Psychologe erklärt: Woher kommt die Abneigung gegen Elektroautos?
Ein Psychologe erklärt, woher bei einigen Menschen die Abneigung gegen Elektroautos kommt. Wie er zu bedenken gibt, ist dies in Deutschland ein durchaus emotionales Thema.
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E-Autos werden beschädigt
Immer wieder kam es in den letzten Jahren dazu, dass Menschen, die Elektroautos eher negativ gegenüberstehen, solche beschädigten. "InsideEVs" berichtete erst im April über einen Vorfall, bei dem ein Motorradfahrer aus den USA auf der Straße neben einem Tesla Model Y anhielt und diesen mit einem Stein bewarf. Der Tesla-Fahrer Mitch Zink postete ein Video der TeslaCam (Teslas Dashcam), die den Vorfall dokumentierte, auf Facebook. Was jedoch vor oder nach dem Steinwurf passierte, ist auf dem Video nicht mehr zu sehen.
Und auch die Münchner Abendzeitung berichtet von einem Vorfall, bei dem eine Abneigung gegen Stromer vermutet werden könnte. Demnach sollen Unbekannte eine Ladesäule der Münchner Stadtwerke mit Hackfleisch verunreinigt haben. Die Täter sollen das Fleisch in die Steckvorrichtung der Elektro-Zapfsäule geschmiert haben. Dabei sei das Fleisch bis zu den Kontakten der Stecker vorgedrungen, was die Ladestation vorübergehend außer Funktion gesetzt habe. Die Stadtwerke vernehmen laut der Abendzeitung einen Anstieg in Sachen mutwilliger Beschädigung oder gar Zerstörung von Ladesäulen. In 15 Prozent der Fälle seien Störungen bei Ladesäulen auf Vandalismus oder anderweitige Fremdeinwirkung zurückzuführen.
Woher kommt die Abneigung gegenüber Elektroautos?
Dazu befragte "EFahrer" den Psychologen Prof. Dr. Claus-Christian. Dieser hat bereits im Jahr 2016 ein Experiment durchgeführt, in dem er die Vorurteile gegenüber der Technologie von Elektroautos untersucht hat. Dabei konnte festgestellt werden, dass Menschen Abneigung meist aufgrund von Vorurteilen empfinden und Elektromobilität dabei keine Ausnahme bildet. Einen weiteren Grund in der Abneigung sieht er im Abschied von Verbrennern: "Es gibt ja beides: Unmut über Elektromobilität und Faszination für eine neue Technik. Unmut zu diesem Thema entsteht durch zwei unterschiedliche Dinge: Zum einen gibt es eine echte Wehmut zum Abschied der Verbrennungsmotoren - wir dürfen nicht vergessen: maßgebliche Erfindungen im Bereich der Verbrennungstechnik sind in Deutschland entstanden: vom Diesel- über Otto- bis hin zum Wankelmotor. Wenn das alles nun weg sein soll, ist das ein echter Abschied."
Trotzdem erklärt Claus-Christian, dass es außer der Abneigung durchaus auch positive Emotionalisierung und Faszination gegenüber den neuen Technologien gibt. Seiner Meinung nach werde der Unmut gegenüber Stromern in den nächsten Jahren immer weiter abnehmen und mehr Vorbehalte gegenüber den Verbrennungsmotoren entstehen. Hass sei niemals produktiv, weshalb auch schon jetzt die Debatte von großer Wichtigkeit sei. "Hass, aber so viel auch jetzt schon, ist niemals etwas was produktiv ist. Eine gesunde Auseinandersetzung sieht anders aus. […] Debatten hingegen sind gut, da sie unterschiedliche Standpunkte austauschen. Mobilität ist ein wichtiges und emotionales Thema, es regt an, darüber zu sprechen", erklärte er.
Wie sollten die Debatten richtig geführt werden?
Der Psychologe kritisiert, dass in Deutschland zu spät kommuniziert wurde, dass die Bundesrepublik als einer der Innovationsführer gar keinen anderen Weg einschlagen kann, als konsequent an neuen Innovationen zu arbeiten. "An der Mobilität hängt vieles: Einerseits das persönliche Glück zu entscheiden wohin man wie und wann fährt, andererseits hängen an der Mobilität Arbeitsplätze, Wirtschaftskraft, Prosperität, Zukunftsfähigkeit", so Claus-Christian. Bricht der Markt von Verbrennungsmotoren weg, müssen neue und moderne Konzepte entwickelt werden, die einen neuen großen Markt erschließen können. Den Menschen müsste klargemacht werden, dass Elektromobilität eine große Chance und ein Investitionsmarkt sein kann. Auch der Verbrenner musste sich in der Vergangenheit gegen die Pferdekutsche durchsetzen. Die Elektromobilität kann hier also unter Umständen eine ähnliche Erfolgsgeschichte verzeichnen.
"Wir müssen ehrlich mit den Fürs und Wieders umgehen. Wir müssen langfristige Berechnungen gegenüber kurzfristigen Berechnungen vorziehen, denn es geht um ein sehr langfristiges Projekt. Und es muss klar sein, dass wir heute noch vorhandene Hürden in der Produktion solcher Fahrzeuge aktiv angehen, um verbundene Probleme nachhaltig zu lösen, bspw. ethische Aspekte des Abbaus von seltenen Erden, Lieferengpässen bei Lithium, Monopolstellungen bei Palladium und dergleichen. Wir müssen die Menschen begeistern und nicht belehren. Wer das versteht, dem gehört die Zukunft", erklärt Claus-Christian abschließend.
E. Schmal / Redaktion finanzen.net
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