzung könnten Sie noch fünf Prozent der Anteile verkaufen. Gibt es Pläne dafür?
Glauben Sie mir, die Nachfrage danach ist unglaublich, und die Summen, die dafür geboten werden, sind enorm. Adidas war ja damals der erste Miteigentümer. Die haben für zehn Prozent 75 Millionen Euro bezahlt. Heute würde ich die Bewertung des Clubs mit weit mehr als zwei Milliarden Euro beziffern. Was wir für die fünf Prozent geboten bekommen, liegt deutlich über diesem Nominalwert.
Warum verkaufen Sie die Anteile dann nicht?
Wir haben damals die drei Partner an Bord geholt, um den Bau der Allianz-Arena zu finanzieren. Wir haben in Steine investiert statt in Beine. Inzwischen gehört das wunderschöne Stadion uns allein und ist komplett abbezahlt. Es gibt aktuell keine Notwendigkeit, die Anteilsreserve abzurufen.
Vita
Der Volltreffer
Karl-Heinz Rummenigge ist seit Ende 2001 Vorstandschef der FC Bayern München AG. Zuvor war er, gemeinsam mit Franz Beckenbauer, zehn Jahre lang Vize-Präsident des Vereins. In den 1980er-Jahren galt Rummenigge als einer der besten Fußballspieler der Welt. Er erzielte 162 Tore in 310 Bundesligaspielen für den FC Bayern München. Später wechselte er zu Inter Mailand und Servette Genf. Mit der deutschen Nationalmannschaft wurde er 1980 Europameister. Das Popduo Alan & Denise widmete Rummenigge sogar einen Song. Der 62-Jährige ist verheiratet und hat fünf Kinder.
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