Studie zeigt: Unfallrisiko für Fußgänger bei E-Autos doppelt so hoch wie bei Verbrennern
Elektroautos erfreuen sich weltweit wachsender Beliebtheit, doch eine aktuelle Studie von Unfalldaten aus Großbritannien wirft ein kritisches Licht auf ihre Sicherheit, insbesondere für Fußgänger. Demnach ist die Gefahr für Fußgänger bei E-Autos doppelt so hoch wie bei Verbrennern.
Umgebung spielt ausschlaggebende Rolle
Die Studie von Phil J Edwards, Siobhan Moore und Craig Higgins, die im Journal of Epidemiology & Community Health veröffentlicht wurde, wertete Unfalldaten in den Jahren 2013 bis 2017 in Großbritannien aus und berechnete die "Unfallraten pro 100 Millionen Kilometer Fahrleistung" für Elektroautos und Verbrenner. Dabei wurden von den Wissenschaftlern auch mögliche "modifizierende Effekte der Umgebung" berücksichtigt, die auf die Unfallwahrscheinlichkeit Einfluss haben könnten. Die Ergebnisse zeigten, dass Elektroautos im ländlichen Raum kaum ein erhöhtes Risiko darstellen. In städtischen Gebieten hingegen wurde ein dreimal so hohes Unfallrisiko mit E-Autos für Fußgänger wie bei Verbrennern festgestellt. Insgesamt sind laut der Studie Fußgänger doppelt so gefährdet, in einen Unfall mit einem E-Auto verwickelt zu werden.
Forscher schlagen Maßnahmen zur Risikominderung vor
Ein wesentlicher Faktor für die höheren Unfallzahlen sei laut den Wissenschaftlern die geringe Geräuschkulisse der E-Autos. Die Studie erklärt, dass E-Fahrzeuge in städtischen Gebieten, wo der Umgebungslärm höher ist, für Fußgänger schwerer zu hören seien. Diese Beobachtung unterstützt die Theorie, dass der Mangel an Motorengeräuschen das Risiko für Unfälle erhöht und Verbrenner demnach von Fußgängern besser wahrgenommen werden. Dies hat dazu geführt, dass in der EU seit dem 1. Juli 2021 neue Vorschriften gelten: Elektroautos müssen seitdem bei Geschwindigkeiten unter 20 km/h ein Warnsignal abgeben, um Fußgänger zu warnen. Hersteller von E-Autos sind demnach verpflichtet, ein AVAS (Acoustic Vehicle Alerting System) zum Schutz von Fußgängern in ihre Fahrzeuge einzubauen.
Laut den Forschern könnten neben den akustischen Warnsignalen weitere Maßnahmen wie autonome Notbremsungen und Kollisionsvermeidungssysteme dabei helfen, Fußgänger zu schützen. Außerdem sollten Fahrer von E-Autos besonders auf ihre Umgebung achten.
Weitere Faktoren erhöhen Unfallrate
Neben der geringen Geräuschentwicklung identifizierte die Studie weitere Faktoren, die zur höheren Unfallrate beitragen könnten. Elektroautos beschleunigen demnach häufig deutlich stärker als Verbrenner, was zu unerwarteten Manövern und damit zu einem erhöhten Unfallrisiko führen kann. Zudem werden Elektroautos, wie alle Pkw, im Durchschnitt immer schwerer, was das Risiko schwerer Unfälle erhöht. Ein weiterer Aspekt ist, dass jüngere Fahrer eher dazu neigen, ein E-Auto zu besitzen und statistisch gesehen häufiger in Unfälle verwickelt sind.
Redaktion finanzen.net
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