N26: Warum Kunden der Smartphonebank trotz Skandalen die Tür einrennen
Die Kritik an der Smartphone-Onlinebank N26 aus Berlin wird immer lauter. Nun nimmt sich sogar die Finanzaufsicht Bafin der Internetbank an. Die Kundschaft von N26 stört das bislang jedoch nur wenig.
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Die N26 Bank ist eine Direktbank, die sich darauf spezialisiert hat, ihre Kontoführungsanwendungen speziell für das Smartphone zuzuschneiden. Mit diesem Geschäftsmodell punktet die 2013 in Berlin gegründete Bank vor allem bei den jungen Nutzern. So sollen rund 60 Prozent der Nutzer unter 35 Jahre alt sein.
Das erste deutsche Fintech-"Einhorn"
Zusammen mit dem Münchner Finanzdienstleister Wirecard starteten die beiden N26-Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal ihre Banking-App erstmals im Jahr 2015 in Deutschland und Österreich. Gegenwärtig können die Dienstleistungen der Smartphone-Bank jedoch schon in rund 24 Ländern in Europa genutzt werden. Dementsprechend stiegen auch die Benutzerzahlen der Direktbank rapide an. Heute nutzen über 3,5 Millionen Menschen in ganz Europa das Kontosystem von N26.
Die hohe Nutzerzahl macht die Banking-App zum mit Abstand wertvollsten Start-Up aus der Finanzdienstleistungsbranche in Deutschland. Mit einer Bewertung von über 2,3 Milliarden Euro ist das Unternehmen von Stalf und Tayenthal nun sogar zum ersten deutschen Fintech-"Einhorn" aufgestiegen. Diese Bezeichnung bekommt ein Start-Up-Unternehmen, sobald es eine Bewertung von über einer Milliarde Euro aufweisen kann.
Gravierende Vorwürfe gegen N26
Der enorme Erfolg der Smartphone-Bank hat jedoch auch seine Schattenseiten. So stehen gegenwärtig diverse Vorwürfe wie zum Beispiel unzureichende Präventionsmaßnahmen gegen Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung, schlechter Kundenservice und Probleme bei der Erreichbarkeit sowie der Verlust von Einlagen auf N26-Konten gegen die Direktbank im Raum.
Genossenschaftsbanken beschränken die Zusammenarbeit
Diese gravierenden Anschuldigungen gegen die Bank haben nun sogar die Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen, die nun konkrete Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung einfordert. Aufgrund der Zunahme von betrügerischen Überweisungen, welche nicht den Anforderungen des Geldwäschegesetzes entsprachen, haben seit dem 16. Juni 2019 auch einige Genossenschafts- und Volksbanken die Zusammenarbeit mit der Direktbank aufgekündigt.
So erklärte ein Sprecher der Volksbank Freiburg beispielsweise: "Die Volksbank Freiburg hat aufgrund einer Zunahme an Betrugsfällen im Online-Banking den Zahlungsverkehr mit den Direktbanken N26, Fidor, Revolut, bunq, Solarisbank temporär eingestellt. […] Hintergrund ist, dass aktuell gerade diese Banken von vermeintlichen Betrügern aufgrund von einfachen Identifikationsverfahren wie beispielsweise Foto-Identifikation - außerhalb von Deutschland - als Zielkonto für vermeintliche Straftaten genutzt werden".
"Alle Banken kämpfen mit Betrügern"
Gerade diese einfachen Kontoeröffnungsverfahren machen jedoch die Smartphone-Bank bei ihren Kunden so beliebt. Des Weiteren punktet die Direktbank bei Ihren Nutzern mit ihrem dauerhaft kostenlosen Girokonto, einer modernen Banking-App, 3-5 kostenlosen Bargeldabhebungen im Monat, kostenlosen Bargeldein- und -auszahlungen und kostenlosen Auslandsüberweisungen. Dass jedoch gerade solche Finanzdienstleistungen auch für kriminelle Aktivitäten genutzt werden können, liegt in der Natur der Sache. In Bezug auf derartige Anschuldigungen sagt Valentin Stalf, der Chef der Onlinebank, in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: "Alle Banken kämpfen mit Betrügern".
Sollte es N26 in Zukunft gelingen, die Bedenken anderer Geschäftsbanken und vor allem die der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht aus dem Weg zu räumen, dürften die Nutzerzahlen weiter ansteigen. Dies geschieht allerdings nur, wenn die Berliner Direktbank aufgrund der verschärften Zugangsberechtigungen für ihre Nutzer und weiteren Kontrollmechanismen nicht ihr Alleinstellungsmerkmal und ihr individuelles Profil verliert.
Pierre Bonnet / finanzen.net
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