Das erwartet Sparer

Sparkassen kämpfen um Einnahmen: War die Geldautomatengebühr erst der Anfang?

04.04.17 16:56 Uhr

Sparkassen kämpfen um Einnahmen: War die Geldautomatengebühr erst der Anfang? | finanzen.net

Noch erheben nur wenige Banken eine Gebühr fürs Geldabheben am Automaten, doch die Gratiskultur in der Branche ist vorbei. Institute und Sparer müssen sich auf die neue Realität einstellen.

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Die Sparkassen in Deutschland werden immer kreativer, wenn es darum geht, neue Einnahmequellen zu erschließen: Mehr als 40 Institute bitten ihre Kunden jetzt zur Kasse, wenn diese am Automaten über ihr eigenes Geld verfügen wollen. Bei vielen wird die Gebühr zwar erst fällig, wenn eine bestimmte Anzahl an Gratis-Abhebungen überschritten wurde, einige Sparkassen greifen den Kunden allerdings auch gleich bei der ersten Benutzung eines Automaten in die Tasche. Das gab es zuvor nur, wenn man sich am Automaten einer fremden Bank Geld besorgen wollte. Bei der Hausbank war ein solches Modell für viele Kunden bisher undenkbar. Nun hat die Sparkasse dieses Tabu gebrochen - und bedient sich nicht zum ersten Mal am Geld ihrer Kunden.

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Banken kassieren an mehreren Stellen ab

Ein Konto bei der Sparkasse zu besitzen war noch nie wirklich günstig. Während andere Banken noch mit kostenlosen Girokonten warben, verlangte die Sparkasse schon längst Kontoführungsgebühren von allen Kunden, die volljährig waren und sich nicht mehr in der Ausbildung befanden. In den letzten Monaten kamen dann neue Einnahmequellen hinzu: Zunächst forderten einige Sparkassen Strafzinsen von Firmenkunden und institutionellen Anlegern, dann preschte mit der Sparkasse Köln-Bonn die zweitgrößte Bank aus der Familie vor und kündigte an, jetzt auch vermögende Privatanleger per Negativzinsen zur Kasse zu bitten. Von der großen Mehrheit der Kunden wolle man Negativzinsen jedoch fernhalten, versicherte das Institut. Das heißt aber nicht, dass nicht auch sie in Zukunft mehr bezahlen müssen, wie die Geldautomatengebühr zeigt.

Die Sparkasse ist jedoch bei weitem nicht die einzige Bank, die sich in den letzten Monaten gezwungen sah, bei ihren Kunden abzukassieren. Auch viele andere Filialbanken erheben Kontoführungsgebühren, darunter die Volksbanken Raiffeisenbanken, die HypoVereinsbank oder die Deutsche Bank. Auch die Postbank erklärte im November 2016 die Zeit der kostenlosen Girokonten für beendet und schloss für die Zukunft auch Strafzinsen für Durchschnittssparer nicht aus.
Doch auch an anderer Stelle schröpfen einige Finanzhäuser ihre Kunden: Wer seine Kontoauszüge am dafür vorgesehenen Drucker in der Filiale ausdrucken will, muss dafür mancherorts zahlen, oft kosten auch Überweisungen extra. Daneben sei eine Erhöhung der Kreditkartengebühr bei vielen Anbietern sehr beliebt, so die Finanzberatung-FMH. Da diese nur einmal pro Jahr fällig sei, fielen höhere Kosten nicht sofort auf. Auch die Dispozinsen bleiben ein beliebtes Mittel, um Einnahmen zu generieren: Sie sind angesichts der aktuellen Zinslandschaft bei praktisch allen Banken viel zu hoch.

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EZB drängt Sparkassen und andere Banken in die Enge

Durch die aktuelle Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) bleibt den Banken jedoch kaum etwas Anderes übrig, als sich nach neuen Einnahmequellen umzusehen. Lange Zeit konnten vor allem die Sparkassen auf ihr bewährtes Geschäftsmodell setzen: Sie nutzten die Kundenguthaben, gaben sie als Kredite weiter und verdienten an der Zinsdifferenz. Überschüssiges Geld konnten sie bei der EZB parken und erzielten auch darauf noch Zinsen. Diese Zeiten sind jetzt jedoch vorbei: Der Einlagenzinssatz für bei der Zentralbank geparktes Geld liegt aktuell bei minus 0,4 Prozent. Die Sparkassen und andere Banken zahlen also drauf, wenn sie überschüssige Liquidität dort zwischenlagern. Gleichzeitig sind sie gezwungen, das billige Geld an die Kunden weiterzugeben, zum Beispiel über besonders niedrige Zinsen für Immobilienkredite. Die Kosten für den Unterhalt der Filialstruktur und des Geldautomatennetzes bleiben jedoch weiterhin hoch. Vor allem bei den Sparkassen, die in Deutschland ein besonders dichtes Netz an Filialen und Geldautomaten betreiben, steigt somit der Druck. Sie verdienen nur noch, wenn sie die Gebühren erhöhen oder die Kosten senken können.

Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, hat daher unlängst angekündigt, dass Sparkassen ihre Leistungen in diesem Umfeld gerechter bepreisen müssten. Denn nur so können sie in den Niedrigzinsphasen überhaupt noch Geld verdienen. Bei vielen Sparkassen gibt es daher mittlerweile mehrere Kontomodelle. Bei einem ist die Kontoführungsgebühr ziemlich niedrig, dafür kostet jede Leistung einzeln Geld. Im Rahmen dieses Modells gilt dann auch bei einigen Sparkassen die Gebühr für die Automatennutzung. Bei einem anderen Kontomodell ist die monatliche Grundgebühr hingegen sehr hoch, dafür sind alle Leitungen als Flatrate inklusive.

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Experten warnen vor weiteren Nachahmern

Bei den Kontoführungsgebühren mussten bereits einige Banken nachziehen und auch die Geldabhebegebühr wird bereits kopiert: Mindestens 150 Volksbanken Raiffeisenbanken verlangen ebenfalls Geld, wenn ein Kunde den Automaten benutzt, mehr als die Hälfte sogar ab dem ersten Mal. Und der Trend dürfte weitergehen: Dirk Schiereck, Bankenprofessor an der TU Darmstadt, sagte gegenüber dem "Handelsblatt", dass er mit weiteren Nachahmern rechne. Als Grund nannte er, dass Bargeld für die Banken sehr teuer sei und es sich deshalb lohne, mehr Kunden zu einer Kartenzahlung zu bewegen.

Dennoch dürfte ein flächendeckendes Netz an Geldautomaten, an denen man kostenlos Bargeld abheben kann, weiterhin für viele Menschen ein wichtiges Kriterium bei der Wahl einer Bank sein. Bei Deutscher Bank, Commerzbank und Postbank will man daher laut Angaben des "Handelsblatt" momentan auch noch nichts von Gebühren am Geldautomat wissen. Laut Informationen des Magazins gibt es jedoch bereits einige freie Automatenbetreiber - kleine ausländische Privatbanken, die man hierzulande kaum kennt - die bis zu 9,90 Euro pro Abhebung berechnen würden.

Warum verlangt nicht jede Sparkasse Gebühren fürs Geldabheben?

Noch sind die Sparkassen und Volksbanken Raiffeisenbanken, die Kontomodelle mit der Abhebegebühr anbieten, in der Minderheit. Und tatsächlich ist es unwahrscheinlich, dass alle Sparkassen oder VR-Banken auf den Zug aufspringen und die Gebühr erheben werden - zumindest solange die Konkurrenz sich noch sperrt. Denn der Wettbewerb in der Bankenbranche ist groß, und gerade im Privatkundengeschäft wollen Commerzbank und die Deutsche-Bank-Tochter Postbank wieder vermehrt mitspielen. Mit neuen zusätzlichen oder übermäßig hohen Gebühren würde man die Kunden daher direkt in die Arme der Konkurrenten treiben. In den überwiegend ländlichen Regionen, in denen die neue Gebühr bei Sparkassen und VR-Banken bereits gilt, nimmt man das offenbar in Kauf. Vermutlich sind dort Gelautomaten der Konkurrenz ohnehin rar gesät, so dass die Banken wohl erwarten, dass die Kunden trotz Gebühr keinen Kontowechsel wagen werden.

Möglich wäre jedoch auch, dass die rund 40 Sparkassen und mindestens 150 Volksbanken Raiffeisenbanken, die die Automatengebühr einkassieren, Testballons vor einer breiteren Neuordnung der Gebührenstruktur sind. Sollten die Kunden die neuen Kontomodelle akzeptieren und nicht in Scharen davonlaufen, müssten sich wohl auch die übrigen Sparkassen und VR-Banken weniger Sorgen machen und könnten die Sparer getrost zur Kasse bitten - auch ohne das Schreckensszenario der Negativzinsen heraufbeschwören zu müssen.

Redaktion finanzen.net

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