Volle Kraft voraus ...
..., so heißt es auf der Kommandobrücke eines Ozean Liners, wenn die offene See erreicht ist.
Genauso kam es mir diese Woche auch an den Börsen vor, nachdem die amerikanische Notenbank am Mittwoch verkündete, dass sie die expansive Geld- und Niedrigzinspolitik zunächst weiter betreiben wird. Manch einer erinnert sich noch an die Äußerungen vom Juni, als der Notenbankchef Bernanke andeutete, die monatlichen Anleihekäufe von 85 Milliarden USD zurückzufahren und dieses dann auch Schockwellen an den Börsen auslöste.
Zunächst dürften die Börsen mit der neuen Situation zufrieden sein. Es wird Geld gedruckt und das treibt die Kurse. Allerdings sollte man auch mal hinterfragen, warum es zu dieser Kehrtwende gekommen ist. Wäre die amerikanische Konjunktur in einer sehr komfortablen Situation und würden sich durch den nachhaltigen Aufschwung Inflationsrisiken anbahnen, dann hätte man sicher anders entschieden. Auch die Frühindikatoren zeigen ein uneinheitliches Bild, zumindest sind die Verbraucher wieder kritischer geworden. Die USA wachsen langsam und kämpfen weiter mit zu hoher Arbeitslosigkeit - das ist und bleibt vorerst ihr Hauptproblem.
Anders schaut es in Europa aus - hier ist man schon froh darüber, dass man im zweiten Quartal nicht weiter abgesackt ist und die verbesserten Lohnstückkosten geben laut einigen Ökonomen sogar Anlass zum Optimismus auf Wachstum. Diese Hoffnung auf solide Wachstumszahlen erscheint mir deshalb etwas verfrüht, weil man sich die verbesserte Produktivität durch erhöhte Arbeitslosigkeit hauptsächlich in den südeuropäischen Ländern erkauft hat. Viele unproduktive Arbeitsplätze sind weggefallen und deshalb ist der Durchschnitt der Lohnstückkosten bei den verbleibenden Arbeitsplätzen gestiegen.
Auch Griechenland dürfte es mit seiner größten Industrie, dem Tourismus, sehr schwer haben. Die türkische Lira hat gegenüber dem Euro abgewertet und verschafft damit dem türkischen Tourismus weitere Wettbewerbsvorteile.
In Deutschland wird gewählt und danach gibt es keine Auswirkungen auf die Börse. Die großen Themen, wie Umschuldung und weitere Sozialisierung der Staatsfinanzen in Europa wurden aus dem Wahlkampf ausgeblendet. Diese Themen werden uns aber spätestens im nächsten Jahr wieder begegnen.
Ich sehe durch die Geldmengenausweitung weiterhin gute Gewinne in allen Anlageklassen, vor allem in Aktien. Kurzfristige Rücksetzer sollten zum Kauf genutzt werden.
von Frank-Rüdiger Griep, Vorstand der Vermögensanlage AltBayern AG
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