Kopf der Woche

R+V-Chef: Wir fokussieren uns auf den Kunden

21.11.11 06:00 Uhr

Friedrich Caspers, der Chef der R + V Versicherung über Werte, ­Kunden- und Aktionärsansprüche ­sowie die Zukunft der Lebens­versicherung als Vorsorgeinstrument.

von Peter Schweitzer, €uro am Sonntag

Wir wollen der R + V Versicherung ein neues Gesicht geben“, sagt Friedrich Caspers, Vor­standschef des Wiesbadener Versicherungsunternehmens. Und das gelingt: Kaum ein Fernsehzuschauer verpasst zurzeit die senderübergreifende Kommunikation der R + V Versicherung. Die unterhaltsamen Filme präsentieren sympathische R + V-Mitarbeiter, mal beim Bettenkauf, mal auf dem Fußballplatz. Caspers (59) hat sich ein neues Ziel gesetzt. Zur genossenschaftlichen Finanzgruppe gehörend, arbeitet die R + V äußerst erfolgreich – nur die breite Öffentlichkeit nimmt die Marke kaum wahr. Caspers will diese Marke jetzt entstauben.

€uro am Sonntag Herr Caspers, sind eigentlich alle Ihre Mitarbeiter so lustig, wie jene, die wir zurzeit in Ihrer TV-Werbung sehen?
Friedrich Caspers:
Wir waren überrascht, wie viele unserer Mitarbeiter sich mit großem Engagement und viel Leidenschaft an den Castings für die Werbekampagne beteiligt ­haben. Unsere Mitarbeiter sind eines unserer wertvollsten Assets, und da zeigte sich, über welche Kreativität und Einsatzfreude wir im Hause verfügen.

Wer nicht zufällig Kunde einer Volksbank oder Raiffeisenbank ist, hatte die R + V Versicherung bislang nicht unbedingt auf dem Zettel. Warum suchen Sie gerade jetzt nach mehr Aufmerksamkeit?
In den vergangenen Jahrzehnten ­haben wir vergleichsweise wenig in Werbung investiert, deshalb ist unser Bekanntheitsgrad eher gering. Ich will die Marke R + V modernisieren, deshalb wurde eine mehrjährige Kampagne gestartet. Wir wollen deutlich machen, dass R + V mehr ist als eine gewöhnliche Versicherung, von denen es viele gibt. Augenfällig stellen wir deshalb das Plus aus unserem Logo in den Vordergrund. Dieses Plus symbolisiert unsere Werte – das sind Weitblick, Herzblut, Gemeinschaft und Solidität. Tatsächlich sind wir mit unseren engagierten Mitarbeitern eine schlagkräftige Organisation, was sich schon durch unsere starke Marktstellung manifestiert.

Ist diese Marktstellung nicht eher dem starken Vertrieb der genossenschaftlichen Finanzgruppe zu verdanken?
Natürlich sind wir Teil eines leistungsstarken Verbunds, und das prägt schließlich auch unseren Erfolg. Doch auch in diesem Verbund stehen wir in einem Wettbewerb, zum Beispiel mit Fonds- und Bausparprodukten oder auch bankeigenen Produkten. Keine Frage, wer sich ­erfolgreich am Markt behaupten will, muss innovativ sein und braucht erstklassige Produkte. Das ist es, was unsere Bankpartner für ihre Kunden fordern. In den letzten Jahren haben wir in dieser Hinsicht große Fortschritte erzielt.

Woraus leiten Sie die Erstklassigkeit ab?
Das belegen allein schon zahlreiche Auszeichnungen, etwa Spitzennoten von Ratingexperten wie Morgen & Morgen oder Map-Report. Die attestieren uns immer wieder höchste finanzielle Solidität. Darüber hinaus schneiden Produkte wie unsere private Krankenversicherung oder Lebensversicherung bei Vergleichstests vielfach als Klassenprimus ab. Entscheidend für den Lebensversicherungskunden ist: Die Police einer leistungsstarken Gesellschaft verspricht gute Renditen in der Ansparphase, die mitunter 30 Jahre in Anspruch nimmt und natürlich auch bei den späteren lebenslangen Rentenzahlungen – dies wird von der R + V nachweislich erfüllt.

Angesichts der nun schon seit Jahren andauernden Niedrigzinsphase ist das Produkt Lebensversicherung in Gefahr geraten. Viele meinen, dass sich ein Abschluss dieses ­Klassikers der privaten Altersvorsorge nicht mehr lohnen würde. Stimmt das?
Richtig ist, dass die Niedrigzinsphase eine große Herausforderung für die gesamte Branche darstellt. Im Schnitt der vergangenen 50 Jahre rentierten langfristige Zinsanlagen in Deutschland mit über sechs Prozent. Aktuell dagegen ist eher eine Rendite zwischen drei und vier Prozent zu erzielen. Nach dem Jahreswechsel wird branchenweit auch der Garantiezins von aktuell 2,25 Prozent auf 1,75 Prozent gesenkt. Diesen Zins müssen die Anbieter den Kunden Jahr für Jahr mindestens gutschreiben. Das heißt aber nicht, dass erfolgreiche Gesellschaften nicht deutlich höhere Erträge ­erwirtschaften. Deshalb ist es für den Kunden heute wichtiger denn je, genau abzuwägen, bei wem er eine Police abschließt.

Für viele Deutsche ist die Lebensversicherung dennoch ein Auslaufmodell ...
Die Kombination finanzielle Sicherheit – heute und im Alter – bietet nur die Lebensversicherung, denn bei ihr sind die Leistungen garantiert. Wer Chancen der Kapitalmärkte nutzen möchte, wählt eine Fondsvariante. Zudem bieten die Policen der R + V Flexibilität. Jederzeit sind Beitrags­erhöhungen und -reduzierungen, Zuzahlungen oder Kapitalentnahmen möglich. Und am Ende der Laufzeit hat der Kunde die Wahl zwischen Kapitalauszahlung, Rente oder einer Kombination aus beidem – ganz nach Wunsch. Obendrein winken steuer­liche Vorteile: Bei einer Laufzeit von mindestens zwölf Jahren und einer Auszahlung zukünftig nach dem 62. Lebensjahr werden die Erträge nur zu 50 Prozent steuerpflichtig. Bei einer Rentenzahlung wird überdies nur der niedrige Ertragsanteil besteuert. So bleibt das Produkt ein gewichtiger Baustein der heute unverzichtbaren privaten Altersvorsorge.

Einer, der sich mit dem Erfolg von Lebensversicherungen sehr gut ­auskennt, ist Professor Hermann Weinmann von der Fachhochschule Ludwigshafen ...
Er hat sich die größten Gesellschaften angeschaut und untersucht, in welchem Umfang die Versicherten am Gesamterfolg ihrer Gesellschaft beteiligt sind – welche Gelder beispielsweise als Rendite an die Kunden zurückfließen und welche Anteile etwa die Aktionäre erhalten. Am besten stand nach seinem Urteil im vergangenen Geschäftsjahr die R + V Lebensversicherung AG da. Sie bietet unter allen untersuchten Gesellschaften das fairste Verhältnis von betriebswirtschaftlichem Ergebnis und Gewinnbeteiligung der Versicherten – vor dem Marktführer und anderen. Das dokumentiert Professor Weinmanns Ranking in der „Zeitschrift für das gesamte Versicherungswesen“.

Was machen Sie anders als die Konkurrenz?
Über Wettbewerber will ich mir an dieser Stelle kein Urteil erlauben. Wir jedenfalls fokussieren uns auf den Kunden und wir arbeiten ständig an uns. Dies folgt nicht zuletzt auch aus dem genossenschaftlichen Gedanken, nicht die einseitige Maximierung des Gewinns für die Gesellschafter, sondern auch das Wohl der Kunden im Blick zu haben. Für die Versicherten sind diejenigen Unternehmen erste Wahl, die erstens betriebswirtschaftlich hervorragend arbeiten, also ihre Kosten im Griff haben, die zweitens bei der Anlage ihrer Gelder die richtigen, nachhaltigen Strategien verfolgen und die drittens über kreative und leistungsstarke Mitarbeiter im Vertrieb und in der Verwaltung verfügen. Wir freuen uns daher auch sehr, dass wir in Professor Weinmanns umfassender und detaillierter Analyse den ersten Platz erhalten ­haben.

Zur Person:

Friedrich Caspers:
Vollblutversicherer

Friedrich Caspers wurde am 9.12.1951 in Velbert/Rheinland geboren. Nach Wehrdienst und Einsatz als Zeitsoldat widmete sich der Reserveoffizier von 1973 bis 1978 an der Uni Münster dem Studium der Betriebswirtschaftslehre, das er als Diplom-Kaufmann abschloss. Bis 1983 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für industrielle Unternehmens­forschung der Uni Münster und promovierte 1982. Nach einem Intermezzo bei der Unternehmensberatung McKinsey ging Caspers 1987 zur Allianz Versicherung und übernahm verschiedene Managementfunktionen, zuletzt als Niederlassungsleiter. 2006 wurde er schließlich in den Vorstand der R + V-Ver­sicherung berufen. Den Vorstandsvorsitz übernahm Caspers noch im selben Jahr.