Auswertung: Damit locken Arbeitgeber neue Arbeitskräfte an
In der heutigen Zeit müssen sich Arbeitgeber immer mehr anstrengen, um die benötigten Fachkräfte zu bekommen und zu binden. Gut ausgebildete und engagierte Arbeitnehmer können sich nicht selten aussuchen, bei welchem Unternehmen sie gerne arbeiten möchten. Um auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig zu sein, müssen Arbeitgeber deshalb einiges für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufbieten.
Arbeitgeber müssen sich für Fachkräfte bemühen
Der Fachkräftemangel ist nichts Neues in unserer heutigen Gesellschaft. Arbeitgebern fällt es zunehmends schwerer passende Arbeitnehmer für ihre Betriebe zu finden. "Fachkräfte sind heute viel knapper als im letzten Jahrzehnt. Es dauert inzwischen viel länger, offene Stellen zu besetzen. Und viel häufiger misslingt es", sagt der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) gegenüber der Website karriere.de. In vielen Branchen seien klassische Arbeitgebermärkte längst zu Arbeitnehmermärkten geworden. Dadurch könnten sich Arbeitnehmer bei der Jobsuche häufig zwischen mehreren Alternativen entscheiden. Um dabei den Kampf um die Fachkräfte zu gewinnen, müssen Unternehmen gegenüber ihren Angestellten immer großzügiger sein. "Viele Unternehmen lassen sich einiges einfallen, um Mitarbeiter zu begeistern und langfristig zu binden. Dabei orientieren sie sich auch an dem weit verbreiteten Wunsch, Erfolg im Beruf mit Zeit für Familie und Privatleben zu verbinden", erklärt Bitkom-Präsident Achim Berg auf der Website haustec.de. Für die Untersuchung dieses Sachverhalts, befragte Bitkom 856 Personalverantwortliche und Geschäftsführer von Unternehmen aller Branchen und erstellte eine Auswertung über die Vergünstigungen und Annehmlichkeiten, die Arbeitgeber heute ihren Arbeitnehmern bieten.
Familie hat bei Arbeitnehmern hohen Stellenwert
Wie karriere.de berichtet, ist für über die Häfte der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern die Familie das Wichtigste im Leben. Für ihre Angaben beruft sich die Website auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitut YouGov. Nur für zwei Prozent der Frauen und drei Prozent der Männer würde der Umfrage zufolge die berufliche Karriere an erster Stelle stehen. Aufgrund dieser Schwerpunktsetzung ist es für den Großteil der Beschäftigten von großer Bedeutung, dass sich Beruf und Familie miteinander vereinbaren lassen. Wichtig hierfür ist die Möglichkeit eines flexiblen Arbeitens. Laut Bitkom wenden 71 Prozent der Arbeitgeber ein Gleitzeitmodell an, 65 Prozent setzen auf Arbeitszeitkonten für flexible Arbeitszeiten und 46 Prozent bieten ihren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern eine Vertrauensarbeitszeit. Acht Prozent der Unternehmen stellen ihren Angestellten sogar eine Kinderbetreuung zur Verfügung. In vielen Fällen dürfen Eltern auch im Homeoffice arbeiten. Ebenso sind Eltern-Kind-Büros sowie Sonderzahlungen und Sonderurlaube nach Geburten denkbar.
"New Work" soll Arbeitnehmer anziehen
Besonders häufig setzen "moderne" Unternehmen auf die Schaffung einer familiären Unternehmenskultur und auf eine umfassende Digitalisierung, um das Arbeiten so angenehm wie möglich zu gestalten. "Digitale Technologien machen die neue Freiheit, die mit New Work verbunden wird, überhaupt erst möglich. Wichtig ist, dass man auch in Wohlfühloasen das Arbeiten nicht vergisst. Unternehmen sind in der Pflicht, ihren Mitarbeitern dabei zu helfen, diese Freiheit auch eigenverantwortlich zu nutzen", erklärt Berg auf der Website haustec.de. 55 Prozent der Arbeitgeber statten ihre Beschäftigten mit den neuesten Smartphones, Tablets oder Notebooks aus und erlauben oft auch deren private Nutzung. Nahezu jeder Arbeitgeber (92 Prozent) stellt seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine kostenlose Getränkeversorgung zur Verfügung. Etwa jedes fünfte Unternehmen bietet den Angestellten sogar kostenloses Essen an. Für den Weg zur Arbeit spendieren mehr als die Hälfte der Firmen ihren Arbeitskräften Tickets für eine freie Fahrt mit Bus und Bahn. 44 Prozent wollen im Allgemeinen eine Arbeitsatmosphäre schaffen, die das Gemeinschaftsgefühl stärkt. Hierfür veranstalten 29 Prozent Veranstaltungen wie Sommerfeste und Weihnachtsfeiern. Auf Annehmlichkeiten wie Tischkicker und Spielkonsolen im Büro setzen 19 Prozent. Ebenfalls 19 Prozent zahlen den eigenen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern betrieblichen Zusatzleistungen zur Altersvorsorge. Ein Sabbatical ist bei 14 Prozent der Arbeitgeber möglich. 17 Prozent versuchen neue Angestellte mit zusätzlichen Maßnahmen zur Gesundheitsförderung zu gewinnen.
Hohe Gehälter und Boni sind ebenfalls wichtig
Auch wenn sich heute viel um die Work-Life-Balance dreht und ein "Wohlfühl-Job" vor einem hohen Gehalt kommt, so ist die Bezahlung noch immer sehr wichtig für etliche Beschäftigte. "Das übliche Managementgerede, dass das Gehalt nicht so wichtig ist, ist reiner Unsinn", sagt Arbeitsmarktforscher Gerhard Bosch von der Universität Duisburg-Essen gegenüber karriere.de. Es sei zwar möglich "motivierte junge Leute eine Zeit lang mit schlechten Löhnen in einer schicken und trendy Arbeitsumgebung aus[zu]beuten und gleichzeitig bei Laune halten", doch spätestens, wenn sich die Kinderfrage stelle, sei Schluss damit. Als Beispiel führt der Forscher Start-ups, Medienunternehmen und Architekturbüros an. Darüber hinaus würden sich qualifizierte Arbeitskräfte, deren Fähigkeiten am Markt gefragt sind, "kaum allzu lange mit einem geringen Gehalt ohne nennenswerte Zusatzleistungen abspeisen lassen". Unter diesem Gesichtspunkt erscheint es etwas überraschend, dass laut der Bitkom-Umfrage nur neun Prozent der Arbeitgeber Fachkräfte mit einem überdurchschnittlichen Gehalt locken. Immerhin zwölf Prozent versprechen ihren Neueinsteigern einen Dienstwagen. Nur zwei Prozent zahlen hingegen einen Bonus für die Unterzeichnung des Arbeitsvertrags.
Nicolas Flohr / Redaktion finanzen.net
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