2013 – Anlagevorsätze bei anhaltender Unsicherheit und Niedrigzinsen
Auf den Monatsbericht der Deutschen Bundesbank ist Verlass.
Schonungslos und für jeden nachlesbar wird dokumentiert, dass das Verhalten eines durchschnittlichen deutschen Anlegers in direktem Widerspruch zu seiner größten Angst – der Inflation – steht. Wie groß das Verlangen nach vermeintlicher Sicherheit ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Gut 20 Prozent des Vermögens liegen entweder auf einem zinslosen Girokonto oder schlummern in bar unter dem Kopfkissen. Weitere 20 Prozent sind in Bankeinlagen wie Tagesgeldern oder Spareinlagen angelegt. Gut 37 Prozent werden der Lebensversicherungsbranche anvertraut, die aktuell in einer heftigen Diskussion um Garantiezins, Überschussverteilung und hoher Kostenbelastung steht. Weniger als 10 Prozent sind in Wertpapieren wie Aktien, Investmentfonds oder auch internationalen Anleihen investiert.
Von Thomas Böckelmann, Geschäftsführer der veitsberg Gesellschaft für Vermögensbetreuung GmbH
Fazit: zwei Drittel des deutschen Geldvermögens - in Höhe von 4.800 Milliarden Euro - ist einer schleichenden Reduzierung durch die Kombination niedriger Zinsen, Steuern, Kosten und Inflationsrate ausgesetzt (Finanzrepression). Die Tatsache, dass immer mehr in faktisch zinslosen und somit real vermögensvernichtenden Anlagen geparkt oder angelegt wird, dokumentiert einerseits ein erstaunliches Vertrauen in die heimische Politik, Bank- und Versicherungsbranche, andererseits eine Angst, die größer scheint als jene vor der Inflation. Mehr als jede andere Anlegernation fürchtet sich der Deutsche vor Wertschwankungen seiner nominalen Geldanlage – Kursausschläge sind für ihn weniger zu verkraften als der sichere Kaufkraftverlust seines Geldes. Diese Feststellung ist ernüchternd – ist Deutschland doch eine von Unternehmergeist geprägte führende Wirtschaftsnation. Da aber deutsche Anleger kaum bereit sind, sich an der heimischen Industrie zu beteiligen, sind die Unternehmen aus DAX und MDAX meist mehrheitlich im Besitz internationaler Investoren, die sich stattdessen der hohen Dividenden und Kursanstiege wie in 2012 erfreuen.
Auch das Jahr 2013 wird zahlreiche Herausforderungen bereithalten – aber real positive Renditen sind möglich.
Dazu ist zunächst die Auseinandersetzung mit der eigenen Risikotragfähigkeit unerlässlich. Jeder Anleger hat seine eigene Vorstellung vom Begriff ‚Risiko‘, die standardisiert kaum zu erfassen ist. Sobald die individuelle Risikobereitschaft ermittelt ist, kann diese im Rahmen einer optimierten Vermögensanlage zur Chancenorientierung genutzt werden. Hier gilt es insbesondere, kurzfristiges Denken zu vermeiden und durch langfristig ausgerichtetes Handeln zu ersetzen.
Die globalisierte Finanzwelt sowie der zunehmende Einsatz quantitativer Anlagemethoden verstärken einerseits die Trends, andererseits die Schwankungen an den Märkten. Es wäre daher unklug, sich von teilweise heftigen Kursausschlägen immer wieder aufs Neue verunsichern zu lassen. Ebenso falsch ist das Nachlaufen von Entwicklungen – Gier wie Furcht sind hier die schlechtesten Ratgeber.
Merksätze für das Anlagejahr 2013:
- Inflation – Deflation – Rezession – Repression sind die gleichwertigen Feinde des Vermögens.
- Flucht in vermeintliche Sicherheit gefährdet die Kaufkraft des Vermögens.
- Real positive Renditen sind möglich! durch eine ausgewogene Mischung von Aktien, Anleihen, Gold und Liquidität. So waren z.B. in 2012 bei einem Verlustrisiko um 4 Prozent Renditen um 9 Prozent erzielbar.
- Vermögenserhalt bedingt die Akzeptanz zumindest moderater Wertschwankungen.
- Zu erwartende Wertschwankungen verleiten zu kurzfristigem Anlageverhalten – dies ist teuer und verstellt den Blick auf langfristige Chancen- und Risikopotentiale.
- Vertrauen ist gut – Transparenz und Kontrolle sind besser. Im Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten und die des alten Schulfreundes, der jetzt in der Bank arbeitet, werden Portfolios oft zu zufälligen Strukturen.
- Vermögensmanagement ist individuelles Risikomanagement – Renditeorientierung und Risikotragfähigkeit müssen in einem für den Anleger ausgewogenen Verhältnis stehen.
- Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Risikoprofil ist Bedingung für eine nachhaltig erfolgreiche Vermögensanlage.
- Standardisierte Risikoklassifizierungen sind für sich betrachtet irreführend und müssen im Kontext des Gesamtvermögens betrachtet werden.
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